0306 - Keine Rettung für Schlachtschiff OMASO
steuerte zielstrebig auf Clark Dentcher zu, der zusammen mit einer Gruppe Offiziere die Manöver der OMASO auf den großen Panoramaschirmen verfolgte. Ab und zu rief er befehlende Worte, gab Anweisungen an die Maschine oder richtete das Wort an die umstehenden Männer.
Tunither stieß rücksichtslos beiseite, was nicht rechtzeitig auswich.
„Sir!" sagte er grollend, während er hinter Dentcher stehen blieb.
„Ich möchte jetzt nicht gestört... oh, Sie sind es, Mister Tunither."
Dentcher schien nicht im mindesten überrascht, so daß Pen daran zu zweifeln begann, ob es richtig war, was er jetzt zu tun beabsichtigte. Dann aber siegte der Zorn in ihm.
„Allerdings bin ich es, Sir", sagte er. Mühsam unterdrückte er weit härtere Worte.
„Weshalb machen Sie ein Gesicht wie der Racheengel der K'erubyjn? Ist etwas?"
Pen stieg das Blut ins Gesicht. Das hatte noch gefehlt, daß er sich vor den anderen zum Narren machen ließ! Er antwortete grimmig: „Ich verlange Aufklärung, Sir. Was geht hier vor?"
Clark Dentcher musterte seinen Ersten Offizier mit einem ironischen Blick.
„Sehen Sie nicht", sagte er schließlich nachlässig, „was hier vorgeht, Mister Tunither? Dann sollten Sie schleunigst Doc Deckbar aufsuchen und sich ein paar Haftschalen verordnen lassen."
In Pens Gesicht zuckte es, dann senkte er den wuchtigen Kopf zwischen die breiten, muskulösen Schultern wie ein andalusischer Stier.
„Ich sehe ausgezeichnet, Sir", antwortete er steif. „Ich bin sogar in der Lage zu erkennen, daß Sie nicht nur den Befehl des Großadministrators mißachten, darüber hinaus verstoßen Sie auch noch gegen das Bordreglement."
Dentchers Augenbrauen ruckten nach oben.
„Sie fällen Entscheidungen", fuhr Pen fort, „zu denen ich unbedingt hätte hinzugezogen werden müssen."
Clark Dentcher lachte kalt.
„Seit wann", sagte er mit eindringlicher Stimme, „ist es üblich, daß der Erste Offizier eines Schiffes Rechenschaft über die Entscheidungen seines Kommandanten fordert?"
„Es ist genau in dem Augenblick üblich, in dem man die übrigen Offiziere informiert." Pen Tunithers Hand machte eine Bewegung, die die ganze Gruppe umschloß. „Oder wollen Sie etwa behaupten, diese Herren wären nicht informiert?"
Dentcher zögerte keine Sekunde.
„Also gut, Mister Tunither", gab er zu. „Ich entschuldige mich in aller Form dafür, daß ich Sie übergangen habe." Dentcher sah spöttisch auf Pen Tunither. „Sind Sie nun zufrieden?"
„Nicht ganz, Sir." Pen schlug irritiert nach einem Stäubchen, das vor seiner Nase schwebte und hartnäckig versuchte, sich niederzulassen. Sein Blick suchte Phil Hagenty zu erkennen; er war nirgends zu sehen.
Er hat ja Nachtdienst gehabt, durchzuckte es Pen. Sicher wird er sich niedergelegt haben. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kommandanten, der eben sagte: „Und weshalb sind Sie nicht zufrieden, Mister Tunither?"
„Was haben Sie vor, Sir?" stellte Pen seinerseits eine Frage. „Weshalb diese plötzliche Kursänderung?"
„Wir werden den Kristall an Bord der OMASO nehmen. Ich bin zu der Ansicht gelangt, daß die dort gemachten Entdeckungen ohne weiteres eine Umgehung von Rhodans Befehl rechtfertigen. Ich bin weiter zu der Ansicht gekommen, daß ich das verantworten kann - um Ihren Angriffen die Spitze zu nehmen."
Pen fühlte Kälte in sich aufsteigen. War das noch der vorsichtig abwägende Clark Dentcher?
„Ich rate davon ab, Sir", sagte Pen, „und berufe mich auf die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen über die Verhaltensweise im Falle einer Entdeckung eines fremden Körpers."
„Brav gesprochen, Mister Tunither - aber ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, daß Sie schon mir die Entscheidungen überlassen müssen. Ich allein bin für alles verantwortlich - deshalb maße ich mir das Recht an, auch allein meine Entscheidungen zu treffen.
Was immer Sie denken mögen. Vergessen Sie eines nicht: Sie sind nichts weiter als ein Befehlsempfänger."
Tunithers Haltung versteifte sich. Sein Gesicht verschloß sich, wurde starr und undurchdringlich.
„Dann bitte ich darum, eine entsprechende Meldung an den Flottenstützpunkt im Sektor Morgenrot abzusetzen, die mich von meinen Pflichten als Erster Offizier der OMASO entbindet."
Sekundenlang trat Verwunderung in Dentchers Augen. Offenbar hatte er diese Reaktion nicht vorausgesehen. Er neigte den Kopf etwas, stand kurze Zeit so da und sagte schließlich: „Sie sind wahnsinnig!"
Sein starrer Blick
Weitere Kostenlose Bücher