0307 - Die letzte Kugel für den Boß
Hörer.
»Okay, du rufst heute Abend wieder an. Wir verlassen uns darauf.«
Er legte den Hörer auf die Gabel.
Inzwischen hatten auch die beiden Gorillas gemerkt, dass sich in der Bürobaracke etwas von Bedeutung ereignete. Sie drängten herein.
Worth fasste Cross am Arm.
»Was hat er gesagt? Los, rück damit heraus! Noch bin ich hier der Chef.«
Der großartige Stanley Worth, der im Sailors Paradise aufgetreten war, als gehörte ihm ganz New York, machte eine klägliche Figur.
Er hatte die Nerven verloren, und Berryl Cross hielt längst an seiner Stelle die Fäden in der Hand.
»Wir sprechen später darüber«, knurrte Cross, und wieder traf mich ein schneller Blick.
»Warum fragst du nicht mich, Stan?«, sagte ich. »Ich kann dir genauso gut wie Berryl sagen, was Rowfield ihm vorgeschlagen hat, auch wenn ich nicht mit ihm gesprochen habe. - Rowfield hat versprochen, euch alle mit dicken Dollarpaketen zu versorgen und aus der Stadt zu schaffen. Seine einzige Forderung lautet: Killt vorher diesen Slade und werft ihn in den Hudson. Stimmt es, Slade?«
Ich hielt die 42er Pistole immer noch in der Hand.
Seit praktisch zwölf Stunden hatte ich ein Schießeisen in der Hand. Ich wusste, dass zumindest Cross bewaffnet war, und was die beiden Gorillas anging, so hielt der eine seine MP in den Pfoten, und sicherlich trug auch der andere irgendeine Kanone in der Tasche. Von den vier Maschinenpistolen, die gestern Nacht in einer der Ecken gestanden hatten, befand sich nur noch eine dort, und ich wusste nicht, ob im Magazin noch Patronen steckten.
Wenn sie es darauf ankommen ließen, war ich hoffnungslos unterlegen, aber darüber war ich mir von dem Augenblick an im Klaren gewesen, als ich mich unter sie wagte.
Cross war kein guter Schauspieler. Er knurrte zwar: »Das ist Unsinn«, aber sein Gesicht strafte ihn Lügen.
Mit einer raschen Bewegung riss ich den Vorhang zur Seite. Das Tageslicht fiel breit in den Raum.
»Jetzt und hier werden ihr’s mir nicht besorgen«, rief ich. »Seht hinaus. Glaubt ihr, ’ne Schießerei bliebe unbemerkt? Wenn’s hier knallt, habt ihr innerhalb von fünf Minuten eine ganze Wagenladung Cops auf dem Hals.«
Wenige Schritte vom Lagerhaus entfernt, krochen drei Arbeiter mit Farbtöpfen und Pinseln in dem Gestänge eines Kranes herum.
Auf der anderen Seite des Piers wurde ein Lastwagen gegen die Rampe eines Schuppens gesetzt, und zwei Männer in Overalls machten sich daran, den Laster zu entladen.
Cross blickte an meiner Schulter vorbei hinaus.
Auch er musste die Arbeiter sehen, und es musste ihm klar werden, dass ein einziger Schuss die Leute aufstören würde.
»Zieh den Vorhang vor, Slade!«, schrie Worth. »Sie sollen nicht merken, dass wir hier sind.«
»Sie werden es erst recht merken, wenn Cross ein falsches Spiel treiben will.« Mit einem Ruck zog ich den Vorhang wieder vor. Der Gangster, der die MP bei sich trug, drehte sich um und ging in die Halle zurück. Das war das Zeichen dafür, dass ich gewonnen hatte. Sein Kumpan folgte ihm. Cross, Worth und ich blieben in dem Büroraum zurück.
Stanley Worth ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sein eleganter schwarzer Mantel war voller Schmutz und voller Flecke. Der Seidenschal lag unordentlich und wie ein Strick um seinen Hals. Er schob den schwarzen Hut mit der charakteristischen Bewegung ins Genick, aber es lag keine Spannkraft mehr in der Geste.
»Zum Henker«, sagte er müde. »Ich wünsche, wir säßen längst in Mexiko.«
»Vor zwei Tagen hast du mir das Klima als gesund empfohlen«, antwortete ich. »Dein blinder Gehorsam für Rowfields Befehle hat sich für uns alle als verdammt unangenehm herausgestellt. Und dieser Idiot«, ich zeigte auf Cross, »möchte am liebsten weiter Rowfields Anordnungen befolgen. Er bildet sich ein, wenn er mich umlegt und es seinem Boss meldet, dann erscheint Rowfield mit einem Koffer voll Dollars auf der Bildfläche, schüttelt jedem die Hand, dankt euch für treu geleistete Dienste und überreicht jedem zwanzigtausend Dollar und ein Flugticket für eine Südamerikamaschine, die garantiert nicht von den G-men oder sonstigen Polizisten kontrolliert wird.« Ich lachte. Es hörte sich sogar leidlich echt an.
»Rowfield würde sich ins Fäustchen lachen, wenn ihr darauf hereinfallt. Ihm kommt’s nur darauf an, mich auf die billigste Weise loszuwerden. Als Handlanger wäret ihr ihm gerade recht, und ihr bliebet damit auf der alten Linie. Nichts anderes als Handlanger seid ihr immer für
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