0307 - Abrechnung mit Jane Collins
wie man es eigentlich von einem Geisterjäger erwarten konnte.
Ich war schneller als der mit Hexenblut überzogene Knochenmann.
Bevor er mich angreifen konnte, war ich schon in seinem Rücken aufgetaucht und drückte das Kreuz gegen seine Schulter.
Es ließ mich nicht im Stich.
Ich konnte an meinem Gegner vorbeischauen und erkannte, daß auch Jane Collins gespannt zusah. Bestimmt drückte sie mir die Daumen. Das brauchte sie nicht mehr, denn das Skelett war erledigt.
Beide Arme schleuderte es in die Höhe. Dann fiel es nach vorn, und das gehärtete Hexenblut wurde allmählich wieder flüssig. Es schwemmte über den Boden, und es nahm auch die Knochen mit, denn der skelettierte Körper löste sich allmählich auf.
Zurück blieb ein Gemisch aus rotem Hexenblut und Knochen. Das war alles.
Mir war ein Stein vom Herzen gefallen, und auch Jane nickte anerkennend. »So chancenlos sind wir nun doch nicht«, erklärte ich ihr und setzte noch ein optimistisches Grinsen hinzu.
Jane war nicht meiner Ansicht. »Dies hier kannst du erst als Vorspiel betrachten. Alles andere wird noch kommen, darauf kannst du dich verlassen.«
Was sollte ich darauf erwidern? Am besten gar nichts. Außerdem redete jemand, den ich völlig vergessen hatte.
Wikka!
Ihre Stimme klang spöttisch, als die Oberhexe, auf der Türschwelle stehend, uns ansprach. »Ich habe euch noch nicht willkommen geheißen, ihr beiden Turteltauben«, erklärte sie mit vor Hohn triefender Stimme.
»Aber das möchte ich jetzt nachholen. Willkommen in einem Land, das zu eurem Grab werden wird…«
***
Suko und auch Mandra machten sich keinerlei Illusionen über ihre Lage. Sie waren Gefangene eines schwarzmagischen Spiegels, und man gab ihnen nur soviel Bewegungsfreiheit, wie eben zulässig war.
Entweichen konnten beide nicht mehr.
Das war ihnen klar.
Sie hatten auch mitbekommen, wie John Sinclair bei dem lebenden Skelett reagierte.
»Wenigstens etwas«, sagte Suko.
»So wird es auch weitergehen.«
Wikka hatte die Worte der beiden Männer genau verstanden, »Freut euch nur nicht zu früh«, sagte sie. »Diese Welt hält noch einige Überraschungen für euch bereit.«
»Und welche?« fragte Suko.
Wikka ging nicht näher darauf ein. Sie ließ John Sinclair und Jane Collins nicht aus den Augen. Dabei redete sie mit sich selbst, obwohl sie eigentlich Jane meinte. »Du kleine Verräterin!« flüsterte sie. »Du verdammtes Biest. Glaube nur nicht, daß ich Gnade kennen werde, und rechne auch nicht damit, daß dich dieser Bastard schützen kann. Das ist vorbei. Hier regieren andere. Ihr werdet euch noch wundern, ihr verfluchten Ignoranten…«
Suko heizte die Stimmung noch stärker an. »Sie steht jetzt auf Johns Seite.«
»Nein, sie bleibt eine Hexe. So lange, wie ich es will. Nur schließe ich sie aus. Sie hat etwas getan, was sie nicht tun durfte. Sie hat zugelassen, daß John Sinclair, ein Unreiner, aus dem Buch vorlas. Dafür wird sie büßen. Und nicht zu knapp.«
»Wo ist das Buch?«
»Weg!« erklärte Wikka. »Innerhalb des Steins. Es soll keiner mehr daran kommen…«
»Schade.«
»Halt den Mund, Chinese!« Wikka kümmerte sich nicht mehr um ihre Gefangenen. Sie gab sich einen Ruck und tat das, was sich Mandra und Suko so gern gewünscht hätten.
Die Oberhexe verließ den Spiegel.
Davor blieb sie für einen Moment stehen, drehte sich um und grinste die Freunde hart an. Dann streckte sie sich, griff in den Spiegel hinein und holte sich vor den entsetzt aufgerissenen Augen des Inders den ersten Dolch weg.
Sie umklammerte den roten Griff, hielt die Waffe noch einmal dicht vor Mandras Gesicht, grinste diabolisch, bevor sie das Messer einsteckte. Wikka klemmte sich den ersten Dolch in den Gürtel.
Die drei anderen folgten.
Auch hier konnte Mandra Korab nichts unternehmen. Er bewegte sich zwar, wollte noch einmal die Waffen erreichen, aber der Spiegel hielt ihn fest.
»Nein!« hörten beide die Stimme der Hexe. »Du wirst sie nicht bekommen. Sie sollen kein Unheil mehr anrichten, dafür sorge ich. Luzifer hat sie nicht umsonst weggenommen, das kann ich dir schwören, du verfluchter Hundesohn!«
Mandra erwiderte nichts. Er erstickte fast an seiner Wut und schaute auf Suko.
Der zeigte ein optimistisches Grinsen.
»Was ist geschehen?« fragte der Inder.
»Mir ist gerade etwas eingefallen.«
»Und was?«
»Eventuell gibt es eine Chance für unsere Befreiung. Wir müßten allerdings den Zeitpunkt genau abpassen.«
»Wie willst du denn hier
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