0306 - Die Träne des Teufels
einmal in Depressionen ersticken, deshalb kämpfen Sie dagegen an. Überwinden Sie Ihre Angst und Ihre Depression, helfen Sie uns!«
»Uns?« fragte er leise.
»Ja, auch meine beiden Freunde sind noch mit von der Partie. Zu dritt sind wir stark, zu viert noch stärker. Daran sollten Sie denken, Monsieur van Doolen.«
»Haben Sie eine Zigarette?« fragte er mich.
»Gern.« So gern gab ich ihm auch keine. Nicht daß es mir um den Glimmstengel gegangen wäre, nein, ich verlor nur Zeit, wenn wir im Zimmer blieben. Irgendwie mußte ich auch auf den Mann Rücksicht nehmen, das gestand ich mir selbst ein.
Ich reichte ihm auch Feuer, und er saugte den Rauch gierig ein. Ein paarmal hustete er durch, schüttelte den Kopf und stützte ihn mit dem Arm.
Ich stand auf und holte einen Aschenbecher. Für einen Moment blieb ich am Fenster stehen, schob die Gardine zur Seite und schaute nach draußen.
Erkennen konnte ich überhaupt nichts mehr, ich starrte in einen gewaltigen Flockenwirbel. Schulterzuckend wandte ich mich ab, nahm meinen Platz wieder auf der Bettkante ein und reichte van Doolen den Ascher.
Er drückte die Zigarette aus. »Sie schmeckt mir nicht«, kommentierte er.
»Können wir jetzt gehen?« fragte ich.
»Ja.« Einen letzten Blick warf er zurück. Irgendwie abschiednehmend kam er mir vor. Er schaute auf den leeren Safe, sah sich noch einmal im Zimmer um und hob die Schultern. Dann verließ er mit mir zusammen den Raum. Auf dem Weg zur Treppe erkundigte er sich nach meinen beiden Freunden.
»Sie sind unten«, erklärte ich, »und warten dort.«
»Was sind Sie für ein Mensch, Monsieur Sinclair?«
»Polizist.«
»Aber nicht aus Belgien.«
»Nein, Scotland Yard.«
»Aha, Engländer!« Er hatte die Treppe erreicht und schritt über die erste Stufe nach unten. Dabei hielt er den Kopf gesenkt. Die Lippen lagen aufeinander und bildeten fast einen Strich. Er atmete nur durch die Nase. Manchmal bewegte er auch den rechten Arm.
Mandra Korab und Suko schauten uns entgegen. Die beiden hatten den Besitzer des Hauses noch nicht gesehen. Ich war gespannt, wie van Doolen reagierte, wenn er den Stein sah. Hoffentlich vernünftig. Daß wir uns den Stein »ausleihen« würden, lag auf der Hand. Wir konnten ihn einfach nicht mehr hergeben. Erstens brachte nur er uns weiter, und zweitens war van Doolen schutzlos, denn die andere Seite würde immer wieder versuchen, den Stein an sich zu bringen. Ob der Mann eine zweite Attacke überlebte, war fraglich.
Das Lächeln, mit dem er meine beiden Freunde begrüßte, fiel gequält aus. Ich schlug vor, zu einer Sesselgruppe zu gehen. Dort konnten wir uns in Ruhe unterhalten.
Wir nahmen Platz.
Van Doolen deutete auf eine kleine Vitrine. »Dort habe ich etwas zu trinken. Wenn Sie wollen…«
Wir lehnten ab. Er wollte einen Whisky. Ich holte Flasche und Glas.
»Danke«, sagte er, als ich eingeschenkt hatte und er einen langen Schluck nahm.
Kaum hatte er das Glas abgesetzt, stellte ich schon die ersten Fragen.
Dabei war ich jetzt froh, daß mein Freund Suko den Stein nicht in der Hand hielt, sondern ihn versteckt hatte.
»Bitte, Monsieur van Doolen, berichten Sie uns, woher Sie den Stein haben.«
Er begann von seiner Leidenschaft zu erzählen, und zeichnete ein Bild von sich, das uns außergewöhnlich erschien. Wir erlebten hier einen Fanatiker, der sich von einer kalten Juwelenpracht blenden ließ.
Er redete und redete, doch auf das eigentliche Thema kam er nie so recht zu sprechen.
»Woher haben Sie den Stein?« wollte ich wissen.
»Ein Mann brachte ihn mir.«
»Wie hieß der Mann?«
»In diesem Geschäft arbeitet man nicht mit Namen.«
»Können Sie den Mann beschreiben?« erkundigte sich Mandra in einem lupenreinen Französisch.
»Nein.«
»Wieso nicht?«
Van Doolen schaute mich wieder an. »Es war einfach zu dunkel.«
»War er groß oder klein?«
»Eher klein.«
»Wie sprach er?«
»Sehr langsam.«
»Was sagte er ungefähr?« wollte Suko wissen.
»Er war der Meinung, daß mir der Stein Unglück bringen würde«, erklärte der Makler mit leiser Stimme.
»Wieso Unglück?«
»Ich weiß es auch nicht so recht. Aber er sprach von einer seltsamen Kraft, die in dem Stein ihren Platz gefunden hätte und die ich nicht unterschätzen dürfte.«
»Ist er näher darauf eingegangen?«
»Nein. Ich hätte auch nicht hingehört, wissen Sie.« Er schluckte zweimal, bevor er weitersprach. »Dieser Stein hat mich so fasziniert, daß mir alles andere egal war.«
»Hat
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