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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein, ließ sich nieder und nickte ihm zu. Das Tuch schützte wieder sein Gesicht. »Fahr los!«
    »Ja, ja, natürlich.« Hakim gehorchte automatisch den Befehlen.
    Endlich besaß er die Zeit, nach dem Zündschlüssel zu suchen. Er war tief in die rechte Hosentasche gerutscht. Als er den Schlüssel hervorholte und sich dabei drehte, erhaschte der Wildhüter auch einen Blick in den Fond.
    Der Wagen war besetzt.
    Die Ratten hatten dort ihren Platz gefunden. Sie hockten nicht ruhig da, sondern wirbelten und zitterten durcheinander. Sie waren in voller Bewegung, kratzten, stellten sich aufrecht, sanken wieder zusammen und bildeten ein Knäuel.
    Der Anblick war nichts für schwache Nerven, aber Hakim hatte sich mittlerweile daran gewöhnt.
    Er peilte nach rechts und sah eine große Anzahl dieser widerlichen Nager auch auf dem Boden. Dort huschten sie durch das Gras, sprangen, kratzten und trampelten.
    »Fahr endlich! Ich will und muß hier weg!«
    »Sicher.« Hakim sah, wie sehr seine Hände zitterten, als er den Schlüssel in Richtung Zündschloß bewegte. Es war unwahrscheinlich, was er durchgemacht hatte. Dabei fragte er sich, ob er in seinem Zustand überhaupt noch fahren konnte.
    Zweimal würgte er den Motor ab. Beim dritten Versuch endlich klappte es.
    Er kam los.
    Der Jeep bockte ein paarmal. Einige Ratten purzelten durcheinander, ein paar fielen auch aus dem Wagen und rannten, wie auch andere Tiere, neben dem Wagen her.
    Es war eine Fahrt, wie der Wildhüter sie noch nie unternommen hatte.
    Er wußte nicht, wohin die Reise ging, denn sein Nebenmann schwieg sich aus. Nur die Richtung wurde ihm bekannt gegeben.
    »Den Dschungel umrunden!«
    Das tat Hakim. Als er einige Minuten gefahren war, ging es ihm wieder besser. Allmählich schüttelte er die Lähmung und das Grauen ab, das ihn überfallen hatte. Er dachte nicht mehr an die Ratten und deren Überfall, sondern konzentrierte sich einzig und allein auf die Fahrerei.
    Der Boden war nicht glatt. Das hohe Gras ließ nur eine grüne Fläche sehen. Es verdeckte die zahlreichen Schlaglöcher und Mulden, die den Grund wie eine Kraterlandschaft durchzogen.
    Diese Hindernisse waren vorher nicht zu sehen, man spürte sie nur.
    Und das richtig.
    Während der Fahrerei kam sich Hakim vor wie auf der Kommandobrücke eines Schiffs. Mal wurde er nach oben gestoßen, dann fiel er wieder zurück, oder er mußte um plötzlich im Weg liegende Hindernisse herumkurven, wie umgeknickte Baumstämme oder sperriges Gebüsch.
    Der dichte Dschungel lag an der rechten Seite und wirkte wie eine grüne Wand, in deren Innern es lebendig geworden war, nachdem die Ratten abgezogen waren.
    Da kreischten die Affen wieder, und auch die Vögel stimmten in das schrille Konzert mit ein.
    »Du weißt, wo der Rattentempel liegt?« fragte der unheimliche Beifahrer nach einer Weile des Schweigens.
    »Ja.«
    »Dort fährst du hin.«
    Hakim lachte krächzend auf. »Aber wieso? Dort findet man nichts. Die Mauern sind überwuchert. Der Dschungel hat alles gefressen.«
    »Das laß nur meine Sorge sein. Ich will, daß du zum Tempel fährst und mit dabei bist, wenn wir sie erwecken.«
    »Wen?«
    »Karni-Mata, die Rattenkönigin.«
    Hakim hätte um ein Haar das Lenkrad des Jeeps verrissen, als er das hörte.
    Er mußte stark gegenlenken, bekam das Fahrzeug wieder in die Spur und vernahm neben sich den wütenden Fauchlaut. »Noch einmal eine solche Tour, und die Ratten werden dich zerfetzen. Sie hören auf mich, das ist dir ja bekannt.«
    Natürlich war es Hakim bekannt. Er hatte es selbst erlebt, wie dieser Mensch mit den Tieren umging. Er redete sogar ihre Sprache!
    Ob er in seinem ersten oder einem noch früheren Leben eine Ratte gewesen war?
    Hakim schüttelte sich. Er starrte für einen Moment auf die Hände seines Mitfahrers. Der Fremde hatte die Finger um einen Haltegriff gekrallt. Sehr lange Finger mit einer blassen Haut, die sogar ein wenig durchsichtig wirkte.
    »Ich konnte nichts dafür«, entschuldigte sich der Wildhüter.
    »Für was?«
    »Daß der Wagen vorhin fast umgekippt wäre. Der Boden ist wellig, durch das hohe Gras sieht man die Unebenheiten nicht.«
    »Schon gut, fahr weiter.« Die Stimme besaß nicht mehr den harten Klang. Sie schien schwächer geworden zu sein.
    Hakim riskierte einen Blick auf die Seite. Der andere hockte vornüber gebeugt in seinem Sitz. Sein Körper schaukelte, wenn der Wagen über die Unebenheiten fuhr. Irgendwie wirkte er kraftlos.
    Ob er sich vielleicht übernommen

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