03 - Sinnliche Versuchung
Kopf
haben Sie mir jedenfalls verdreht.«
»Wie bitte?«
Er lächelte sie
aufreizend an und blickte wieder auf ihre Brüste. »Ein Irrtum von mir, Sie als
mager zu bezeichnen.«
Sie schnaubte. »Sie
... Sie!«
Er schmunzelte, als
sich ihre Wangen wie das Morgenrot im Frühling färbten. »Oh, ich bitte Sie.
Als mollig gehen Sie wohl kaum weg.«
»Eigentlich müsste
ich jetzt verschwinden und Sie sich selbst überlassen!«.
»Ganz richtig«,
stimmte er zu. Er hielt ihren Blick fest und sagte leise: »Aber wenn ich die
Möglichkeit hätte, meine Krankenschwester auszuwählen, dann kämen nur Sie
infrage, Kätzchen. Und ich habe es ernst gemeint. Sie sind wirklich ein höchst
bezaubernder Anblick.« Langsam wanderte sein Blick über das Gesicht. Die
leicht geöffneten Lippen waren rosafarben und feucht. »Wissen Sie, dass Ihre
Augen die Farbe mit Ihrer jeweiligen Stimmung wechseln? Noch nie habe ich so
viele verschiedene Blautöne gesehen.«
Wieder errötete sie
- aber dieses Mal vor Freude, stellte er fest.
Juliannas Blick
schweifte ab. Nervös spielte sie mit den Händen. »Ich ... ah, ich glaube, es
ist Zeit, mich um Parzival zu kümmern.« Sie
rannte hinaus.
Es stimmte.
Julianna war nervös. Oh, nicht dass sie sich vor ihm fürchtete, was vielleicht
angebracht gewesen wäre, sagte sie sich. Schließlich war sie allein mit einem
fremden Mann. Sie wusste nichts über ihn. Nur, dass seine gegenwärtigen
Lebensumstände verwerflich waren. Eine andere Frau hätte in diesen drei Tagen
gewiss das Fürchten gelernt.
Sie erlebte etwas
völlig Neues, das sie noch bei keinem Mann gespürt hatte, auch nicht bei
Thomas. War Dane in ihrer Nähe, wurde sie sich seiner beinahe schmerzlich
bewusst. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Nie hätte sie zulassen
sollen, dass er sie küsste. Vor allem hätte sie den Kuss nicht erwidern dürfen!
Aber sie hatte es getan ... und sie begriff es nicht.
Umso weniger
verstand sie, warum sie noch hier war.
Draußen war es warm
und hell. Die Sonne schien hell durch die Baumwipfel. Julianna brauchte einen
Augenblick, um sich zu sammeln, was aber zwecklos war, da er ihr folgte.
Schweigend fütterte
Julianna das Pferd; dieses Mal füllte Dane den Wassereimer am Brunnen und trug
ihn zu Parzivals Stall.
»Er mag Sie«,
bemerkte Dane, als Parzival sie mit der Schnauze an die Hand stupste.
Julianna blickte
ihn an. »Das scheint Sie zu überraschen.«
»Er kann ein
richtiges Biest sein«, räumte er ein und beobachtete sie eine Weile. »Ich
möchte mich bedanken, weil Sie ihn so gut versorgt haben.«
Julianna blickte
ihn scharf an. Sollte das ein Tadel se n? Aus seinem Gesichtsausdruck zu
schließen wohl eher nicht.
Sie rieb die
samtene Nase des Tiers. »Parzival«, Sagte sie vor sich hin. »Ein edler Name für
ein edles Tier. Haben Sie ihn sogenannt?«
»Ja.«
»Warum gerade
Parzival?«, fragte sie.
»Es heißt, dass
Parzival so flink war, dass er mit seinem Speer einen Vogel im Flug traf. Ich
fand, dass dieser Name zu ihm passt, denn er ist wirklich schnell wie der Wind.«
»Dann sind Sie sehr
belesen, wenn Sie mit König Arthur und seiner Tafelrunde vertraut sind. Aber
für einen Straßenräuber doch höchst seltsam, auf diesen Namen zu kommen, finden
Sie nicht?«
Danes Lächeln
verschwand. Er schwieg.
»Ehrlich gesagt,
frage ich mich, wo Sie Ihre Bildung erworben haben.«
Immer noch
schweigend, wandte er sich um und ging zur Hütte zurück.
Julianna folgte ihm
auf den Fersen. »Haben Sie mich gehört, Sir?«
»Mein Gehör ist in
Ordnung, Teuerste.« Der Ton war kühl und der Ausdruck ebenso, als er sie
anblickte.
»Warum antworten
Sie nicht?«
»Sie sind
erstaunlich hartnäckig.«
»Was manchmal sehr
lästig ist, meinten meine Brüder.«
»Brüder? Sie haben
noch einen?«
»Ich habe zwei.
Sebastian und Justin. Aber wir sprechen nicht über mich, Dane. Die Rede ist
von Ihnen.«
Er lehnte am groben
Holztisch und sah sie nachdenklich an. »Worauf wollen Sie hinaus, Julianna?
Mit dieser Frage bezwecken Sie doch etwas.«
Sie holte tief Luft
und blickte ihn offen an. »Nur dieses, Sir.« Sie nahm seine freie Hand, drehte
die Handfläche nach oben und strich mit ihren Fingern darüber. »Ich glaube
nicht, dass Sie niederer Herkunft sind. Das ist nicht die Hand eines Arbeiters.
Sie sind weder ungehobelt noch unkultiviert. Daraus muss ich schließen, dass
Sie alles andere als gewöhnlich sind. Vielleicht sind Sie sogar ein Gentleman.«
Sie war noch nicht
am Ende.
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