0306 - Keine Rettung für Schlachtschiff OMASO
von seinem Kampfanzug lösten sich feine, grünleuchtende Schleier und zogen wie Rauch durch die Kabine. Seltsamerweise wurden sie nicht vom Sog der Be- und Entlüftungsanlage erfaßt.
„Was soll der Unsinn!" Clark Dentcher hatte sich erhoben. Straff und kerzengerade sah er seinen beiden Offizieren entgegen; noch spürte er nichts als eine gewisse Unruhe über diesen erschreckenden Mangel an Disziplin in sich.
Noch!
„Wir brachten es nicht übers Herz, Sie hier allein in der Kabine zu lassen, Clark."
Das war Peruton. Aber ein ganz anderer Peruton, als ihn der Kommandant in Erinnerung hatte.
Weder Ironie noch Sarkasmus zeigte sich auf dem Gesicht des Leitenden Ingenieurs. Die Augen sahen gewissermaßen durch Dentcher hindurch.
Ein winziges Stäubchen setzte sich auf Dentchers Nase. Leicht irritiert schlug er danach. Aber das schien ein Zeichen für die Staubschleier zu sein; immer mehr dieser flirrenden Stäubchen begannen sich auf seinem Kopf niederzulassen.
Mit Befremden bemerkte Dentcher, daß die Kabine von diesen Staubschleiern voll zu sein schien.
Clark Dentcher bewegte den Kopf. Ein Gedanke erhob sich in ihm und brachte eine ineinanderfließende Reihe von Eindrücken, von neuartigen Begriffen und eine Skala breitgefächerter Empfindungen.
Er hatte plötzlich die Vision, sich millionenfach an vielen Stellen der OMASO gleichzeitig zu befinden; mit unzähligen Augen zu sehen, und mit ebenso vielen Ohren zu hören. Und ganz im Hintergrund gewahrte er noch ein stetes Pulsieren.
Mit einer schroffen Handbewegung wischte Dentcher diese Vision hinweg. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus. Als sich der Schleier vor seinen Augen löste, sah er, daß Salmon Peruton und Major Hagenty noch immer nicht die Kabine verlassen hatten.
„Bitte, meine Herren", sagte Dentcher scharf. „Wollen Sie nicht endlich gehen? Ich habe Ihnen meinen Entschluß bereits mitgeteilt - alles zu seiner Zeit."
Er drehte sich abrupt um und ging in den hinteren Teil seiner Kabine.
Woher kam nur diese entsetzliche Leere in seinem Kopf? Aufstöhnend preßte Clark Dentcher die flachen Hände gegen die Schläfen.
Irgendwo in seinem Innern schlug eine warnende Glocke an; sein Körper verkrampfte sich unter einem Ansturm von Dunkelheit und Kälte. Geistige Impulse von derartiger Fremdheit strömten ihm entgegen, daß er in Bruchteilen von Sekunden in wilde Panik verfiel.
Dentcher warf sich herum.
Entsetzt schrie er auf, während sein Gesicht zu einer Maske kreatürlicher Angst wurde. Er konnte die beiden Männer nur undeutlich wahrnehmen, die ganze Kabine war von geisterhaften, grünleuchtenden Staubschleiern erfüllt, die langsam rotierten, sich hauptsächlich aber auf seine Gestalt zu konzentrieren schienen.
Dentcher schlug wild um sich, zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Seine Nackenhaare sträubten sich, als er bemerkte, daß sich die Staubschleier auf seinen Kopf nieder zu senken begannen. In einem ganz entfernten Winkel seines Gehirns spürte er, daß er alles, aber auch alles falsch gemacht hatte.
Wahnsinniger Schmerz raste wie eine feurige Lohe durch seinen Körper, machte ihn unempfindlich für alle anderen Eindrücke. Teilweise brach sein Widerstand schon bei diesem ersten Ansturm in sich zusammen.
Sein Intellekt wurde von den rasenden Emotionen seines Unterbewußtseins überschwemmt, das sich mit allen Fasern des Seins gegen diese geistige Vergewaltigung auflehnte.
Nun schien er nur noch aus einem Bündel bloßliegender Nervenenden zu bestehen. Die feurige Lohe schlug über seinem Kopf zusammen und warf ihn in den Strudel einer riesigen Spirale.
Er stürzte durch Einsamkeit und Leere, durch einen Ozean von Schmerz und Hilflosigkeit...
Mit dem letzten, schwindenden Rest seines klaren Verstandes wurde sich Dentcher noch einmal bewußt, daß er verloren war, wenn es ihm nicht gelang, die rotleuchtende Taste der Alarmanlage zu erreichen.
Mit schweißüberströmtem Gesicht setzte er einen Fuß vor, zog den anderen nach. Er schmeckte salzigen Schweiß auf den Lippen. Dann blieb er wieder stehen, schwankend. Inmitten der Kabine brach er in die Knie.
Ab und zu überlief ein Zittern und Beben die Gestalt des Kommandanten. Ein raues Schluchzen zwängte sich zwischen den mahlenden Kiefern hervor.
Der Widerstand zerbrach ganz.
Reglos und mit unbeteiligten Gesichtern sahen die beiden dem lautlosen Kampf zu. Früher einmal waren sie Dr.-Ing. Salmon Peruton und Major Phil Hagenty gewesen - jetzt waren sie nur Fragmente eines
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