0305 - Zamorras schwerste Prüfung
herankommen. Sie blieben vor ihm stehen. Ihre Dhyarras glühten hell. Sie mußten sechster oder siebter Ordnung sein. Selbst ein Hohepriester hatte Schwierigkeiten, einen so starken Kristall zu benutzen. Waren sie also doch Dämonen?
Aber solche Dämonen gab es in der Straße der Götter nicht…
Da fühlte Anjou, wie sich etwas Fragendes in sein Gehirn vortastete. Entsetzt mußte er erkennen, daß er plötzlich immer weniger wußte. Jemand sog alles Wissen aus ihm heraus, und zurück blieb nur Leere!
Anjou wollte schreien, aber er konnte es nicht mehr. Mit dem Wissensschwund kam die Schwäche. Er stöhnte auf. Wer bin ich? fragte er sich verzweifelt. Was geschieht hier mit mir? Bin ich überhaupt ein Mensch? Lebe ich?
Die Fremden schienen seine wenigen noch funktionierenden Gedanken gelesen zu haben. Einer von ihnen reagierte; zum ersten und zum letzten Mal hörte das Wesen, das nicht einmal mehr seinen Namen wußte, ihn reden.
»Du lebst nicht mehr«, sagte der Unheimliche und tötete Anjou.
***
Alpha und Beta sahen sich kurz an und nickten sich zu. Alpha verspürte keinerlei Gewissensbisse darüber, daß er soeben einen Menschen getötet hatte. Fremdes Leben bedeutete ihm nichts. Wichtig war nur das gewonnene Wissen, das sie dem Adepten entrissen hatten, und das Transportmittel, mit dem sie nun weitaus schneller voran kommen würden.
Sie betraten den fliegenden Teppich.
Dem toten Adepten ließen sie seinen Dhyarra-Kristall. Er war winzig, ein Kristall erster Ordnung. Er konnte niemandem nützen, war viel zu schwach für die beiden Ewigen. Sie hatten ihre eigenen, weitaus stärkeren Kommandokristalle.
Beta übernahm die Steuerung. Es fiel ihm außerordentlich leicht, mit seinen Gedankenbefehlen den fliegenden Teppich zu lenken. Er hob ab, stieg rasch und flog ruhig dahin. Keine Windböe vermochte ihn aus dem Kurs zu bringen.
Allmählich wurde Beta schneller..
Aus dem Wissen des toten Adepten hatten sie nun ganz genau erfahren, wo der OLYMPOS lag, das Ziel der schwarzen Fliegenden mit dem Verräter Omikron-Zamorra. Sie brauchten jetzt kaum noch auf die Spur an sich zu achten.
Der fliegende Teppich brachte sie rasend schnell und sicher ihrem Ziel näher…
***
Asmodis-Gamma warf einen prüfenden, mißtrauischen Blick in die Runde. Er war schon an seinem Ziel angelangt, in der Lenkzentrale der Basis, die jetzt steuerlos durch den Weltraum taumelte. Nur wenige Ewige waren hier versammelt. Asmodis war überrascht. Er hatte angenommen, gerade jetzt müßte die Zahl größer geworden sein. Denn jetzt bedurfte es größerer Anstrengungen, die Basis auch nur zum Teil unter Kontrolle zu halten.
Doch anscheinend lief hier die Technik in anderen Bahnen, als auf der Erde. Die Ewigen ersetzten ausgefallene Computer zumindest hier in der Zentrale nicht durch Personal.
Asmodis war ein wenig erleichtert. Je weniger Ewige hier waren, desto weniger Gegner konnten sich ihm entgegenwerfen. Seine Lage hatte sich wesentlich verbessert, denn auch die Kampfmaschinen waren längst nicht mehr einsatzbereit.
Asmodis grinste unter seiner Gamma-Maske. Er konnte zufrieden sein. Jetzt mußte er nur noch an dieses Schriftstück, diesen Vertrag zwischen der DYNASTIE und der Hölle, vertreten durch Belial, herankommen.
Der genaue Wortlaut interessierte ihn.
Er näherte sich dem Kommandantensessel auf dem erhöhten Podium. Der Ewige, der darauf saß, schien seine Annäherung zu spüren, denn er drehte sich mitsamt dem Sitz in Asmodis’ Richtung. Asmodis erkannte ein Beta-Symbol. Das verwunderte ihn ein wenig. Vor kurzem hatte noch ein Alpha auf diesem Sitz seinen Platz gehabt. Hatte etwa die Führungsspitze gewechselt?
Verwunderlich war es nicht gerade.
Asmodis nahm es hin, es jetzt mit einem Beta zu tun zu haben. Er sprach ihn an und machte es hochoffiziell: Eine Überprüfung des betreffenden Vertragstextes.
»Eine Überprüfung? Wozu soll das gut sein?« fragte Beta zurück, der sich auf dem »Schleudersitz« des Kommandanten absolut nicht wohl fühlte. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre er stolz gewesen, als Vertreter das Kommando übertragen zu bekommen. Aber jetzt, da die Basis defekt war, gefiel ihm das überhaupt nicht. Der eigentliche Kommandant hatte sich an die Verfolgung des Verräters gemacht, zusammen mit dem ersten Stellvertreter-Beta, und er saß jetzt hier und mußte den Kopf hinhalten, falls es SEINER ERHABENHEIT gefiel, ihm diesen in aufwallendem Zorn vor die Füße zu legen.
»Aus Gründen der Sicherhèit«,
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