0307 - Abrechnung mit Jane Collins
schreckliche Sekunden, schauten in Blitze hinein, sahen einmal die Fratze des Teufels, dann wieder Wikkas Gesicht, und im nächsten Augenblick hatten sie es überstanden.
Sie befanden sich fast noch an derselben Stelle. Konnten nach vorn schauen und durch die offene Tür.
Noch immer brannten die Feuer. Doch keine der gespenstischen Hexengestalten schwebte mehr zwischen ihnen, denn es hatte sich einiges verändert.
Drei Personen waren hinzugekommen.
Hendrik van Doolen, John Sinclair - und Jane Collins!
***
Die Träne des Teufels war zerplatzt!
Dieses Gefühl jedenfalls hatte ich gehabt, so war es mir auch vorgekommen.
Schwärze, Helligkeit - Schwärze, Helligkeit…
Das hatte unseren Weg begleitet bis zu dem Zeitpunkt, wo sich alles änderte.
Wir hatten das Ziel erreicht.
Ein Ziel, das man mit dem Begriff andere Welt umschreiben konnte.
Kein Marmorboden mehr unter unseren Füßen, dafür harte braune Erde.
Keine Möbel, statt dessen seltsame, an Tipis erinnernde Behausungen, dazwischen flackernde Feuer und über uns keine Decke, sondern ein düsterer Himmel, der seltsam weit und verzerrt wirkte.
Und wo steckte der Stein?
An ihn dachte ich zuerst, nachdem ich die neuen Eindrücke richtig verdaut hatte.
Er befand sich weder in meiner Hand, noch lag er zu meinen Füßen.
Die Träne des Teufels hatte sich verändert.
Und zwar auf eine Weise, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Es war fast unbeschreiblich, unerklärbar, dennoch eine Tatsache, der ich ins Auge sehen mußte.
Der Diamant war gewachsen. Sogar immens gewachsen. Vielleicht um das Hunderttausendfache.
Er war auch nicht mehr schwarz, sondern hatte seine normale, gläsern wirkende Farbe wieder eingenommen.
Und alles andere, die Feuer, die Hütten, das größere Haus und wir befanden uns innerhalb des Steins. Auch daran zu merken, wie sich der Boden veränderte.
Er wurde ebenfalls gläsern. Die braune Erde verschwand und schuf einem durchsichtigen Kristall Platz. In den Boden konnte ich hineinblicken! Wenn ich den Kopf hob, sah ich das ringsum leicht ansteigende Gelände.
Aber gläsern und durchsichtig…
Die Träne des Teufels hatte sich aus mehreren Dreiecken zusammengesetzt, die allesamt zu einem Mittelpunkt hinliefen. In diesem Mittelpunkt standen wir, die Dreiecke aber bildeten die Hänge.
Gläserne, kantige geometrische Figuren, die zur Mitte hin abfielen und den Talkessel als überdimensionale Schüssel erscheinen ließen.
Damit hatte ich wirklich nicht rechnen können. Der Stein zeigte nun seine wahre Größe und Magie. Diese Welt gehörte ihm, das bewies er uns in diesen Augenblicken.
Es hatte Sekunden gedauert, bis ich die Eindrücke verdaute, und ich sah im nächsten Augenblick wieder etwas Neues.
Die Tür des großen Hauses stand sperrangelweit offen. Von meinem Platz aus konnte ich hinein und gleichzeitig hindurchschauen. Da fiel mir die Wand auf, die der offenen Tür direkt gegenüberlag.
Sie war nicht dunkel, schimmerte heller und erinnerte mich an einen matten Spiegel.
An einen Spiegel mit Inhalt.
Ich kannte die Personen, die sich dort aufhielten und die man als Gefangene ansehen mußte.
Mandra und Suko. Hinzu kam noch Wikka, die Oberhexe und Janes Chefin. Deshalb war ich so gespannt, wie die ehemalige Detektivin auf sie reagieren würde.
Dann gab es noch etwas.
Gespenstische Wesen, die schattengleich über dem jetzt gläsernen Boden schwebten und sich zwischen den kleinen Feuern bewegten. Das größere ließen sie in Ruhe.
Darüber stand ein hohes Dreibein, von dessen Spitze ein mit einer Flüssigkeit gefüllter Topf herabhing. Die Masse in dem Topf mußte kochen oder dampfen, denn es waberte ein seltsam grünlicher Dampf über den Rändern.
Es waren sehr viele und vor allen Dingen fremde Eindrücke, die auf mich zustürmten. Aus diesem Grund konnte ich mich um die Personen, die die Reise mit mir gemacht hatten, erst später kümmern.
Zuerst sah ich Hendrik van Doolen. Im Gegensatz zu mir lag er auf dem Boden, hatte sich auf eine Hand gestützt und schaute aus ungläubig geweiteten Augen in die Runde, ohne allerdings einen Kommentar abgeben zu können.
Und Jane?
Sie wirkte wie eine alte Frau. Gebückt stand sie nur einige Schritte von mir entfernt. Sie hatte den Kopf vorgebeugt. Ihre Arme hingen nach unten wie zwei Pendel, als würden diese überhaupt nicht zu ihr gehören.
Vielleicht lag es an der Beleuchtung, möglicherweise spiegelte sich auch nur ihre innere Verfassung auf dem Gesicht wider,
Weitere Kostenlose Bücher