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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehabt hätten. Nein, das auf keinen Fall. Da haben Sie sich etwas in den Kopf gesetzt, Sie müssen sich irren, Signore Sinclair.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Claudia hatte Temperament, dies bewies sie in den nächsten Augenblicken. »Nein!« schrie sie und stampfte mit dem rechten Fuß auf. »Niemals steht unsere Familie mit so einem menschenmordenden Unhold in Verbindung. Wenn Sie das noch einmal behaupten, vergesse ich mich!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie sollten das nicht so emotional sehen, sondern darüber nachdenken.«
    »Das habe ich schon.«
    »Aber nicht richtig. Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Claudia. Sie stehen mitten in einem Männerleben, führen eine Schmugglerbande an und müssen Realist sein, denn die Polizei ist Ihnen stets auf den Fersen. Ich weiß, wie sehr gerade Italiener an ihrer Familie hängen, und ich kann mir vorstellen, daß auch Sie Ihre Sippe gut kennen. Deshalb möchte ich Sie bitten, noch einmal nachzudenken. Was kann das Monstrum für einen Grund gehabt haben, ausgerechnet Ihren Bruder mit in die Tiefe zu reißen. Denken Sie nach!«
    Meine Worte waren bei ihr auf fruchtbaren Boden gefallen. Sie senkte tatsächlich den Kopf, zündete sich eine weitere Zigarette an und begann damit, in der Kabine auf- und abzuwandern, während sie den Rauch hastig gegen die Decke blies. Suko, Mandra und ich verhielten uns ruhig. Wir schauten uns nur an. Die Blicke waren vielsagend. Ich erkannte bei meinen Freunden, daß sie ebenso dachten wie ich.
    »Nun?« fragte ich nach einer Weile, als ich sah, daß Claudia stehen geblieben war.
    Sie nickte. »Ich habe nachgedacht«, erklärte sie. »Aber ich weiß nicht, ob das eine mit dem anderen in einem Zusammenhang steht.«
    »Reden Sie nur!«
    »Es ist so, Signore Sinclair. Wir haben in der Tat eine große Familie, alle stammen aus Neapel, und die meisten sind auch hier wohnen geblieben. Eine Person allerdings hat sich ein wenig abgesetzt. Eine Tante mütterlicherseits. Sie ist zu einer lokalen Berühmtheit geworden, denn sie beschäftigt sich mit einem außergewöhnlichen Thema. Mit der Hellseherei.«
    »Das ist doch schon etwas.«
    La Bandita lachte hart, warf ihre Haare zurück und ließ sich auf das Bett fallen. »Sie sind gut, Sinclair. Das ist doch nur Spinnerei. Ich lasse mir mein Schicksal nicht aus dem Kaffeesatz lesen.«
    Die Antwort enttäuschte mich. »Ansonsten besitzt sie keine anderen Praktiken?«
    »Doch.«
    »Und welche?«
    Da hob La Bandita die Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Ich habe mit ihr bestimmt monatelang nicht gesprochen, denn wenn ich sie einmal zu Gesicht bekomme, fängt sie damit an, mich zu warnen. Und das will ich nicht.«
    »Wir sollten ihr dennoch einen Besuch abstatten«, bemerkte Suko.
    Claudias Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an. »Sie glauben… das heißt, Sie würden dieser alten Spinnerin glauben?«
    »Zunächst wollen wir nur mit ihr reden«, erklärte ich.
    »Das können Sie.«
    »Und wo finden wir Ihre Tante?« fragte Suko.
    »Sie wohnt nicht weit vom Hafen weg. In einem der ältesten Viertel Neapels.«
    Ich schaute auf die Uhr. Es war noch nicht sehr spät. Bis Mitternacht würde über eine Stunde vergehen.
    Claudia Corelli hatte meinen Blick bemerkt und winkte ab.
    »Keine Sorge, meine Tante schläft so gut wie nie. Die können Sie auch nachts stören, Hauptsache, Sie legen ihr genügend Scheine auf den Tisch. Am liebsten sind ihr Franken.«
    »Dann sind Sie bereit, mit uns zu ihr zu gehen?«
    »Das bin ich.«
    Ich wollte etwas sagen, kam nicht mehr dazu, denn etwas hämmerte gegen die Bordwand, und das Schiff geriet in leichte Schwankungen. Als ich deshalb aufsprang und der Klappstuhl hinter mir wieder in der Wand verschwand, winkte Claudia ab.
    »Keine Panik, wir haben nur angelegt. Es ist immer das gleiche.«
    Sie ging zur Tür. »Kommen Sie!«
    Hinter ihr drückten wir uns durch den engen Durchgang. Ich hörte Mandra Korab flüstern: »Überzeugt scheint sie ja nicht gerade von der Sache zu sein.«
    »Wärst du das?«
    »Wohl kaum.«
    Die Umgebung hatte sich verändert. Wir sahen es, als wir auf Deck standen. Wir schauten in eine kleine Hafenbucht. Einige Männer standen schon auf dem Pier und fingen die von Bord aus geworfenen Leinen auf, die sie fachmännisch um die Poller wickelten. Auf die Schnelle zählte ich drei Boote, die ebenfalls in dem Hafen festgetäut lagen.
    Auch der Verletzte wurde von Bord geschafft. La Bandita sprach mit dem Mann namens

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