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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegen seine Beine, krabbelten hoch und liefen schnell wieder an den Waden nach unten, um sich mit ihren Artgenossen zu vereinigen.
    Dem Baron ging es wieder besser. Seine Bewegungen waren zielstrebiger geworden, er schritt federnder voran. Da machten ihm auch der feuchte Boden und die Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten, nichts aus.
    Auch die Baumschlange nicht.
    Hakim sah sie zuerst. Er hatte den Baron warnen wollen, verschluckte im letzten Augenblick seine Worte und sah, wie die Schlange plötzlich zubiß. Eine huschende Bewegung nur, mit den Augen kaum zu verfolgen, aber die Zähne trafen genau den Nacken des Barons.
    Blitzschnell hackten sie in das Fleisch.
    Das Gesicht des Wildhüters verzerrte sich zu einem Lächeln. Er kannte die Wirkung des Schlangengifts. Es würde vielleicht eine halbe Minute dauern, dann klappte der Mann vor ihm zusammen.
    Die dreißig Sekunden verstrichen.
    Der Baron schritt weiter. Er räumte mit seinen Händen die Hindernisse aus dem Weg, als wäre nichts geschehen. Hakim verlor allmählich den Glauben an die Menschheit. Jeder andere wäre gefallen, doch bei dem Baron spielte sich nichts ab.
    Der ging federnd weiter. Sein Gang verlangsamte sich auch nicht, im Gegenteil, er wurde schneller, kraftvoller, und mit beiden Händen schaffte er zur Seite, was aus dem Weg zu räumen war.
    Jetzt drehte er sogar den Kopf. »Beeil dich, ich habe nicht viel Zeit!«
    »Ja, ja, natürlich.« Die Antwort klang schwach, denn Hakim hatte seine Überraschung noch immer nicht verdaut. Das war und blieb ihm ein Rätsel.
    Das Dickicht wurde immer undurchdringlicher. Hier hatte der Dschungel frei wuchern können. Unzählige Insekten schwirrten durch die Luft. Hoch in den Kronen der Bäume erklang das wilde Schreien der Affen. Sie warnten andere Tiere durch ihre schrillen Laute vor einer Gefahr, denn sie hatten die Ratten längst entdeckt.
    Bei jedem Schritt schmatzte es unter ihren Füßen. Der Boden war sehr feucht. In den hinterlassenen Trittstellen sammelte sich das Wasser.
    Eine Machete hätten sie jetzt gebrauchen können, und nur die Ratten kamen immer durch.
    Fast eine Stunde verging, da nahm der Untergrund eine andere Form an, denn er wurde wieder etwas härter, so daß man auf ihm auch bauen konnte.
    Einen Tempel, zum Beispiel…
    Die Mauern waren überwuchert worden. In der grünen Hölle erst im letzten Augenblick zu erkennen. Der Baron hatte sie gesehen, denn er war stehen geblieben.
    »Hier ist es?« fragte er.
    »Ja.«
    Vor ihnen wuchs der Tempel in die Höhe. Nicht in Pyramidenform, wie man es von den Mayas und Inkas kannte, sondern auf Säulen gestützt, die eine dicke Moosschicht aufwiesen, über die sich zusätzlich noch lianenartige Gewächse rankten.
    Es war noch ungefähr zu erkennen, welch ein Bauwerk vor ihnen stand, und der Baron schlug vor, den Eingang zu suchen. »Oder kennst du ihn bereits?« fragte er zusätzlich.
    »Nein.«
    »Dann los!«
    Hakim fiel auf, daß die Ratten unruhiger geworden waren. Sie hatten die beiden Männer bisher nur begleitet, nun aber drehten sie ihre Kreise.
    Dabei blieben sie zusammen, so daß sie wie eine graue, wirbelnde Masse wirkten.
    »Sie spüren es«, sagte der Baron mit flüsternder Stimme. »Sie spüren, daß wir dicht vor dem Ziel stehen. Weiter.«
    Es dauerte, bis sie den Eingang gefunden hatten, denn der Dschungel hatte einfach zu stark wuchern können. Schließlich hatten sie es geschafft. Eine düstere Öffnung tat sich vor ihnen auf.
    Rechts und links befanden sich Mauern, die von den beiden Männern überhaupt nicht wahrgenommen wurden, weil die grüne Wand sie überwucherte.
    »Geh vor!«
    Hakim hörte den Befehl, starrte den anderen sekundenlang an und sah dessen aufforderndes Nicken.
    Er ging.
    Dieser Baron war immer stärker als er. Zudem besaß er die Ratten, die Hakim begleiteten.
    Er tauchte ein in eine stumme, unheimliche Finsternis. Der Wildhüter verspürte plötzlich die Angst und das seltsame Gefühl, das ihn überkam.
    Dieser Tempel war kein normales Gemäuer, dahinter steckte etwas anderes. Er besaß eine gewisse Atmosphäre. Man konnte sie mit den Worten unheimlich und grauenvoll umschreiben.
    Kalt rann es Hakim trotz der Schwüle über den Rücken. Er wußte nicht, wie der Tempel gebaut war und wie viele Räume es gab.
    Vielleicht sogar Hallen und auch Opferstätten, man mußte eben mit allem rechnen. Der Untergrund bestand aus festem Stein. Die Ratten huschten an Hakim vorbei. Sie waren überhaupt nicht mehr zu

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