0305 - Zamorras schwerste Prüfung
Dämonenkreatur.
»Belials Gefangene ist sie, in den Abgründen der Hölle… Willst du, daß sie lebend zu dir zurückfindet, so befolge Belials Anweisungen. Schon bald wirst du sie erhalten. Warte ab!«
Das Bild erlosch. Frost und Bildkugel verschwanden spurlos wieder im Telefon.
»Denn Belial ist der Fürst der Finsternis«, klang es noch einmal auf. Dann klickte es. Die Verbindung war erloschen. Ted Ewigk warf den Hörer auf die Gabel und lehnte sich zurück.
Es war fraglich, ob Zamorra rechtzeitig zurückkam, um Nicole befreien zu können. Wahrscheinlich würde Ted über kurz oder lang doch seinen Dhyarra-Kristall einsetzen und sich dadurch verraten müssen - entweder, um Zamorra aus der Basis zu holen, oder um Nicole in Höllen tiefen beizustehen. Daß er etwas tun mußte, war ihm klar. Er konnte nicht einfach untätig Zusehen. Aber er wußte: im gleichen Moment, in welchem er mit seinem Machtkristall in das Geschehen ein - griff, legte er sich selbst die Schlinge um den Hals. Und der ERHABENE würde sie mit dem größten Vergnügen zuziehen. Er wartete doch nur darauf, daß Ted seinen Standort verriet.
Fâst glaubte Ted sie schon zu spüren, die tödliche Schlinge.
Das von Fenrir übermittelte Erinnerungsbild erlosch. Merlin schüttelte sich. Nicole entführt! Belial Fürst der Finsternis…
Und Ted Ewigk im Zugzwang! Aber Merlin wußte ebensogut wie Ted, daß dieser sich nicht verraten durfte. Noch nicht. Die DYNASTIE DER EWIGEN suchte nach ihm und hatte die Spur verloren, als Ted ins Château Montagne floh. Sie lauerten jetzt darauf, daß er seinen Kristall einsetzte. Wenn er es tat, war er verloren. Die Zeit war noch nicht reif für den Sohn des Zeus.
Hilfe war vonnöten.
»Ich schicke Hilfe, Fenrir«, sendete Merlin zurück. »Ted Ewigk soll nichts unternehmen. Wir werden uns darum kümmern.«
Die Verbindung erlosch. Merlin machte sich auf, seine unsichtbare Burg zu durchqueren und jene aufzusuchen, die er zur Hilfeleistung aussenden mußte.
***
Anjou war ein Adept. Er diente dem Tempel der Götter des OLYMPOS, und er tat es gern. Er hoffte, schon bald in einen höheren Stand erhoben zu werden, und er hatte gute Aussichten. Zur Zeit verrichtete er Kurierdienste zwischen den Tempeln, und er war ständig unterwegs. Er benutzte einen fliegenden Teppich, der ihn rasch von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, von Einsiedlerhütte zu Einsiedlerhütte brachte. Anjou flog gern. Er genoß es, die Welt aus der Luft zu betrachten, und er genoß das ehrfürchtige Staunen der Menschen, die ihn fliegen sahen.
Plötzlich stutzte er.
Er sah zwei Menschen, die liefen. Sie waren sonderbar gekleidet. Solche Kleidung hatte er noch niemals zuvor gesehen. Silberne Overalls, Helme mit Gesichtsmasken und wehende, blaue Mäntel… Und diese beiden, die allein ihrer Kleidung wegen keine Priester oder Zauberer sein konnten, besaßen dennoch Dhyarra-Kristalle. Starke Kristalle von der Art, wie Anjou selbst sie nicht benutzen konnte.
Götter waren es nicht. Anjou hätte ihre Aura gespürt. Aber auch Dämonen konnten es nicht sein. Was also waren es dann für Wesen?
Er beschloß, sich diese beiden Gestalten, die in raschem Trab über das Land liefen, einmal näher anzusehen. Mit einem leichten Geistesbefehl senkte er den fliegenden Teppich tiefer. Da wurden die beiden Fremden auf ihn aufmerksam.
Sie blieben stehen, einer deutete auf den Teppich, der jetzt im Tiefflug langsam auf sie zuglitt. Anjou beugte sich leicht vor, als könne er dadurch besser und mehr sehen.
»Wer seid Ihr? Gruß euch, Fremdlinge? Ich bin Anjou, ein Adept der Götter des OLYMPOS…«
Die beiden Männer mit den Maskenhelmen sahen sich an. Anjou erkannte das eigenartige Emblem. Eine goldene Galaxisspirale, darin eine tiefblaue funkelnde, liegende Acht, das Symbol der Unendlichkeit oder Ewigkeit. Nie zuvor hatte er ein solches Symbol gesehen, wie es diese beiden Fremden trugen.
Im nächsten Moment griffen sie an. Flirrende, magische Energie zuckte aus ihren beiden Dhyarra-Kristallen und hüllte den fliegenden Teppich mit Anjou blitzschnell ein. Der Adept schrie entsetzt auf. Ein unerträglicher Schmerz durchzuckte ihn. Der Teppich stürzte ab. Anjou wurde durch die Luft geschleudert, versuchte sich noch abzurollen, schaffte es aber nicht mehr. Schwer schlug er auf den harten Boden auf. Abermals durchraste ihn ein böser, stechender Schmerz daß er glaubte, den Verstand verlieren zu müssen.
Halbblind vor Schmerz sah er die beiden Fremden
Weitere Kostenlose Bücher