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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte?
    Das Tuch war vom Fahrtwind erfaßt worden und wurde gegen das Gesicht des Mannes gepreßt, so daß dessen Umrisse ziemlich deutlich zu erkennen waren.
    Hakim sah es nur im Profil, und er bemerkte die scharfen Züge, die hervorspringende Nase, das harte Kinn und die Wangenknochen, über denen sich die Haut spannte.
    Ein wirklich seltsamer Typ…
    Wenn die Ratten nicht gewesen wären, hätte Hakim versucht, den anderen zu überwältigen, so aber traute er sich nicht, denn er war nicht lebensmüde.
    Die Gegend änderte ihr Gesicht. Sie nahm wieder mehr einen dschungelähnlichen Charakter an. Das Buschwerk war grüner geworden, der Boden feuchter und sumpfiger. Wenig später mußten sie einen flachen See durchqueren, was der Jeep allerdings schaffte.
    »Wie weit ist es noch?« fragte der Baron.
    »Nicht mehr weit.«
    »Beeil dich!«
    »Natürlich.« Hakim gab Gas. Vielleicht wollte der andere auch nur zum Tempel gebracht werden, um den Fahrer anschließend laufen zulassen. Das wäre ideal gewesen. Von dieser vagen Hoffnung beflügelt, scheuchte Hakim seinen Wagen über einen schmalen Trampelpfad in Richtung Tempel. Er ließ sich durch nichts aufhalten.
    Die Reifen walzten die Bodengewächse nieder, und schon ging es wieder in den Dschungel hinein. Natürlich war er dicht. Sehr bald mußten die Männer die Köpfe einziehen, weil Zweige und Blattwerk nicht nur gegen den Wagen, sondern ihnen auch ins Gesicht peitschten.
    Die Reifen wühlten den Dreck und Schlamm in die Höhe. Das laute Motorengeräusch störte die Ruhe des Dschungels, die Luft wurde feuchter, der Wildhüter begann wieder, schwerer zu atmen, und wunderte sich, daß er von seinem Beifahrer nichts hörte.
    Deshalb schaute er zu ihm hin.
    Die Haltung fiel ihm auf. Sie war unnatürlich steif, der Mann klammerte sich noch immer am Griff fest. Sein Kopf pendelte vor und zurück, die Unebenheiten des Bodens wurden von dem Baron nicht mehr ausgeglichen, und er hockte dort wie ein Toter.
    Tote konnten nur nicht sprechen.
    Und noch etwas fiel dem anderen auf. Der Mann neben ihm atmete nicht mehr.
    Zuerst wollte er es kaum glauben und dachte sich getäuscht zu haben, dann schaute er noch einmal hin und stellte fest, daß kein Atemzug die Brust des Barons mehr hob oder senkte.
    Für Hakim war es unmöglich und unbegreiflich. Das hatte er noch nie erlebt. Ein Mensch, der nicht atmete und trotzdem lebte.
    Da kannte er eigentlich nur eine Erklärung.
    Den lebenden Toten.
    Auch Zombie genannt…
    Hakim wurde bleich. Zombie! Wenn das stimmte, konnte er sein Testament machen, denn was er über Zombies gelesen hatte, war schlimmer als alles andere. Da konnte man sogar die Ratten noch als harmlos bezeichnen. Und ausgerechnet ein lebender Toter hockte neben ihm. Unwahrscheinlich war so etwas.
    Er schüttelte den Kopf, gab wieder Gas und mußte einsehen, daß er nicht mehr weiterkam.
    Auch einem geländegängigen Jeep waren Grenzen gesetzt. Es gab im Dschungel kein Durchkommen mehr, alles war zugewuchert.
    Aus…
    »Wir müssen anhalten«, erklärte Hakim seinem Beifahrer.
    Der drehte mühsam den Kopf. »Wie weit noch?«
    »Kann ich nicht sagen. Wir müssen auf jeden Fall zu Fuß durch den Dschungel. Und ob Sie das schaffen…«
    »Und wie ich das schaffen werde«, knirschte der Baron. »Gibt es dort viel Sonne?«
    »Mehr Schatten.«
    »Das ist gut«, sagte der Baron von Tirano und drückte die Tür auf.
    »Das ist sogar sehr gut.«
    Kopfschüttelnd schaute Hakim zu, wie sein unfreiwilliger Fahrgast den Jeep unter Mühen verließ, neben dem Wagen stehen blieb und den Kopf schüttelte.
    Dann ging er weiter.
    Die Ratten sprangen ebenfalls zu Boden. Als Hakim sie sah, wurde er wieder daran erinnert, daß er ein Gefangener war und nicht der andere, der sich so schwach fühlte.
    Die Nager wimmelten um seine Füße. Sie kletterten allerdings nicht an ihm hoch, so daß er nur auf die Körper schaute, die ihren Weg in die Tiefe des Dschungels fanden.
    Und mit ihnen der Baron.
    Die Sonne wollte er nicht. Er suchte den Schatten. Von ihm konnte er genug haben, denn die Zweige und Äste der hohen tropischen Bäume wirkten wie ein Dach.
    Es war fast geschlossen. Nur hin und wieder tupften einige Sonnenstrahlen hindurch und malten helle Flecken auf den Waldboden, aber der Schatten überwog.
    Die Ratten ließen beide Männer keinen Moment aus den Augen.
    Hakim bekam nur soviel Spielraum, wie er zum Gehen brauchte.
    Hin und wieder wurde er auch angesprungen. Dann wuchteten die Körper

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