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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Suko.
    Innerhalb weniger Minuten brachte die Anführerin der Bande ihr Schiff wieder auf Vordermann. Jeder nahm seinen Platz ein. Der schwere Diesel wurde angeworfen, und das Boot tuckerte langsam der Küste entgegen.
    Wir wurden unter Deck gebeten. La Bandita lud uns ein, in ihre Kabine zu kommen.
    Es war ein kleiner Raum. Stühle gab es keine, man mußte Klappen aus der Wand holen. Claudia nahm auf dem festgeschraubten Bett Platz und warf uns zwei Decken zu. »Sonst holen Sie sich noch den Tod«, sagte sie.
    »Weshalb so fürsorglich?« fragte ich. »Eigentlich kann es Ihnen doch egal sein, ob wir sterben.«
    Sie hob die Schultern, holte aus dem Schrank eine Flasche Grappa und drei Gläser. »Ich habe nachgedacht«, erklärte sie einschenkend.
    »Sie scheinen doch keine Spitzel zu sein.«
    »Und wenn Sie sich geirrt haben?« fragte Mandra Korab.
    »Ist es mein Pech.«
    Wir bekamen jeder ein Glas. Auch Mandra und Suko lehnten nicht ab und tranken den scharfen Schnaps, der uns innerlich durchwärmte. Da Claudia Corelli nur drei Gläser zur Verfügung hatte, nahm sie einen Schluck aus der Flasche.
    Ich beobachtete sie über meinen Glasrand hinweg. Claudia Corelli besaß einen geschmeidigen Körper. Unter dem schwarzen Pullover zeichneten sich die festen Rundungen ihres Busens ab. Die Taille war schmal, und die langen Beine der dunklen Hose steckten in Stiefelschäften, deren Leder weich und nachgiebig war.
    »Musterung beendet?« fragte sie mich, als sie die Flasche abgesetzt hatte.
    Ich nickte.
    »Dann können wir ja zur Sache kommen.« Sie stellte die Flasche weg und schaute uns an. »Was haben Sie wirklich gesucht, Signores? Wir beobachten Sie nämlich schon die zweite Nacht.«
    »Das Untier.«
    Die Frau zeigte sich nicht einmal überrascht, holte nur Zigaretten hervor und zündete sich ein filterloses Stäbchen an. Während der Antwort blies sie den Rauch in unsere Richtung. »Woher kannten Sie es? Und woher wußten Sie von ihm?«
    »Das werden wir Ihnen nicht sagen«, erwiderte ich.
    Sie hob die Stirn. »Es gibt Mittel und Wege, Sie zu zwingen, Signores.«
    »Möglich. Nur wollen Sie jetzt keine Eskalation mehr – oder?«
    »Sie haben recht.«
    »Dann können wir uns ja weiter unterhalten«, sagte ich. »Zunächst einmal möchte ich feststellen, daß mich Ihr Zigarettenschmuggel nicht interessiert. Das ist eine Sache, das Monster eine andere. Ich würde gern von Ihnen wissen, weshalb sich dieser Unhold gerade Ihr Schiff ausgesucht hat. Können Sie mir eine Erklärung geben?«
    »Nein.«
    Ich schüttelte den Kopf. Die Antwort kam mir zu schnell. »Denken Sie nach.«
    La Bandita warf mir einen langen Blick zu. »Eigentlich müßte ich jetzt weinen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aber das Leben ist eben hart.«
    »Welchen Grund haben Sie denn?«
    »Das Opfer, Signore Sinclair, ist ein Bruder von mir gewesen. Verstehen Sie?«
    »Ja, Claudia, das verstehe ich. Sehr gut sogar! Hat das Monstrum sich ihren Bruder einfach so herausgegriffen, oder ist da noch vorher etwas gelaufen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Rekapitulieren Sie einmal. Wie war es denn, als das Untier das Deck betrat? Wir konnten ja nichts erkennen, weil wir im Wasser lagen. Hat es sich auf den erstbesten Menschen gestürzt oder…?«
    Ihre Augen verengten sich. Mit einer nervös anmutenden Bewegung strich sie das Haar zurück. »Nein«, sagte sie leise. »Nicht auf den erstbesten. Er hat die meisten zur Seite gestoßen.«
    »Und suchte Ihren Bruder?«
    »So war es.«
    »Das muß etwas zu bedeuten haben. Denken Sie darüber nach.«
    Zwischen uns entstand eine Redepause. Aus meinem Haar rann noch immer Wasser. Ich wischte es aus dem Gesicht und sah zu, wie die Frau den Kopf gesenkt hatte und auf ihre Zigarette stierte, die sie zwischen Zeige- und Mittelfinger drehte, wobei sie das Stäbchen immer stärker zusammendrückte.
    Da von ihr nichts kam, fragte ich: »Haben Sie eine Verbindung zu dem Monstrum?«
    Claudia sah aus, als wollte sie mir an die Kehle springen. »Wie kommen Sie dazu, so etwas zu sagen?«
    »Es war nur eine Frage, die an sich in der Luft lag. Weshalb hat sich das Untier ausgerechnet Ihren Bruder ausgesucht? Das möchte ich Sie fragen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Claudia, denken Sie nach!«
    Jetzt sprang sie auf und drückte die Zigarette so wütend in einen Ascher, daß die Glut hochflog. »Es tut mir leid, ich weiß es nicht. Man kann mir einiges nachsagen, aber nicht, daß ich oder meine Familie Verbindung zu einem solchen Monstrum

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