0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt
Er besaß noch einen Durchgang zu einem weiteren Kellerraum, und der Inspektor schüttelte den Kopf. »Hier sind wir wohl auf dem falschen Dampfer. Ist doch alles völlig normal, meine Herren.«
»Meinen Sie, wegen der Strandkörbe?«
»Unter anderem. Auch mein Gefühl sagt mir, daß wir uns nicht in einem Mörderkeller befinden.«
In der Tat hatten die Lengerichs hier die Strandkörbe aufgestellt.
Sie standen neben- und übereinander und reichten fast bis an die hell gestrichene Decke heran.
Als ich ein paar Schritte ging und die anderen stehen blieben, hörte ich es unter meinen Füßen knirschen. »Sand«, sagte ich.
Meissner lachte. »Auf Sylt völlig normal.«
Ich bückte mich. »Neuerdings bin ich gegen Sand ein wenig allergisch.«
»Das dürfen Sie nicht so eng sehen«, belehrte mich der Mann.
»Überlegen Sie mal, wie viel Sand noch in den Körben steckt, wenn sie vom Strand abtransportiert werden.«
Da hatte er zweifelsohne recht. Dennoch wollte ich den Sand näher untersuchen, bückte mich und zerrieb ihn zwischen meinen Fingerspitzen. Nun war ich kein Mann, der Erfahrung auf diesem Gebiet besaß. Für mich fühlte sich der Sand normal an.
Das sagte auch Inspektor Meissner.
Der Sand lag dicht vor der Treppe. Ob er nun zu einem Toten gehörte oder vom Strand stammte, konnte niemand von uns sagen, deshalb forschten wir auch nicht mehr weiter nach, sondern wandten uns dem Nebenraum zu, dessen Durchgang so einladend offen stand.
Suko schaltete auch dort das Licht ein. Wir befanden uns in einer Werkstatt. Hier lagen genau die Werkzeuge, die Lars Lengerich benötigt hatte, um seine Strandkörbe wieder in Ordnung zu bringen.
Auch anderes Werkzeug entdeckten wir. Es diente sicherlich zur Reparatur der Fahrräder.
Sonst war der Raum leer.
Bis auf den Sand.
Auch hier knirschte er unter unseren Füßen, und ich verzog das Gesicht. Meissner bemerkte dies. Er lachte leise. »Man merkt, daß Sie noch nicht lange auf Sylt sind. Nach einer Woche haben Sie sich daran gewöhnt. Glauben Sie mir.«
»So lange wollten wir nicht bleiben«, erwiderte ich und schaute mich um.
Meissner klopfte mir auf die Schulter. »Okay, Herr Sinclair, bleiben Sie mal hier unten. Ich werde mich in die erste Etage begeben und mich dort umsehen.«
»Sagen Sie Bescheid, wenn Sie etwas entdeckt haben.«
»Natürlich.«
Meissner ging. Suko und ich blieben zurück. Mit Argusaugen schauten wir nach, doch entdeckten nichts, was unseren Argwohn herausgefordert hätte.
»Komisch ist es dennoch«, erklärte der Chinese. »Das ist kein Trauerhaus.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Es ist mir alles zu normal. Trotzdem habe ich das Gefühl, daß wir eine Gefahr noch gar nicht erkannt oder entdeckt haben.«
»Und welche wäre das?«
Suko hob die Schultern. »Weiß ich auch nicht genau. Es kämen ja nur die Zwerge in Frage.«
»Richtig.«
Konnten sich die kleinen Teufel vielleicht hier versteckt halten?
Möglich war alles, denn ich traute diesen Bestien auch alles zu.
Die Werkstatt gab ihr Geheimnis nicht preis. Wir öffneten Schränke, wir schauten in Schubladen und fanden nichts, das unseren Argwohn hätte erwecken können.
Ich hob die Schultern. »Es hat keinen Sinn, Suko, wir werden wieder gehen und später zurückkommen.«
Mein Partner war natürlich einverstanden. Auf der Treppe knirschte es wieder unter unseren Füßen, und mein Freund schimpfte über den verdammten Sand, wie er ihn nannte.
Von Inspektor Meissner hörten wir nichts. Wir sahen ihn auch nicht, als wir wieder in der Halle standen. Wahrscheinlich steckte er noch in den oberen Räumen.
»Inspektor!« rief ich. »Sind Sie mit Ihrer Untersuchung fertig?«
Während ich die Worte rief, schaute ich zur Galerie hoch, denn dort mußte er auftauchen, falls er das Zimmer verlassen hatte.
Meissner erschien nicht.
»Ist der eingeschlafen?« fragte Suko.
Ich war blaß geworden. »Wenn es das wäre, könnten wir aufatmen.«
»Wie meinst du das?«
Ich hob die Schultern. »Nur so.«
»Du glaubst also, daß Meissner…«
»Wir schauen erst einmal nach«, erklärte ich und setzte mich bereits in Bewegung.
Bis zur Treppe waren es nur wenige Schritte. Sehr leise konnten wir nicht hoch laufen, da die Bohlen unter unserem Gewicht knarrten.
Dann standen wir oben auf der Galerie. Ihre Verlängerung bildete ein Gang, von dem auch einige Türen abzweigten. Niemand von uns kam auf die Idee nach oben in das Dachgebälk zu schauen.
Dort lauerte die Überraschung.
Erst als
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