0305 - Im Rattentempel
mit beiden Händen auf.
Suko verließ seinen Platz. Er kam auf mich zu. Dicht vor Mandra trafen wir zusammen.
Der Inder lächelte.
»Darf ich dir gratulieren?« fragte ich.
»Halb so wild. Ich habe die Kraft der Dolche eingesetzt.«
»Das sahen wir«, sagte Suko. »Nur verstehe ich nicht, daß sie sich gegen die Ratten stellten.«
Mandra hob die Schultern, während sich mein Freund Suko den Schweiß von der Stirn wischte. »Es ist doch so«, sagte der Inder.
»Diese Dolche haben die Kraft verstorbener Dämonen in sich vereinigt. Ihre Herkunft liegt noch ein wenig im dunkeln, und es ist so wie mit den meisten Waffen. Man kann sie für die eine Seite als auch für die andere einsetzen. Das ist nun mal so. Wie bei euren auch.«
Da hatte Mandra nicht gelogen. Dennoch verstand ich nicht richtig, daß der Vampir-Baron mit Hilfe eines Dolches die Rattenkönigin erwecken wollte. Das sagte ich Mandra auch.
Der Inder hob die Schultern. »Eine genaue Antwort wirst du von mir nicht bekommen können. Die kann ich dir erst geben, wenn wir den Tempel gefunden haben.«
»Und den Baron«, fügte Suko hinzu.
»Den auch.«
»Vielleicht kann er uns noch etwas sagen«, schlug ich vor und deutete auf Lakana. »Möglicherweise steht er unter Schock, das sollten wir eigentlich ausnutzen.«
Der Ansicht waren Mandra und Suko auch.
Der Fakir kniete noch immer, wühlte mit den gespreizten Händen in der Asche, wirbelte sie hoch, so daß sie dunkelgraue Wolken bildete, die nur langsam wieder nach unten sanken.
Er sprach wie ein Kleinkind, Brabbelnde Laute, zur Hälfte verschluckte Worte, die wir sowieso nicht verstanden, weil seine Sprache für uns fremd war.
Mandra packte zu. Mit der gesunden Hand zog er ihn in die Höhe und stellte ihn auf die Füße.
Der Fakir greinte. Tränen rannen aus seinen Augen. Auf einem Nagelbrett konnte er schlafen, aber hier drehte er durch.
Mandra redete wieder mit ihm. Ich gebe nur die Übersetzung wieder, die uns der Freund anschließend lieferte.
»Jetzt halt dein Maul!« fuhr Mandra den Fakir an. »Du kannst nichts ändern, dein Rattenzauber hat nicht funktioniert. Wir waren stärker. Vor allen Dingen meine Dolche.«
Das Gesicht des Nagelbrett-Sitzers nahm einen anderen Ausdruck an.
Er stoppte meinen Freund von einem Augenblick zum anderen und fragte Mandra: »Wer bist du?«
»Der Eigentümer der Dolche.«
Der Fakir überlegte einen Augenblick. Er schaute Mandra dabei von oben bis unten an. Suko und ich verstanden die nächsten Worte.
»Mandra Korab?«
Unser indischer Freund nickte.
Der Fakir stieß einen zischenden Laut aus, bevor er die Hände gegen das Gesicht schlug. Damit hatte er nicht gerechnet. Wir wunderten uns, als er in die Knie brach und bei ihm das heulende Elend durchkam.
»Was hat er?« fragte ich.
»Ich werde ihn fragen«, antwortete Mandra und zog den Fakir wieder in die Höhe. Er stieß ihn vor sich her, bis er mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Mandra redete schnell und für uns unverständlich auf ihn ein. Diese Rede hat er uns auch anschließend nicht übersetzt, dafür die Antworten des Fakirs.
»Mir hat man gesagt, daß die verdammten Dolche sich nicht mehr in deiner Hand befinden. Sie sollen verteilt worden sein, um den Schrecken zu bringen.«
Mandra lachte. »Das waren sie auch. Aber wir haben es geschafft und einige von ihnen zurückgeholt.«
»Wie viele?«
»Drei.«
Der Fakir zog sich wieder zusammen. Sein Blick wurde dabei lauernd.
Selbst in der schlechten Beleuchtung des Öllichts zu erkennen.
»Aber du hast nicht den, der die Rattenkönigin erwecken kann, nicht wahr?«
»Noch nicht.«
Da lachte der magere Kerl. »Ihn wirst du nicht finden. Er befindet sich bereits in der Nähe, und alles ist vorbereitet, um Karni-Mata zu holen. Ihre Diener stehen bereit. Eine Armee von Ratten wird sie begleiten, und ihre Diener werden sich für sie opfern, damit sie in ihrem nächsten Leben als Ratten wiedergeboren werden. Mich habt ihr stoppen können, aber ich bin nur einer von vielen. Alle anderen warten nur auf ihr Erscheinen. Sie brauchen es nicht mehr lange. Karni-Mata wird kommen, der Rattentempel muß sich öffnen.«
»Weil der Dolch dort ist?«
»Genau.«
»Wer hat ihn?«
Der Fakir schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn nicht. Es ist ein Fremder, der aus einem anderen Land stammt, das weit entfernt liegt. Er kommt aus einer Welt, die für uns anders ist, aber er hat den Auftrag, Karni-Mata zu erwecken, denn dieser Mann hat es geschafft, sich mit
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