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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ihn traf, wurde von seiner grauen Gestalt absorbiert, fast ohne dass er es merkte.
    Schon bald, dachte Jumil, während sich die Bogenschützen hastig vor dem herabstürzenden Mauerwerk in Sicherheit brachten, schon bald kommt das Königreich!
    Ayoni war an Händen und Füßen gefesselt worden, dann warf sich ein hünenhafter Mogaun-Krieger die Gräfin über die Schulter und schleppte sie aus dem Palast zu einer überwucherten, von Büschen gesäumten Bresche in der bröckelnden Stadtmauer. Dort wurde sie ohne viel Federlesens auf die Pritsche eines kleinen Karrens befördert, vor den ein Maultier gespannt war. Danach warf jemand ihr einen feuchten, mottenzerfressenen Pelzmantel über. Das merkwürdige, hauchdünne Netz umhüllte sie immer noch und trennte sie mit seiner erstickenden Aura von der Niederen Macht. Schließlich ergab sie sich in ihre Niederlage und versuchte sich zu entspannen, während der Karren am Ufer des Großen Kanals nach Belkiol rumpelte. Als sie darüber nachdachte, wie sie Ilgarion oder Tangaroth überzeugen könnte, den auf dem Festland liegenden Teil Belkiols anzugreifen, packte sie erneut die Furcht. Die Gesichter von Jarryc, Chellour und Klayse stiegen immer wieder vor ihrem inneren Auge auf, und ihre Gedanken verhedderten sich in einem Gewirr aus möglichen Geschichten und Eröffnungsworten, spielten die Frage durch, was sie betonen sollte, und wann …
    Als der Karren neben den buschigen Ufern des Kanals hielt, wusste Ayoni immer noch nicht, welche Taktik sie anwenden sollte. Als man ihr den Pelzmantel abnahm, sah sie, dass es mittlerweile bereits Vormittag war. Nur wenige Sonnenstrahlen durchdrangen die dichte Wolkendecke, die schwer am Himmel hing. Sie befanden sich etwa eine halbe Meile vor Belkiol, das an seinen vielen Lagerfeuern hinter den felsigen Hügeln unschwer zu erkennen war. Dann zertrennten ihre Häscher, zwei kriegerische Mogaun, die sie mit lüsternen Blicken bedachten, und ein hagerer Schamane, ihre Fußfesseln und stießen sie grob über einen Schotterweg zu einem Holzsteg, der vom Ufer ins Wasser führte. In einem flachen Boot, das am Ende des Steges vertäut war, saß ein Mann in der schmutzigen Kutte eines Fischers und schaute hoch, als sie sich näherten. Seine Miene verzog sich säuerlich, als er seine Passagiere erkannte.
    »Habt Euch mächtig Zeit gelassen«, knurrte er.
    »Wir zahlen für dein Boot«, gab der Schamane zurück. »Nicht für deine Bequemlichkeit.«
    Dem Bootsmann lag eine beißende Erwiderung auf der Zunge, doch dann musterte er die beiden Krieger und zuckte die Schultern.
    »Stimmt… Setzt sie ins Boot, dann bringe ich sie rüber.«
    Ayoni wurde an den Armen gepackt und nicht gerade sanft im Heck des kleinen Ruderbootes abgesetzt. Der Bootsmann sah den Schamanen an und hielt die Hand auf. Die beiden Männer maßen sich einen Moment mit gereizten Blicken, bis der Schamane einige Münzen in die ausgestreckte Hand fallen ließ. Sobald er das Geld gezählt und eingesteckt hatte, holte der Bootsmann einen langen Dolch heraus, dessen Klinge mit Rostflecken übersät war, und schnitt die Taue an Ayonis Handgelenken durch.
    »Danke.« Überrascht massierte sie ihre gefühllosen Hände, deren Durchblutung von den Stricken abgeschnitten worden war.
    »Rudern«, knurrte der Bootsmann und wedelte nachdrücklich mit dem Dolch.
    Wäre sie ähnlich behütet und verwöhnt aufgewachsen wie die meisten vornehmen Damen am Hofe, wäre sie vermutlich längst in Tränen aufgelöst gewesen und unfähig, auch nur einen Schlag zu tun. Stattdessen packte sie ruhig die Ruder und steckte sie nacheinander in die Dollen. Als sie damit fertig war, deutete der Mann einfach nur mit dem Dolch über den Kanal. Während sie sich in die Riemen legte und das Boot von dem Steg wegmanövrierte, grinste der Bootsmann die drei Mogaun verächtlich an.
    »War mir ein Vergnügen, Geschäfte mit Euch zu machen …«
    Es war eine lange, anstrengende Ruderpartie, auch wenn sie nicht gegen die Strömung ankämpfen musste und keine hohen Wogen gegen das Boot schlugen. Während Ayoni gleichmäßig weiterruderte, beobachtete sie die drei Mogaun, die am Steg standen und ihr nachsahen.
    »Ich weiß, dass Ihr eine Magierin seid«, meinte der Bootsmann unerwartet. »Und ich weiß auch, dass dieses Netz Euch lähmt.« Sein Blick funkelte gierig. »Wenn ich es zerschneide, schwört Ihr mir dann, Euch mir erkenntlich zu zeigen …?«
    Sie sah ihn an. »Wie zum Beispiel?«
    »Seht Ihr dieses

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