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030 - Die mordende Anakonda

030 - Die mordende Anakonda

Titel: 030 - Die mordende Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Mehr als ein paar Gläser Birnen und Kirschen würde sie wohl nicht
einkochen können.
    Sie holte ein Taschentuch aus der Schürzentasche und wischte sich den
Schweiß von der Stirn. In den Augen der Irin schimmerten verstohlen einige
Tränen.
    Margie begann am Südzipfel der spitz zulaufenden Rasenfläche mit der
Arbeit. Es war fast windstill. Ein herrlicher Tag ...
    Und sie war allein. Auf der Insel waren eigentlich alle allein. Zwar kannte
hier jeder jeden, aber viele Familien waren untereinander verfeindet. Andere
hingen Tag für Tag zusammen, und andere wieder standen vollkommen abseits.
    Wie die Queshons, wie James Beam, den man schon monatelang nicht mehr im
Dorf gesehen hatte ...
    Margie Queshon drehte das feuchte Heu um; systematisch lief sie von einem
Ende der Reihe zum anderen. Gelegentlich nur warf sie einen Blick hinüber zu
den grasenden, wiederkäuenden Kühen.
    Sie begann mit dem Umdrehen der nächsten Reihe, als sie auf die Unruhe
aufmerksam wurde. Einige Tiere zeigten plötzlich ein aufgeregtes Verhalten.
    Margie Queshon, die den Rechen stehen ließ und sich umsah, glaubte deutlich
im Unterholz ein leises Knacken zu vernehmen. Dann ein Rascheln. Wieder Stille.
    Einige Kühe am kleinen See sprangen erschreckt auf die Beine, wichen
angstvoll und muhend in die äußerste, dem See entgegengesetzte Ecke des
wackeligen Gatters zurück.
    Margie Queshon kniff die Augen zusammen.
    Sie warf einen Blick hinüber zu dem See. Direkt daneben stand ein grob
zusammengehauener Stall, der den Kühen Unterschlupf bot, wenn unerwartet ein
Regenschauer losbrach oder ein Unwetter sich ankündigte.
    Warum gingen sie nicht in den Schuppen?
    Die Irin, mit den Tieren und der Natur vertraut, tippte sofort richtig: Es
musste eine Schlange in der Nähe sein.
    Auch das Verhalten der beiden alten Ackergäule war recht seltsam. Sie
wieherten plötzlich und stellten sich mit den Vorderbeinen auf die wacklige
Umzäunung, so dass sie bedrohlich ins Wanken geriet.
    »Nur Ruhe ... so seid doch ruhig ... Was ist denn bloß?« Die Bäuerin sprach
beruhigend auf die Tiere ein. Sie kannten ihre Stimme. Aber die Unruhe klang
nicht ab.
    Die Pferde gerieten immer stärker in Unruhe. Schnaubend hielten sie die
Köpfe gehoben. Ihre Nüstern blähten sich. Plötzlich warf sich ein Gaul
angstvoll wiehernd gegen das Gatter. Krachend und knirschend gab der morsche
Holzzaun nach und brach um. Einige Pfähle wurden aus dem lockeren Boden
gerissen.
    Die Tiere witterten eine Gefahr.
    Vergebens hielt Margie Queshon nach dieser Gefahr Ausschau.
    Die Irin stützte sich auf den Rechen und stieg den Hügel abwärts zu dem
kleinen Teich hinunter, der an einer Seite von Bäumen umstanden war. Es war ein
idyllischer Ort, ein beinahe malerischer Platz, wenn er nur ein wenig mehr
gepflegt worden wäre.
    Sie musste daran denken, dass ihr kleiner Sohn so gern hier gespielt hatte.
Seltsam, dass einem immer die Vergangenheit im Kopf herumging. Je älter man
wurde, desto schlimmer wurde es, desto öfter quälte man sich mit Erinnerungen
aus einer vergangenen Zeit.
    Die Bäuerin stand jetzt genau neben der baufälligen Hütte. Das Tor stand
weit offen. Da hörte sie wieder das Rascheln.
    Von Panik getrieben drängten sich die Kühe noch dichter zusammen. Einige
schlugen mit den Hufen. Das Muhen der Tiere wurde immer aufgeregter.
    Mechanisch griff Margie Queshon nach einer Mistgabel, die gleich neben dem
Eingang des Schuppens hing.
    Und dann sah sie, wie das hüfthohe Schilf auf der gegenüberliegenden Seite
des brackigen, stehenden Wassers sich bewegte. Vergebens strengte sie ihre
Augen an. Sie konnte nichts sehen.
    Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Mit einer
Schlange würde sie fertigwerden! In der Nähe von Wasser und sumpfigen Gegenden
gab es schon manchmal Schlangen. Aber meistens waren es ungefährliche,
ungiftige. Oft wurden die Tiere mit den Reptilien selbst fertig. Ehe eine
Schlange ihre tödlichen Zähne anwenden konnte, wurde sie von den blitzschnell
niedersausenden Hufen zertreten.
    Die Tiere wussten sich zu helfen ...
    Umso erstaunlicher war ihr Verhalten jetzt. Es war, als ob sich ein
Ungeheuer näherte.
    Dann stockte auch Margie Queshon der Atem, und sie zweifelte an ihrem
Verstand.
    Was sich da durch das Wasser schob und direkt auf sie zuglitt, war ein
Geschöpf aus einem Alptraum.
    Es war eine Schlange! Mindestens neun
Meter lang, und ihr Umfang ... Alles in Margie Queshon sträubte sich gegen
das, was sie sah. Sekundenlang

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