0308 - Todespfeile aus dem Jenseits
daß er Blut und Lebenskraft speicherte und nach Bedarf an die anderen Dämonen abgab?«
Zamorra schlug sich an die Stirn, daß es klatschte. »Jetzt begreif ich’s«, stieß er hervor.
»Was?«
»Daß unser gefangener Dämon Alcyno an Stärke gewann und sich befreien konnte, obgleich er in einem zweifachen Zauberkreis gefangen war!« Mit wenigen Worten berichtete er den beiden Mädchen, was geschehen war. »Ich nehme an, daß Alcyno also auf irgend einem von uns nicht nachzuvollziehenden Weg Energie vom Blutgötzen abforderte… das erklärt natürlich vieles.«
»Sie müssen alle irgendwie eine Einheit sein«, vermutete Nicole. »Denn sonst wären die anderen ja nicht von selbst versteinert, nur weil sich der Steingötze am Ju-Ju-Stab verschluckt hat.«
»Der Ju-Ju-Stab«, knurrte Zamorra. »Zum Teufel…«
Gryf faßte nach seiner Hand. »Komm, wir schauen nach, was daraus geworden ist!« Und ehe Zamorra wußte, wie ihm geschah, hatte Gryf ihn bereits in einen neuerlichen zeitlosen Sprung gerissen.
Sie kamen tatsächlich etwas seitwärts vom Ort des Geschehens an.
Aber sie waren immer noch im Ruinenbereich. In der Tat war nach der verheerenden Explosion des Steingötzen das gesamte Gebäude zerstört worden. Überall lagen Trümmerhaufen, eingestürzte Wände, hier und da ragten Erker und Wandstücke hervor, da und dort lugten Überreste von Möbeln aus dem Durcheinander hervor. Und an verschiedenen Stellen knisterten Brände.
Irgendwo in der Ferne heulten Sirenen.
Sie befanden sich am Rand einer Zamorra aus dieser Perspektive nicht bekannten Stadt. Es konnte Los Angeles, aber auch jede andere Stadt sein. Häuser an einem sanft ansteigenden Hang, weit verstreut… und eines davon war diese Ruine gewesen.
Am Hang gähnte ein Krater in den Trümmern.
Hier mußte der Mittelpunkt der Explosion gewesen sein. Zamorra stolperte durch die Trümmer, kletterte über Steinbrocken und zwischen knisternden Feuern hindurch dem Krater entgegen. Er hoffte, noch etwas von dem Dämon zu sehen. Aber da war nichts mehr. Er mußte seine gesamte Substanz in jenem gewaltigen Aufblitzen verstrahlt haben.
Der Krater war von Schmelzrändern umsäumt. Hier mußte ungeheure Hitze freigeworden sein, die selbst Stein verdampfen ließ.
Die Sirenen kamen näher. Jemand aus der entfernten Nachbarschaft hatte wohl nach der verheerenden Explosion Polizei und Feuerwehr alarmiert.
Zamorra sah sich um. Steinbrocken waren hunderte von Metern weit geflogen und hatten dort, wo sie auftrafen, alles kurz und klein geschlagen.
Von den Dämonen konnte keiner überlebt haben, wenn die Ungeheuerlichen nicht ohnehin schon gemeinsam mit dem Steingötzen vergangen waren. Aber diesen Gewalten hielt niemand stand, auch keiner der Schwarzblütigen.
Gryf pfiff durch die Zähne.
»Da«, sagte er und deutete nach unten.
Im Zentrum des Kraters lag der Ju-Ju-Stab.
Er sah unversehrt aus.
Zamorra schickte sich an, über den Kraterrand nach unten zu klettern, aber Gryf hielt ihn zurück. »Denk mal nach«, sagte er. »Der Rand ist heiß. Und wie möchtest du wieder nach oben kommen? An den glatten Schmelzrändern findest du keinen Halt.«
Er benutzte den Silberstab wie einen Magneten. Der Ju-Ju-Stab schwebte heran. Als er in Zamorras Hand glitt, keuchte der Druide vor Anstrengung. Auch seine Kräfte waren nicht unbegrenzt, und Kunststücke dieser Art, so einfach sie aussahen, kosteten Energien.
Zamorra nickte dem Druiden zu.
»Schaffst du noch einen Sprung?« fragte er. »Ich möchte es vermeiden, der Polizei Fragen beantworten zu müssen.«
Gryf sah den heranjagenden Fahrzeugen entgegen. Zamorra hatte recht. Ein Haus, das offenkundig gesprengt worden war, und noch dazu mit einer Gewalt, wie sie unvorstellbar war -man würde sie beide für Terroristen halten. Oder wenn nicht - wie hatten sie die Explosion überleben können?
Es würde auf jeden Fall Schwierigkeiten, endlose Verhöre und Zwangsaufenthalte geben, so oder so.
»Gib mir deine Hand«, sagte Gryf heiser.
Dann sprang er.
Es war Zamorra, als dauerte der Sprung diesmal länger als sonst, als sei er nicht mehr zeitlos. Aber dieser Eindruck täuschte. Es war nur eine Art Spiegelung der Erschöpfung des Druiden.
Gryf taumelte haltlos, als sie im Wohnzimmer des Ferienbungalows ankamen. Er stöhnte auf. Die vorangegangenen Ereignisse hatten seine Kräfte restlos erschöpft. Die lange telepathische Suche nach Teri und Nicole, dann die ständigen Sprünge, vorher noch der Kampf gegen Alcyno…
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