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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Häuptling der Sioux-Dakota beleidigte mich; ich folgte ihm und nahm seinen Skalp; seine Leute verfolgten mich; ich vernichtete meine Fährte, kehrte zu ihren Wigwams zurück und holte mir die Zeichen meines Sieges, welche ich auf das Pferd des Häuptlings lud. Da steht es!“
    Mit diesen wenigen, anspruchslosen Worten berichtete dieser Mann eine Heldentat, zu deren Erzählung ein anderer die Zeit von Stunden gebraucht hätte. Aber so war er. Er hatte von den Ufern des Rio Grande im Süden bis weit hinauf zum Milk-River im Norden der Vereinigten Staaten monatelang einen Feind durch Urwälder und Prärien verfolgt, diesen endlich im männlichen, offenen Kampf besiegt, sich dann mitten in das Lager der Gegner gewagt und ihnen die köstlichsten Trophäen abgenommen. Das war ein Stück, welches ihm kein anderer nachmachte, und wie bescheiden berichtete er es! Er fuhr fort: „Meine Brüder wollen die Ogellallah und die weißen Männer verfolgen, welche man Railtroublers nennt. Dazu bedarf es guter Pferde. Will mein Freund Scharlih das Roß des Sioux-Dakota reiten? Er hat die beste indianische Dressur, und er versteht sich auf dieselbe besser als ein anderes Bleichgesicht.“
    Bereits früher hatte er mir einen herrlichen Mustang geschenkt; ich wollte also die Gabe ablehnen und antwortete daher:
    „Ich bitte meinen Bruder um die Erlaubnis, mir ein Pferd selbst zu fangen. Das Roß des Dokota hat die Beute zu tragen.“
    Er schüttelte den Kopf und entgegnete:
    „Warum will mein Bruder vergessen, daß alles sein ist, was mir gehört. Warum will er große Zeit versäumen mit der Pferdejagd? Soll diese Jagd uns den Ogellallah verraten? Glaubt er, daß Winnetou diese Beute bei sich führen wird, wenn er der Fährte der Sioux folgt? Winnetou wird sie vergraben, und das Pferd wird ledig sein. Howgh!“
    Dagegen war nichts zu machen; ich mußte die Gabe annehmen. Übrigens hatte ich das Pferd schon längst mit bewundernden Augen betrachtet. Es war ein Schwarzschimmel von dunkelster Färbung, kurz gebaut, kurz gefesselt, fein und doch kräftig gegliedert und so sichtbar geädert, daß man seine Freude an ihm haben mußte. Die volle Mähne hing bis über den Hals herab; der Schweif berührte beinahe den Boden; das Innere der Nüstern zeigte jene rötliche Färbung, auf welche der Indianer so sehr viel gibt, und in den großen Augen lag bei allem Feuer des Ausdruckes doch eine Art ruhiger Überlegung, welche hoffen ließ, daß ein guter Reiter sich auf dieses Pferd verlassen könne. „Aber der Sattel?“ bemerkte Fred. „Ihr könnt doch nicht auf einem Packsattel reiten, Charles!“
    „Das ist das wenigste“, antwortete ich. „Habt Ihr noch nicht gesehen, wie ein Indsman einen Reitsattel aus dem Packsattel macht? Seid Ihr noch nicht dabeigewesen, wenn ein geschickter Jäger sich mit Hilfe der noch rauchenden Haut eines frisch erlegten Wildes einen ganz leidlichen Sattel herstellt? Ihr sollt sehen, daß ich bereits morgen mit einem so bequemen Sitz versehen bin, daß Ihr mich um denselben beneiden werdet.“
    Der Apache nickte zustimmend und meinte:
    „Winnetou hat nicht weit von hier am Wasser die frische Spur eines großen Wolfes gesehen. Ehe die Sonne untergegangen ist, werden wir sein Fell und seine Rippen haben, welche einen guten Sattel geben. Haben meine Brüder Fleisch zu essen?“
    Als ich bejahend antwortete, fuhr er fort:
    „So mögen meine Brüder aufbrechen, um mit mir den Wolf zu holen und einen Lagerplatz zu suchen, an welchem ich die Beute vergraben kann. Sobald die Sonne am Morgen erscheint, werden wir den Spuren der Railtroublers folgen. Sie haben die Wagen des Feuerrosses zerstört; sie haben viele ihrer weißen Brüder beraubt, getötet und verbrannt. Der große Geist ist zornig über sie und wird sie in unsere Hände geben, denn sie haben nach dem Gesetz der Savanne den Tod verdient.“
    Wir verließen den Platz, an welchem ein ebenso merkwürdiges wie glückliches Zusammentreffen stattgefunden hatte. Der Lagerplatz des Wolfes war bald gefunden; wir erlegten das Tier, welches zu der Art gehörte, welche der Indianer Coyote nennt, und saßen kurze Zeit später am Feuer, um einen Sattel anzufertigen. Am andern Morgen vergruben wir die Beute Winnetous, welche aus indianischen Waffen und Medizinsäcken bestand, und bezeichneten den Ort, um ihn später wiederfinden zu können. Dann brachen wir auf, den Mördern nach, die wohl verächtlich gelacht hätten, wenn ihnen bekannt gewesen wäre, daß drei Männer es

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