0307 - Abrechnung mit Jane Collins
überwunden. Als ich mich vorwarf, griff Jane Collins ein.
Daß sie mich stoppen würde, damit hatte ich nicht gerechnet, aber sie verhakte ihre Füße zwischen meinen sich bewegenden Beinen, so daß ich zu Boden mußte.
Noch im Fallen vernahm ich das angstvolle Kreischen des Maklers, und ich schlug hart auf die gläserne Erde. Als ich wieder hochwollte, warf sich Jane auf mich. Mit ihren gebundenen Händen packte sie meinen Hals und drückte zu. Ich hörte ihre Stimme an meinem Ohr. Sie klang nicht einmal sehr haßerfüllt, als sie zischte: »Du schaffst es nicht, John. Die anderen sind zu stark.«
Und ob ich es schaffte.
Zuerst einmal Jane Collins. Ich stemmte mich ruckartig auf und machte einen Buckel, so daß sich Jane Collins nicht mehr halten konnte.
Sie rutschte von mir ab, wollte noch nachgreifen, da befand ich mich bereits auf dem Weg zur Feuerstelle.
Die Hitze schlug mir ins Gesicht. In der direkten Nähe merkte ich die Glut der Flammen. Sie waberten höher und umfingen die gesamten Umrisse des Kessels, denn ihre Spitzen erreichten bereits den Rand des Gefäßes.
Einen Rand, über den zwei Schuhe und die dazugehörigen Gelenke schauten. Der Rest befand sich bereits innerhalb des Kessels.
Ich kam gegen das Feuer nicht an, blieb stehen und vereiste innerlich trotz der äußeren Hitze.
Durch den wabernden Flammenschleier sah ich das Zucken der beiden Füße. Schreie konnte ich nicht mehr hören, denn der Makler war mit seinem Kopf bereits verschwunden.
Dann verschwanden auch die Füße.
Zunächst der linke. Er schlug noch einmal auf die Kante, bevor er wegtauchte.
Der rechte rutschte wenig später nach, so daß von Hendrik van Doolen nichts mehr zu sehen war.
Dieser Makler, den man gewissermaßen als die Initialzündung des Falls ansehen konnte, war das erste Opfer einer unheimlichen, für mich kaum begreiflichen Welt geworden.
Ich hatte ihn nicht mehr retten können. Vielleicht hätte ich es geschafft, wenn Jane Collins nicht gewesen wäre.
Sekundenlang stand ich nur da. Erschüttert und auch ziemlich angeschlagen, denn die Vorgänge hatten mich hart mitgenommen.
Weshalb hatte Jane die Rettung verhindert? Was versprach sie sich davon? Pluspunkte bei Wikka?
Wohl kaum, denn die ehemalige Detektivin war davon überzeugt gewesen, daß man sie aus dem Kreis der Hexen ausgestoßen hatte.
Die gespenstischen Wesen hatten nicht eingegriffen. Sie hielten sich zurück, schwebten zwischen den kleineren Feuerkreisen und glichen langen Fahnen, die vom Wind bewegt wurden.
Ich drehte mich um.
Zwei Schritte stand Jane Collins von mir entfernt. Auch sie wurde noch vom Widerschein der Flammen getroffen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein zuckendes Muster aus roten und schwarzen Schatten ab. Die Lippen lagen aufeinander. Als ich ihr in die Augen schaute, gab sie meinen Blick kühl zurück.
Mir war es unangenehm, diesen unheimlichen Kessel in meinem Rücken zu wissen, deshalb ging ich vor und stellte mich so, daß er sich seitlich von mir befand.
»Weshalb hast du das getan?« wandte ich mich an Jane.
»Was?«
»Meine Behinderung, als ich den Makler retten wollte.«
»Du wärst auch gestorben!«
»Was dir doch eigentlich gut in den Kram gepaßt hätte, oder nicht?«
»Denke selbst darüber nach, John Sinclair!«
Jetzt nannte sie mich schon beim Namen und sprach ihn auch nicht mehr so haßerfüllt aus. Aber ich traute ihr noch längst nicht. »Ich habe darüber nachgedacht und finde noch immer keinen Grund für dein Handeln. Es tut mir leid.«
»Du hättest keine Chance gehabt. Ich habe dir in diesen Augenblicken das Leben gerettet. Diese Welt ist menschenfeindlich. Wahrscheinlich schaffen wir es nicht, aber ich will, daß du wenigstens noch einige mitnimmst, bevor wir gemeinsam untergehen.«
»Das hatte ich mir immer gewünscht«, erwiderte ich sarkastisch. »Mit dir allein unterzugehen.«
»Sei nicht zynisch, John. Das hier ist gefährlich. Unsere Gegner werden nicht mehr lange stillhalten.«
»Unsere Gegner?«
»Genau, du hast dich nicht verhört, John. Es sind auch meine Feinde, denn nach den Hexenregeln bin ich eine Verräterin und muß dafür bezahlen, was ich auch werde.«
»Auf welcher Seite stehst du denn?« erkundigte ich mich lauernd.
»Nicht auf deiner.«
»Und doch kämpfst du gemeinsam mit mir?«
»Ich bin eine Hexe, vergiß das nicht.«
»Auch als Ausgestoßene?«
»Ja, auch da. Ich bleibe eine Hexe, daran kannst du nichts ändern, auch wenn wir im Augenblick gleiche
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