0300 - Die Messermörder von Manhattan
klapperten, rasselten und klingelten die »Einarmigen Banditen« an den Wänden.
An der Wechselkasse stand eine Schlange von Leuten, die es nicht erwarten konnten, ihre Dollars loszuwerden.
Ich steckte einen Quarter in den Schlitz eines der Kästen. Ich drückte den Hebel herunter, und eine Kugel begann zwischen den Nummern herumzuhüpfen. Ich drückte zweimal… Dreimal hüpfte die Kugel. Dann war sie weg und meine fünfundzwanzig Cent ebenfalls.
»So leicht müsste man sein Geld verdienen«, sagte Phil.
In diesem Augenblick kamen ein paar Gestalten herein, die nicht in das Bild des verhältnismäßig harmlosen Vergnügens passten.
Es waren Gestalten, denen man im East End begegnet. Sie gebrauchten rücksichtslos die Ellbogen, schoben Männer und Frauen zur Seite und fingen an, einen Dime und einen Quarter nach dem anderen in die Spielautomaten zu werfen.
»Wenn das man gut geht«, sagte Phil, und im gleichen Moment begann einer der Kerle laut zu schimpfen.
»Schiebung…! Der Apparat wirft nicht… Das Zeug ist gedoktert…«
Eine andere Stimme fiel ein.
»Das ist Betrug. Das ist eine Gemeinheit«.
»Aufhängen müsste man die Kerle.«
Zwei kräftige Burschen, die bisher die gelangweilten Zuschauer gemimt hatten, packten zwei der Hauptschreier am Kragen, um sie an die Luft zu setzen.
Das war das Signal zu einem plötzlichen Aufruhr.
Von allen Seiten stürmten Kerle heran.
»Schlagt die Bude zusammen! Schlagt den Kerl tot! Wo ist der Lump, der uns hier betrügt?«
Im gleichen Augenblick klirrte es.
Ein Triumphgeschrei folgte.
Fäuste wirbelten durch die Luft. Schreie ertönten. Und dann fiel der erste frei stehende Automat krachend zu Boden.
Die Besucher, so weit sie harmlos waren, drängten in wilder Panik den Ausgängen zu.
Die Schläger waren im Nu unter sich.
Die beiden Aufsichtspersonen, die versucht hatten, Ruhe zu stiften, waren nicht mehr zu sehen.
Phil und ich, wir verständigten uns mit einem Blick.
Wir lehnten uns gegen die Wand.
Die Pistolen flogen aus den Schulterhalftern.
Ein paar Schüsse knallten gegen die Decke, dann brüllte ich:
»Stehen bleiben! FBI!«
Für einen Augenblick blieb es totenstill.
In diese Stille klang der auf und abschwellende Ton einer näherkommenden Polizeisirene.
Das veranlasste die Raudaubrüder zu schleuniger Flucht.
Nur einer schien es nicht eilig zu haben.
Er hatte den Mantelkragen hochgeschlagen und den Hut ins Gesicht gezogen.
Von seinem Gesicht war nichts zu sehen.
Erst als der letzte Unruhestifter das Feld geräumt hatte, sprang er mit einem Satz die fünf Stufen hinunter auf die Straße und war verschwunden.
***
Als kurz darauf der Polizeiwagen ankam, fielen mir die beiden Aufpasser wieder ein.
Wir fanden sie in einer Ecke zwischen zertrümmerten Spielautomaten.
Sie waren tot.
Jeder hatte einen Messerstich erhalten, der mit unheimlicher Präzision das Herz getroffen hatte.
Das alles sah nach einem organisierten Überfall aus.
Dann erschienen zwei Streifenwagen und ein ältliches Mädchen, das vorhin an der Wechselkasse gesessen hatte und sich zu Beginn des Krawalls rechtzeitig durch die Hintertür in Sicherheit gebracht hatte.
»Ich habe es Mister Blay prophezeit, dass etwas passieren würde«, zeterte sie. »Aber er wollte ja nicht hören, der Geizhals, jetzt hat er die Bescherung. Und bei Gott, ich gönne es ihm.«
Ich nahm sie beiseite.
»Wer ist Mister Blay?«, fragte ich.
»Na, wer soll das schon sein? Der Besitzer dieser Räuberhöhle natürlich.«
»Und was haben Sie ihm prophezeit?«
»Dass sie ihm eines Tages den Laden demolieren werden, wenn er nicht bezahlt.«
»Wenn er wen nicht bezahlt?«, fragte ich geduldig.
»Na, die Gang, die ihr Schutzgeld haben wollte.«
»Wissen Sie auch, wie diese Gang hieß?«
»Klar, früher war es die Cross Bones Gang, aber vorige Woche bekam Mister Blay einen Brief, in dem stand, dass die Schutzgarantie in andere Hände übergegangen sei, und dass man ihn mit allen Mitteln dazu veranlassen werde, wöchentlich zweihundert Dollar zu bezahlen. Die Kerle schrieben sogar, sie könnten keine Gewähr für die Sicherheit übernehmen, wenn das Geld nicht pünktlich abgeladen würde.«
»Und Mister Blay hat nicht bezahlt?«
»Nein, er war ein Starrkopf, er sagte, das sei glatte Erpressung. Er machte eine Anzeige bei der Police Station und engagierte sich zwei ehemalige Cops als Wächter. Na ja, die Burschen tun mir zwar leid, aber sie mussten wissen, was ihnen blüht. Jetzt sind sie tot,
Weitere Kostenlose Bücher