0308 - GrÃŒner Mond ÃŒber Jelly-City
übergingen.
Menchos blieb stehen, als er plötzlich ein pochendes Geräusch hörte, das aus dem nächsten Hausgang auf die Straße herausdrang.
„Was ist los?" fragte Keegan. „Kümmern wir uns nicht darum."
Sie gingen weiter. Sie prallten fast mit der blinden Frau zusammen, die sich mit ihrem Stock aus dem Hausgang auf die Straße herausgetastet hatte.
Die Frau blieb stehen. Sie trug ein mit Blumenmustern bedrucktes Kleid und eine Schürze. Die Haare hingen ihr unordentlich ins Gesicht. Ihre Augen starrten ins Nichts, trotzdem machte sie einen angespannten und wachsamen Eindruck.
„Ist da jemand?" rief die Frau. Ihre Stimme klang nicht so stereotyp wie die der anderen Beeinflußten. Menchos fühlte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Hatten sie jemand getroffen, der gleich ihnen immun war? Die Blinde mußte, wenn sie nicht der Hypnose erlag, den Beeinflußten sofort aufgefallen sein. Wahrscheinlich war sie als harmlos angesehen worden. Eine blinde Frau konnte niemand gefährlich werden.
„Ich habe Hunger", sagte die Frau mit weinerlicher Stimme. „Bist du das, Joey? Was ist überhaupt geschehen? Warum kümmerst du dich nicht mehr um mich?"
„Ich bin nicht Joey", sagte Keegan unfreundlich. „Es ist besser für Sie, wenn Sie ins Haus zurückkehren."
Das Gesicht der Frau veränderte sich. Zu Menchos' Erstaunen zeichnete sich Erleichterung darauf ab.
„Sie sprechen... so normal", seufzte sie. „Sagen Sie mir, wer Sie sind und was in Jelly-City vor sich geht."
„Haben Sie hier eine Wohnung?" mischte sich Menchos ein.
Sie deutete mit dem Stock auf das Haus. „In der dritten Etage", sagte sie. „Ich wohne dort mit meinem Bruder Joey. Er ist seit einiger Zeit so seltsam geworden. Er spricht kaum noch mit mir. Er hat mir seit drei Tagen nichts mehr zu essen mitgebracht. Er antwortet nicht auf meine Fragen. Niemand im Haus will mir etwas zu essen geben."
„Sie können nicht auf der Straße bleiben", sagte Menchos. „Wissen Sie, wann Joey zurückkommt?"
Die Frau begann plötzlich zu weinen. Sie stützte sich auf den Stock und schluchzte. „Joey kommt nicht mehr zurück", sagte sie, „Er hat es gestern abend gesagt, bevor er ging."
Menchos faßte einen schnellen Entschluß. „Wir bringen Sie jetzt nach Hause und besorgen Ihnen etwas zum Essen. Sie dürfen Ihre Wohnung nicht eher verlassen, bis jemand zu Ihnen kommt, dessen Stimme nicht so klingt, als wäre er betrunken. Sie bekommen von uns genügend zu essen."
Die Kolonistin tastete nach Menchos' Hand und klammerte sich daran fest. Sie sprach nicht, aber sie ließ sich willig ins Haus führen. Innerhalb des Gebäudes war alles still. In der ersten Etage trat Menchos eine Tür ein und stahl alle Lebensmittelvorräte aus der Vorratsstube. Dann brachte er zusammen mit Keegan die Blinde in ihre Wohnung zurück.
„Das Essen reicht für zwei Wochen, wenn Sie sparsam damit umgehen", erläuterte Menchos. Er blickte sich innerhalb des bescheiden eingerichteten Zimmers um. Die Frau hatte sich auf einem Polstersessel niedergelassen. Sie hielt ihren Stock fest, als sei er die einzige Verbindung zu der Welt, die sie gekannt hatte. Auf dem Schrank stand ein Bild von Joey.
Ein braungebrannter Junge, dachte Menchos versonnen. Aber jetzt läßt er seine Schwester im Stich.
Armer Joey! Er konnte nicht anders.
„Wir müssen weiter!" drängte Keegan, der an der Tür stand.
„Sagen Sie mir, was geschehen ist", flehte die Frau. „Über das TV kommen keine Nachrichten mehr.
Im Haus ist es still geworden."
Menchos nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Fruchtsaft. Er reichte es der Frau. Dann trat er ans Fenster und blickte auf die Straße hinab.
„New Lima wird von Fremden besetzt gehalten", sagte er. „Perry Rhodan wird bald etwas unternehmen, um Jelly-City zu befreien."
„Ist Rhodan schon unterwegs?" fragte die Frau hoffnungsvoll.
Menchos und Keegan wechselten einen Blick.
„Er wird in wenigen Tagen hier eintreffen", log Squart Menchos.
Die Kolonistin lehnte sich im Sessel zurück. Sie hatte wenig Ähnlichkeit mit dem jungen Mann auf dem Bild.
„Manchmal glaube ich, eine innere Stimme zu hören, die mir irgendwelche Befehle geben will", sagte sie ängstlich. Sie schüttelte den Kopf. „Das muß die Angst sein, die ich habe. Ich wage nicht mehr, ein paar Stunden zu schlafen."
„Sie täuschen sich nicht", sagte Keegan. „Es ist die Stimme des Gegners, die Sie hören. Kämpfen Sie dagegen an, dann wird alles gut. Verlassen
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