0305 - Im Rattentempel
mit großen Zwischenräumen.
Die Ratten konnten jeweils nur einen von uns attackieren, einer war immer frei, um eingreifen zu können.
Die beiden Tiere hatten jetzt den Dschungel verlassen. Obwohl ich es nicht genau wußte, rechnete ich damit, Wächter der Rattenkönigin vor mir zu sehen. Sie hüteten ihr Grab, waren irgendwann in den Felsen eingeschlossen worden und nun freigekommen.
Aus welchem Grund?
Wahrscheinlich hatte man auch die Rattenkönigin mittlerweile befreit, und beide Reaktionen hingen zusammen.
Eine andere Erklärung wußte ich nicht.
Ein wenig plump hatten sich die beiden übergroßen Bestien bewegt.
Davon allerdings ließ sich niemand von uns täuschen. Es war ihren Körpern anzusehen, welch eine Sprungkraft in ihnen steckte, und die würden sie auch voll einsetzen.
Eine Ratte hielt genau Kurs auf mich. Die andere hatte sich Suko, meinen Nebenmann, aufs Korn genommen, während Mandra Korab rechts außen stand.
Ich zielte mit der Beretta schräg in die Höhe, und am Endpunkt der Mündungsverlängerung sah ich den Rattenschädel.
Das Ziel der Kugel.
Ein wenig kniff ich die Augen zusammen, spürte unter meinem rechten Zeigefinger den Abzug und zog ihn zurück.
Winzig war das Mündungsfeuer. Peitschend der Abschußklang, und im nächsten Augenblick sah ich den Volltreffer.
Das Silbergeschoß war haargenau in den Schädel der Ratte hineingefahren. Es hatte wie ein Faustschlag getroffen, dicht unter dem linken Auge des Monstrums.
Der Kopf wurde nach hinten geschleudert. Plötzlich war dort, wo die Kugel getroffen hatte, ein Loch entstanden, aus dem eine gelbe Flüssigkeit rann. Für einen Moment keimte die Hoffnung in mir hoch, es geschafft zu haben. Ich rechnete damit, dieses Monstertier fallen zu sehen, doch ich hatte mich geirrt.
Es blieb stehen.
Geweihtes Silber tötete diese Ratte nicht.
»Die Kugeln kannst du dir sparen«, rief ich meinem Freund Suko zu, wobei ich gleichzeitig zur Seite glitt, denn ich rechnete mit einem Angriff der Ratte.
Und ich hatte mich nicht getäuscht.
Das Tier wuchtete sich nach vorn.
Von einer Trägheit war nichts mehr zu merken. Die Ratte konnte sich gedankenschnell bewegen, und sie hätte mich mit ihrem Körper erdrückt, wenn es mir nicht gelungen wäre, ihr auszuweichen.
Das schaffte ich mit einer gewissen Leichtigkeit. Die Ratte verfehlte mich, der Untergrund zitterte, als er den wuchtigen Schlag bekam, und sofort drehte sich das Tier nach rechts, um einen erneuten Angriff zu starten.
Für einen Moment sah ich in das getroffene Gesicht. Noch immer rann der seltsame Geifer aus dem Loch. Das Maul war aufgerissen.
Messerscharfe Zähne in beiden Kiefern. Sie würden mich zermalmen, wenn sie mich einmal dazwischen hatten.
»Zur Seite, John!«
Mandra Korab hatte geschrien.
Trotz der prekären Lage nahm ich mir die Zeit, über den Rattenkörper hinweg auf meinen Freund zu schauen. Der Inder hatte auch Suko zur Seite gestoßen und ging die zweite Ratte an, die sich noch nicht zu einem Angriff entschlossen hatte.
Mandra stand leicht geduckt auf dem Fleck. Nach links hin ein wenig gedreht und auch eingeknickt. Dabei hielt er den Dolch mit der roten Klinge in der rechten Hand, wobei er den Arm angehoben hatte.
Mandra wollte werfen!
Einen Lidschlag später wischte die Klinge bereits durch die Luft.
Ich sah nur einen roten Streifen, den der Griff hinterließ, danach bohrte sich der Dolch in die breite Brust der Riesenratte.
Damit nicht genug. Mandra nahm auch den zweiten Dolch. Und ihn schleuderte er mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft in den Rücken der Ratte, die mich hatte vernichten wollen.
Das Messer traf auch hier.
Bis zum Heft blieb die Klinge darin stecken. Nur der rote Griff schaute aus dem dichten grauen Fell, wie eine in die Länge gezogene Perle aus Blut.
Schafften es die Dolche?
Ich hielt den Atem an, schaute gespannt zu und bekam mit, daß durch die gewaltigen Körper der beiden Ratten ein Zittern lief. Was meine Kugel nicht geleistet hatte, das gelang den beiden Dolchen.
Sie töteten die Biester.
Kein Tier konnte sich mehr halten. Zuerst erwischte es die auf den Hinterbeinen stehende Ratte. Der Körper wurde plötzlich zu schwer, die Beine hielten das Gewicht nicht mehr, und die Ratte sackte allmählich zusammen. Dann kippte sie.
Suko mußte zur Seite springen, sonst hätte ihn der fallende Riesenkörper noch erwischt.
Die zweite Ratte verging ebenfalls. Sie kippte einfach um, blieb auf der Seite liegen. Die Beine
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