0307 - Die letzte Kugel für den Boß
aufgefallen?«
»Darüber habe ich nie etwas gehört. Ich weiß nur, dass Slade als einer der besten Männer Donovans galt. Aus dem Grund schickte er ihn auch nach New York.«
Der Mann am Fenster hörte nicht auf, gegen die Scheibe zu trommeln.
»Aber er hat nie selbstständig gehandelt«, sagte er leise und mehr zu sich selbst. »Warum handelt er jetzt in New York, als wäre er nicht ein bezahlter Ganove, sondern der Boss einer Gang.«
Lauter fragte er: »Wie heißt der Mann, der von Donovans Verein auf freiem Fuß blieb?«
»Sid Sarowsky.«
»Kannst du ihn finden?«
»Pa Tai kann ihn finden.«
»Pa Tai soll ihn suchen. Er soll mit ihm nach New York fliegen. Wann kann Pa Tai ihn gefunden haben?«
»Noch heute Nacht.«
»Sie sollen morgen früh fliegen, aber mit einer anderen Maschine als wir.«
»Wir fliegen auch nach New York?«
»Ja«, sagte der Mann am Fenster, »Ich will kein Risiko eingehen. Lieber lasse ich den Umsatz einer ganzen Stadt schießen, als dass ich meinen eigenen Kopf in Gefahr bringe.«
»Unsere beiden Köpfe«, sagte der andere. Er griff nach dem Telefon.
***
Das Schrillen des Telefons weckte mich. Ich schreckte hoch, sah, dass schmale Lichtstreifen unter den Vorhängen hindurch auf den Fußboden fielen. Draußen war längst der helle Tag angebrochen.
Das Telefon läutete zum zweiten Mal. Ich nahm die Füße vom Tisch, stand auf und ging staksig zum Telefon.
Ich meldete mich mit einem »Hallo!«
»Bist du das, Stanley?«, fragte eine farblose Männerstimme.
Ich wurde hellwach. Vorsichtig fragte ich zurück: »Bist du Rowfield?«
Es war schon zu viel. Der andere antwortete nicht.
Hinter mir polterte es. Die-Verbindung zum Lagerschuppen wurde aufgestoßen und der Tisch damit zurückgedrückt. Cross und Worth drängten herein.
»Wer ist das?«, fragte er hastig.
»Ich nehme an, dass es Rowfield ist«, antwortete ich, »aber er weigert sich mit mir zu reden.«
Der Mann am anderen Ende der Leitung hatte diese Worte gehört.
»Ich will mit Stanley reden, Slade«, sagte er.
Worth riss mir den Hörer aus der Hand.
»Hier ist Stan!«, schrie er so laut in die Muschel, als müsse er sich direkt und ohne Draht mit dem anderen verständigen.
Ich konnte nicht hören, was Rowfield sagte, aber viel konnte er nicht herausgebracht haben, denn Wörth brüllte sofort los: »Wir brechen uns deinetwegen das Genick! Deine verdammten Wünsche sind es, die uns in diese Schweinerei hineingeritten haben. Wir wollen, dass du herkommst. Wir brauchen Geld, verstehst du? Du kannst uns nicht einfach in dieser Patsche steckenlassen. Rowfield, ich sage dir, wenn…« Er erging sich in sinnlosen Beschimpfungen und Drohungen.
Der andere ließ ihn austoben, bis ihm der Atem und die Worte ausgingen. Berryl Cross nahm seinem Chef den Hörer weg.
»Hier spricht Cross«, sagte er überraschend kalt. »Rowfield, du kannst dich nicht länger im Hintergrund halten. Die Sache im Sailors Paradise hat nicht hundertprozentig geklappt. Mindestens einer von den Jungs lebt und befindet sich in den Händen der Bullen. Slade selbst ist hier bei uns. Klar, dass seine Freunde uns verpfeifen. Wenn die Cops uns fassen, kommen wir für den Rest unseres Lebens nicht mehr aus dem Knast heraus. Wir müssen aus New York verschwinden. Du bist der einzige, der sich in New York ohne Gefahr bewegen kann. Wenn du unsere Forderungen nicht erfüllst, Rowfield, dann werden wir den Bullen eine hübsche und vollständige Liste übersenden, in der jeder einzelne deiner Abnehmer mit Namen und Adresse aufgeführt wird. Dein Ring ist dann geplatzt, und du kannst dich nach einem anderen Job umsehen. Das ist unser Vorschlag, Rowfield. Du hast die Wahl, ihn anzunehmen oder ihn abzulehnen, aber du würdest ’ne Ablehnung am eigenen Leibe zu spüren bekommen.«
Rowfield antwortete etwas, und natürlich verstand ich es wieder nicht, aber Cross vermochte sein Gesicht nicht zu beherrschen, und ich erkannte an seinem Blick, dass von mir die Rede war.
»Frage ihn doch, warum er von Canogan den Jungen in Sikkys Höhle hat killen lassen!«, fragte ich laut. Cross wiederholte die Frage nicht, aber ich war sicher, dass Rowfield meine Worte gehört hatte.
Ich ging quer durch den Raum zum Fenster, öffnete den Vorhang einen Spalt und blickte auf das Pier hinaus.
Berryl Cross hielt immer noch den Hörer am Ohr, aber er sagte nichts mehr außer: »Ja, ich höre!«
»Ich will auch noch mit ihm sprechen«, rief Worth, aber Cross sprach in den
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