0306 - Die Träne des Teufels
zurück.
Van Doolen konnte sieh diese Reaktion nicht erklären. Im Nu wurde aus Wikka eine völlig andere. Hastig drückte sie die Tür wieder ins Schloß, drehte sich und funkelte den Makler an.
»Wer ist noch da unten?«
»Keiner mehr«, flüsterte van Doolen.
»Du lügst. Da sind Menschen, ich habe sie gehört, und ich spüre, daß sie mir feindlich gesonnen sind. Ja, es sind gefährliche Feinde. Wahrscheinlich ist er sogar dabei!« Die Hexe schüttelte sich, als hätte man sie mit Wasser übergössen.
Van Doolen verstand die Welt nicht mehr. Für ihn war der seltsame Sinneswandel unbegreiflich.
In seine Gedanken hinein erklang das Lachen der Hexe. Es brach so rasch ab, wie es aufgeklungen war.
»Ja!« flüsterte sie. »Kommt nur her. Ich warte auf euch und werde euch vernichten…« Sie warf van Doolen einen Blick zu. »Und du verhältst dich ruhig. Sonst ergeht es dir verdammt schlecht, das kann ich dir sagen.«
Hendrik van Doolen nickte nur…
***
Wir waren durch das zerstörte Fenster in das Haus geklettert und schauten uns um.
Marmor ist Geschmackssache. Mir gefiel die kalte, so gefühllose und nüchterne Pracht nicht. Von Gemütlichkeit konnte bei hellem Marmor keine Rede sein.
In einer Halle waren wir gelandet. Es brannte Licht, und wir sahen etwas.
Einen Menschen, der wie die beiden Hunde im Park, durch Magie verbrannt worden war!
»Hier muß jemand schrecklich gewütet haben«, flüsterte Suko und schüttelte sich. »Die Träne des Teufels scheint tatsächlich schlimme Kräfte heraufzubeschwören.«
Mit schußbereiten Waffen durchsuchten wir den hallenartigen Raum, ohne etwas zu finden.
Keine Spur von demjenigen, der auch geschossen hatte.
Mandra deutete in die Runde. »Sehen wir zunächst hier unten überall nach, oder gehen wir sofort nach oben?«
»Wir könnten uns auch teilen«, schlug Suko vor.
Ich hatte etwas dagegen. »Das wäre meiner Ansicht nach viel zu gefährlich.«
»Aber effektiver.«
Ich war einverstanden. Suko wollte sich Mandra Korab anschließen und sich auch den Keller vornehmen. Für mich blieb die erste Etage des Hauses.
Natürlich bestanden auch die Stufen der Treppe aus Marmor. Auf ihnen allerdings lag ein Teppich. Die Beretta hatte ich in die Hand genommen, denn ich wollte gegen Überraschungen gewappnet sein.
Die Treppe schlug einen Bogen, bevor sie ein Stockwerk höher endete.
Ich stieg sie hoch und hielt mich dabei an der linken Außenkante der Treppe und ziemlich dicht an der Wand. So konnte ich am schnellsten und besten reagieren, falls etwas auf mich lauerte.
Als ich die Hälfte der Stufen hinter mich gebracht hatte, glaubte ich, das Geräusch einer sich schließenden Tür zu hören. Sicher war ich mir allerdings nicht, ging nur schneller, erreichte das Treppenende und konnte in den Flur schauen.
Er war ziemlich breit und lag völlig leer vor meinen Blicken. Meine nächsten Schritte wurden durch einen Teppich gedämpft, zudem setzte ich die Füße vorsichtig auf.
Mehrere Türen standen zur Wahl. Ich mußte alle durchgehen, öffnete die erste und schaute in ein dunkles Zimmer. Es wurde hell, als ich Licht machte, aber einen Menschen oder einen Dämon sah ich nicht.
Nur Möbel im Jugendstil. Außerdem roch es muffig. Es mußte mal gelüftet werden.
Die drei nächsten Türen öffnete ich ebenfalls. Abermals bekam ich leere Räume präsentiert.
Wenige Schritte danach erreichte ich eine Doppeltür und blieb vor ihr stehen. Ich wußte es selbst nicht zu sagen, woher es kam, jedenfalls hatte ich das Gefühl, hinter der Tür etwas Entscheidendes zu entdecken.
Ich legte mein Ohr gegen das in einem matten Weiß lackierte Holz und horchte.
Es blieb ruhig.
Danach riskierte ich einen Blick durch das Schlüsselloch. Zu sehen war so gut wie nichts. Ein Schlüssel steckte von innen und verwehrte mir den Blick.
Die Klinke bestand aus Messing. Das Metall war sehr kühl. Im Gegensatz zu meiner warmen, schweißfeuchten Handfläche. Vorsichtig drückte ich die Klinke nach unten.
Ich wunderte mich ein wenig darüber, wie leicht die Tür aufschwang.
Ich zog sie nur so weit auf, daß ich auch hindurchschlüpfen konnte, sprang über die Schwelle und ging blitzschnell in die Knie, während ich die rechte Hand mit der Waffe vorgestreckt hielt, den Arm bewegte und die Beretta schwenkte.
Vor mir sah ich ein Fenster. Es war ziemlich groß, lag der Tür direkt gegenüber, und die Vorhänge reichten bis zum Boden. An der von mir aus gesehenen linken Wand stand ein
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