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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bleiche, fast weiße Haut besaß. Auf Englisch sprach er den Wildhüter an.
    »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle? Mein Name ist Baron von Tirano…«
    ***
    Ich hätte nie gedacht, daß die Gegend noch ärmlicher werden konnte, doch es war der Fall.
    Wir gerieten in ein Gebiet, in dem Hütten standen, die meist nicht einmal ein Dach besaßen. Nur Lehmwände ragten in die Luft.
    Und wenn sie doch mal ein Dach besaßen, dann war es aus bleicher Pappe, Stroh oder Blattwerk.
    Ich konnte die bittend ausgestreckten Hände der Kinder einfach nicht mehr sehen und auch nicht in die Augen der kleinen Menschen schauen.
    Suko erging es ebenso.
    Wir warfen uns einen Blick des stummen Einverständnisses zu.
    Beide griffen wir zugleich in die Taschen und holten einige Rupien hervor, die wir den Kindern gaben.
    Sie sollten wenigstens für eine Woche eine warme Mahlzeit haben.
    Plötzlich erwachten die Kinder aus ihrer Lethargie. Sie sahen die Münzen und Scheine. Jeder wollte etwas haben, und auch die Erwachsenen mischten mit.
    Die Gestalten mußten uns schon die ganze Zeit über beobachtet haben.
    Sie rannten aus ihren Behausungen. Ihre Arme glichen zubeißenden gierigen Schlangen, und sie rissen den Kindern das Geld aus den Händen.
    Im Nu entstand ein völliges Durcheinander. Wir waren stehen geblieben und schauten fassungslos zu.
    Mandra nickte vorwurfsvoll, »Ich habe es euch gesagt. So kann man ihnen nicht helfen. Man muß es anders anpacken.«
    Ja, das sah ich ein.
    »Komm, laß uns weitergehen!«
    Zusammen mit Mandra setzten Suko und ich uns in Bewegung.
    Der Weise hatte uns den Weg beschrieben. Etwa die Hälfte hatten wir inzwischen zurückgelegt.
    Wenig später standen wir vor der Behausung.
    Die Hütte war etwas besser gebaut. Außerdem stand sie an der Ecke.
    Hinter ihr führte das Gelände bergab zum Ganges, wo zahlreiche Frauen im seichten Uferwasser standen und auf breiten Sternen ihre Wäsche wuschen.
    Etwas weiter zur Flußmitte hin badeten Männer. Sie tauchten unter, kamen wieder hoch und tauchten unter.
    Gefahr drohte uns nicht.
    Allerdings sah ich auch den Abfall. Irgendwo mußte es so etwas wie eine Toilette geben, ein Loch in der Erde. Der Gestank wehte uns entgegen. Dunkle Fliegenschwärme kreisten über dem Loch, wir hörten ihr Summen bis zu uns.
    Die Hütte besaß eine Tür. Verschlossen war sie nicht, deshalb zog Suko sie auf.
    Wir mußten uns ducken, um die Hütte betreten zu können. Wie Geistwesen schritten wir in den Mief hinein. Die Bude hatte keine Fenster. Sie wurde aber schmaler, je weiter wir vorgingen, und verengte sich zu einem Durchgang.
    Wo steckte Lakana?
    Wir sahen ihn nach der Enge.
    Zuerst dachte ich, er würde auf dem Boden liegen. Als ich genauer hinschaute, wurde mir bewußt, auf welch einer Unterlage er tatsächlich seinen Platz gefunden hatte.
    Es war ein Nagelbett!
    Das Licht einer auf dem Boden stehenden Öllampe strich wie ein feiner rötlicher Hauch über seinen Körper und ließ die tief in den Höhlen liegenden Augen als glänzende Kreise erscheinen.
    Wir hatten gestoppt.
    Rechts und links des Nagelbretts standen Suko und ich. Mandra Korab hatte seinen Platz am Fußende gefunden.
    Er sprach auch. »Lakana?« fragte er.
    Mandra bekam keine Antwort. Nicht durch ein Zucken seines Mundwinkels gab der magere Mann vor uns bekannt, daß er die Frage vernommen hatte. Er ließ sich nicht stören.
    Ich schaute mich um. Der Raum war so gut wie überhaupt nicht eingerichtet. Wir standen auf festgestampftem Lehmboden. Die schiefen Mauern sahen ähnlich aus, und auch das Dach fiel zur rechten Seite hin schräg ab.
    Wenn wir uns aufrecht hinstellten, stießen wir mit dem Kopf dagegen.
    In einer Ecke entdeckte ich ein paar Lumpen. Wahrscheinlich die Kleidungsstücke des Mannes.
    Bisher hatte ich einen Fakir nur in irgendwelchen Zirkusvorstellungen gesehen. Nun sah ich ihn so, wie er immer beschrieben wird, und er lag tatsächlich auf einem Nagelbrett, davon biß keine Maus den Faden ab.
    Eigentlich hätte er ja bluten müssen. Das war nicht geschehen.
    Die Nägel drückten in seine Haut, ohne ihn zu verletzen.
    Abermals sprach Mandra Korab ihn an. Und wiederum rief er seinen Namen. »Lakana.«
    Der Fakir hatte seine Hände auf der Brust zusammengelegt.
    Durch die Haut schimmerten die Fingerknochen.
    Nun aber schob er die Arme auseinander, legte die Handflächen flach links und rechts des Nagelbretts auf den Boden und öffnete die Augen sehr weit.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Dabei hatte

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