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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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große Ähnlichkeit mit der alten Tony meines guten Sans-ear. Er war gesattelt und gezäumt. Fred bestieg ihn und sprengte den steilen Damm hinab, ohne den anderen irgendeine Bemerkung zu machen. Sie bekümmerten sich auch nicht weiter um uns. Wir waren ihnen ja fremd, und es war ihnen also vollständig gleichgültig, daß wir den Zug verließen.
    Unten am Damm hielt Walker an.
    „Seht Ihr, Charles, wie gut es nun wäre, wenn Ihr ein Pferd hättet?“ meinte er.
    „Es wird nicht lange dauern, so haben wir eins“, antwortete ich. „Mit Hilfe Eures Viktory werde ich mir sehr leicht eins fangen.“
    „Ihr? Das müßte ich fangen, denn ich gebe Euch mein Wort, daß Ihr den Viktory nicht reiten könnt. Er trägt keinen anderen Menschen als nur mich allein.“
    „Das würde sich finden!“
    „Es ist aber so. Ich versichere es Euch. Wir könnten, damit Euch das Laufen nicht so sehr angreift, zuweilen mit dem Pferd wechseln; aber es wirft Euch sicher ab, und so seid Ihr zum Marschieren verurteilt, bis wir eine Mustang-Herde treffen. Das ist höchst unangenehm, da wir auf diese Weise nur langsam vorwärts kommen und sehr viel Zeit versäumen. Aber seht, da steigen die Leute ein; der Zug will weitergehen.“
    Es war so, wie er sagte. Die Maschine gab Dampf; die Räder bewegten sich, und der Zug rollte dem Westen wieder entgegen. Nach wenigen Augenblicken war er unseren Augen entschwunden.
    „Hängt Eure schwere Büchse an meinen Sattel“, sagte Walker.
    „Ein guter Jäger trennt sich keinen Augenblick von seinem Gewehr“, antwortete ich. „Ich danke Euch, Fred. Vorwärts!“
    „Ich werde langsam reiten, Charles.“
    „Laßt den Viktory immer einen kräftigen Schritt nehmen; ich bin ein guter Läufer und halte aus.“
    „Well, so kommt!“
    Ich warf die Decke über, hing den Stutzen über die Achsel, schulterte die Büchse und schritt an der Seite des Reiters vorwärts. Die Verfolgung der Railtroublers begann.
    Ihre Fährte war so deutlich, daß wir uns nicht die mindeste Mühe zu geben brauchten, sie aufzuspüren. Sie wies beinahe grad nach Norden zu, und wir folgten ihr ohne Aufhalten bis um die Mittagszeit, wo wir einen kurzen Halt machten, um den Viktory ausruhen zu lassen und einen kleinen Imbiß zu uns zu nehmen. Er bestand aus dem wenigen, was wir zufällig eingesteckt hatten, denn es war uns nicht eingefallen, uns mit Hilfe der Vorräte des Zuges zu verproviantieren. Solange der Savannenmann eine Büchse und Munition besitzt, braucht er keinen Hunger zu leiden. Und in dieser Beziehung war ich gut versehen, denn mein wasserdichter Ledergürtel enthielt so viele Patronen, daß ich keine Sorge zu haben brauchte.
    Das Land, in welchem wir uns befanden, war hügelig und recht gut bewaldet. Die Spur führte an einem kleinen Fluß aufwärts, dessen Ufer teils sandig und teils mit einem so fetten Gras bewachsen waren, daß die Hufe der Pferde einen stets sichtbaren Eindruck hinterlassen hatten. Am Nachmittag schoß ich einen recht feisten Waschbären, welcher uns ein gutes Nachtmahl versprach, und als es dunkel wurde, machten wir in einer kleinen, von dichtem Baumwuchs verhüllten Felsenschlucht halt, wo wir ohne Sorge um Entdeckung ein Feuer anzünden und den Waschbären braten konnten. Wir fühlten uns an diesem Ort so vollständig sicher, daß wir es für überflüssig hielten, Wache zu halten, sondern uns alle beide schlafen legten, nachdem Fred seinen Viktory versorgt hatte.
    Am anderen Morgen brachen wir sehr in der Frühe auf und erreichten am Nachmittag den Ort, an welchem die Railtroublers während der verflossenen Nacht gelagert hatten. Sie hatten mehrere offene Feuer gebrannt, schienen also jede Verfolgung Hohn sprechen zu wollen. Gegen Abend ritten und gingen wir demselben Flüßchen entlang über eine Ebene hin und hielten auf eine Ecke zu, welche der Urwald gegen das Grasland bildete. Wir hatten die Verfolgten fast eine ganze Tagesreise vor uns und fühlten uns um so sicherer, als wir auch nicht die mindeste Spur von der Anwesenheit eines anderen Menschen bemerkt hatten. Wir erreichten die Ecke und wollten um dieselbe biegen, als wir beide plötzlich zurückfuhren. Vor uns hielt ein Indianer, der zu derselben Minute im Begriff gestanden hatte, von der andern Seite um die Spitze zu biegen. Er war mit einem Rappen beritten und führte ein mit einem beladenen Packsattel aufgeschirrtes Pferd neben sich.
    In ganz demselben Moment, als er uns erblickte, glitt er blitzschnell vom Pferd, so daß er hinter

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