0308 - Einbahnstraße in den Tod
schriller Schrei brachte uns aus dem Konzept. In der offenen Tür stand Mrs. Snoll.
Jetzt hatte ich die 38er heraus, aber mein Gegner war hinter der Alten in Deckung gegangen und gab ihr einen Stoß, sodass sie wie eine Rakete auf mich zuschoss.
Sie stieß gegen mich und hing halb ohnmächtig an meinem Hals.
Die Flurtür knallte zu. Ich stieß die Alte von mir und wollte das Fenster aufreißen, aber es klemmte. Ich zerschmetterte die Scheibe und jagte einen Schuss in den Nachthimmel.
Mrs. Snoll kreischte.
»Halten Sie endlich Ihre Klappe«, fuhr ich sie an und lief hinaus.
Natürlich hatte die Nachbarschaft von dem Krawall einiges mitbekommen.
Auf der Treppe standen Frauen und zwei gewichtige Männer.
Es kostete mich eine wertvolle Minute, bis ich ihnen klargemacht hatte, wer ich sei. Dann raste ich hinunter.
Aber da war kein Phil. Nur ein paar Neugierige glotzten hinauf zu dem Fenster und zwei Cops kamen im Eiltempo heran.
Von dem Kerl, mit dem ich mich geprügelt hatte, war keine Spur zu finden.
Wieder musste ich in die Tasche greifen und meinen Stern vorzeigen. Dann wies ich einen Cop an, die Mordkommission zu rufen. Der zweite Cop sollte hinauflaufen und dafür sorgen, dass in dem Mordzimmer nichts angefasst werde.
Dann erst machte ich mich auf die Suche nach Phil.
Ich traf ihn an der Ecke.
»Verflucht, wo steckst du denn?«
»Ich war im Quicksilver in der Delancey Street und suchte nach diesem Hauser. Du hast mir doch das Mädel geschickt und mir sagen lassen, ich möge mich beeilen, um dort hinzukommen.«
»Was für ein Mädchen? Wie sah es aus?«
»Hübsch, schwarzhaarig.«
»Und von der hast du dich wegschicken lassen? Das Girl hatte kurz zuvor Lou Minuit ermordet.«
In diesem Augenblick kam ein Streifenwagen durch die Suffolk Street und hielt vor Nummer 20.
Es war auch höchste Zeit, denn inzwischen hatten sich wenigstens fünfzig Gaffer angesammelt und versperrten den Bürgersteig und die halbe Fahrbahn.
***
Der Cop an der Flurtür von Mrs. Snoll verteidigte den Eingang mit geschwungenem Gummiknüppel gegen die im Treppenhaus zusammengeballte Horde.
In dem Mordzimmer war noch alles so, wie ich es verlassen hatte.
Mrs. Snoll hatte sich in ihre Küche verzogen.
Als wir hereinkamen, begann sie zu keifen und zu zetern.
Ich zeigte Phil, wo ich das Mädchen gefunden hatte, und berichtete in kurzen Worten.
»Wie sah denn der Kerl aus, mit dem du dich herumgeschlagen hast?«, fragte er.
Ich wusste nur, dass der Bursche ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, mittelgroß und kräftig gewesen war.
Von seinem Gesicht waren mir nur die stechenden, dunklen Augen in Erinnerung geblieben.
Ich wusste nicht einmal, welche Haarfarbe er hatte, denn merkwürdigerweise war sein tief, ins Gesicht gezogener Hut an seinem Platz geblieben.
»Wahrscheinlich würde ich ihn erkennen, wenn ich ihn wiedersähe, aber beschreiben kann ich ihn nicht. Es könnte Vickers gewesen sein, genau so gut wie jeder andere.«
»Vielleicht war es sogar Vickers«, meinte mein Freund nachdenklich.
Dann nahmen wir uns Mrs. Snoll vor.
Sie kannte das schwarzhaarige Mädel, das mich empfangen hatte, nur flüchtig. Es war zwei- oder dreimal bei Lou Minuit gewesen, aber die Wirtin wusste nicht, warum.
Offenbar war sie mit ihr befreundet gewesen.
Die Mordkommission unter Lieutenant Crossswing kam an.
Alles verlief, wie es in solchen Fällen üblich ist.
Die Leiche wurde fotografiert.
Doc Price stellte den Tod durch Erwürgen fest, und zwar war der Tod eingetreten, bevor man das Mädchen in dem Schrank aufgehängt hatte.
Die Spurensucher fanden nichts, wenigstens nichts, was einen Hinweis auf die Mörderin oder den Mörder hätte geben können.
Der Schein, von dem Lou Minuit am Telefon gesprochen hatte, war unauffindbar.
Das schien uns der Beweis dafür zu sein, dass sie wegen dieses Scheins ermordet worden war - wie Gloria Wolters und Manny Lush.
Es wurde vier Uhr, bis wir das Haus verließen.
»Ich möchte nur wissen, woher der oder die Mörder Kenntnis von unserem geplanten Besuch bei der Minuit hatten«, meinte Phil.
»Es gibt nur eine Möglichkeit. Ihr Telefongespräch muss belauscht worden sein«, antwortete ich. »Mrs. Snoll hat keinen Femsprechanschluss, also muss das Girl aus einer Telefonzelle oder einer Kneipe angerufen haben.«
»Wollen wir es einmal dort drüben versuchen? Es ist doch wahrscheinlich, dass sie in diesem so dicht bei ihrer Wohnung liegenden Lokal bekannt ist.«
Wir versuchten es.
Der Wirt
Weitere Kostenlose Bücher