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0308 - Einbahnstraße in den Tod

0308 - Einbahnstraße in den Tod

Titel: 0308 - Einbahnstraße in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einbahnstraße in den Tod
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letzten Moment auffängt.
    ***
    Der Rainbow Room befindet sich im 65. Stockwerk des RCA-Gebäudes von Radio City, also im Rockefeller Centre.
    Jetzt gegen 5 Uhr war er angefüllt mit Leuten, die sich die Zeit bis zum Dinner bei einem Cocktail vertrieben, sich unterhielten und der Musik lauschen wollten.
    Wir fanden einen Platz am Fenster und genossen den atemberaubenden Blick über Manhattan, in dem jetzt ein Licht nach dem anderen in den vielen Hunderttausenden von Fenstern aufflammte.
    Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich privat und allein mit einem so reizenden jungen Mädchen zusammen war.
    Sie erzählte mir, sie sei Mannequin in einem großen Modehaus und nebenbei Fotomodell.
    »Haben Sie eigentlich mein Bild noch nie gesehen?«, fragte sie und blickte mich aus ihren großen, blauen Augen an. »Ich hätte mir eingebildet, ich hätte ein Gesicht, das man nicht so leicht vergisst.«
    »Das Einzige was mir bekannt vorkommt, sind Ihre Augen«, erwiderte ich.
    »Also habe ich wenigstens etwas, was Sie nicht vergessen. Was sind Sie eigentlich von Beruf? Ich überlege schon die ganze Zeit und komme nicht darauf.«
    »Ich… Ich bin Vertreter.«
    »Wen und was vertreten Sie denn?«
    »Eine Versicherungsgesellschaft.«
    »So sehen Sie aber gar nicht aus. Versicherungsagenten sind meistens ekelhafte und geschwätzige Zeitgenossen.«
    »Sie glauben gar nicht, wie ich reden kann, wenn es ums Geschäft geht…« Ich zögerte einen Augenblick, und sie verstand dieses Zögern.
    »Ich heiße Joyce, und Sie?«
    »Jerry.«
    »Zur Gesundheit, Jerry.«
    Ihr Ton war übermütig.
    ***
    Um halb sieben sah sie auf die Uhr und sagte: »Es tut mir Leid, Jerry, aber ich muss unbedingt weg. Ich habe eine Verabredung.«
    »Mit Ihrem Freund?«, fragte ich und fühlte eine leichte Spur von Eifersucht.
    »Nein, Sie werden lachen, mit meiner Tante.«
    Ich wollte sie begleiten und dorthin bringen, wo die bewusste Tante wartete, aber sie lehnte ab.
    »Sehen wir uns einmal wieder?«, iragte ich, fast gegen meinen Willen.
    »Gern. Sagen wir am Dienstagnachmittag um 5 Uhr im Café Pierre. Auf Wiedersehen, Jerry.«
    »Auf Wiedersehen, Joyce.«
    Sie strich sich mit einer lässigen Bewegung die zerzausten Haare aus der Stirn, nickte mir noch einmal zu und ging.
    Ich blickte ihr nach und merkte, wie die Mehrzahl der Männer sich nach ihr umdrehte.
    Ich musste mir eingestehen, dass dieses Mädel - von dem ich nur den Vornamen wusste - auch auf mich Eindruck gemacht hatte.
    Es war so, als ob ich diese Joyce schon jahrelang kannte.
    Ich bestellte mir noch einen Cocktail, trank diesen langsam, blickte durch das Fenster, über das Lichtermeer zu meinen Füßen.
    Zur linken der Chryssler und zur echten das Empire State Building und geradeaus, vor mir, das flimmernde Band der Fifth Avenue.
    Es war ein vertrautes und doch immer wieder überwältigendes Bild.
    Dabei kam ich nicht von dem Gedanken an die blonde Joyce los.
    Wie sagte doch mein alter Kamerad Neville…
    In unserem Beruf gibt es nichts Gefährlicheres als Mädchen. Mädchen haben schon manchem G-man das Leben gekostet.
    Das Letztere brauchte ich nicht zu befürchten, denn die blonde Joyce hielt mich ja für einen Versicherungsvertreter.
    Ich hoffte nur, sie werde nicht auf die Idee kommen, mir etwas zu verdienen zu geben und mich nach den Bedingungen für eine Lebens- oder auch nur Heiratsversicherung zu fragen.
    ***
    Als ich am nächsten Morgen ins Office kam, war ich bester Laune.
    Ich pfiff den neuesten Schlager und hörte erst auf, als Phil mich von der Seite ansah und fragte, was ich ausgefressen hätte.
    »Gar nichts. Ich war schon um 11 Uhr im Bett?«
    »Hm. Jedenfalls machst du ein Gesicht wie ein Kater, der das süßeste Kätzchen seines Lebens erblickt hat und sich vorgenommen hat, ihm ein Liebeslied zu singen.«
    »Du bist verrückt.«
    Mein Freund schwieg, aber zehn Minuten später fing er wieder an zu sticheln und ruhte nicht, bis ich ihm von meiner Eisbahnbekanntschaft erzählt hatte.
    »Die musst du mir mal vorführen, Jerry«, sagte er.
    Als ich am Dienstagnachmittag ausnahmsweise schon um kurz vor fünf mit dem Dienst Schluss machte, sah mich mein Freund ironisch an und sagte: »Viel Vergnügen und einen Gruß an Joyce.«
    Café Pierre liegt in der Fifth Avenue, Ecke der 61. Straße, und ist tagsüber ein vornehmer, abends ein vergnügter Laden. Ich war fünf Minuten zu früh da, aber pünktlich um 5 Uhr tauchte Joyce auf.
    Heute war sie nicht im Eislaufkostüm, sondern

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