0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
Gedanke daran, dass jetzt mit meinen Maschinen Falschgeld hergestellt wird, wie mir Mister Morrisson erklärte, ist allerdings nicht gerade beruhigend für mich.«
»Es wurden Blüten hergestellt«, berichtigte ich ihn. »Jetzt ist die Falschmünzerei stillgelegt. Das technische Personal haben wir dingfest gemacht, und es sind uns Blüten von zwei Millionen Dollar in die Hände gefallen. Aber zehn Millionen wurden gedruckt. Das heißt, acht Millionen Blüten befinden sich in den Händen eines Unbekannten, der als der Boss der Falschmünzer angesehen werden kann. 1 600 000 Dollar entfallen davon allerdings auf zwei Killer, die der Boss anheuerte und die das technische Personal in Schach hielten.«
»Eine üble Sache.«
»Allerdings, da inzwischen drei Personen ermordet wurden, die mit den Falschmünzern irgendwie in Verbindung standen. Diese drei Morde kommen sicherlich auf das Konto des Unbekannten. Auch wenn die Ausführung in den Händen der beiden Killer lag.«
»Schrecklich«, sagte Helen Winter. Ihre Stimme hatte den Klang einer Harfe.
»Hat man denn schon…« Sabatino brach ab, und wandte sich an den Filipino-Boy, der lautlos neben seinen Liegestuhl getreten war. »Was ist los?«
»Telefon, Sir. Für Mister Cotton.«
Verwundert erhob ich mich. »Meine Kollegen wissen, dass ich hier bin«, erklärte ich. »Wahrscheinlich etwas Wichtiges.«
Ich folgte dem Filipino in das große Terrassenzimmer, dessen Wände mit rotem Leder überzogen waren. Die schweren Sessel und anderen Einrichtungsgegenstände hatten einen silbernen Farbton.
Das Telefon stand auf einem Tischchen in der Nähe des Fensters.
Der Filipino reichte mir den Hörer.
Ich meldete mich.
Morrisson war am Apparat. »Es ist schon wieder etwas Übles passiert«, sagte er und machte eine Pause.
»Na los! Ich werde es schon noch verkraften können.«
»Henry Lucassen ist tot.«
»Henry Lucassen? Nie gehört.«
»Doch. Es ist der Alte vom Olympic Boulevard.«
»Verdammt.«
»Ja, es sieht böse aus. Man hat ihn erstochen. Torres fand ihn, als er ein Zimmer bei ihm mieten wollte, um Rutman zu fassen, sobald er wieder auftaucht.«
»Dann muss man den Alten kurz nach meinem Weggang umgebracht haben.«
»Ja. Übrigens deutet alles darauf hin, dass wieder derselbe Mörder am Werk war, der auch Mabel Brown und Greer auf dem Gewissen hat. Auch dieselbe Waffe scheint er benutzt zu haben.«
»Kein rotes Haar?«
»Nein, diesmal wurde kein rotes Haar am Tatort gefunden. Aber meines Erachtens ist das auch überflüssig. Nur Rutman kann der Täter gewesen sein. Zumindest die Morde an Greer, Mabel Brown und jetzt an dem Alten gehen auf sein Konto. Wahrscheinlich hat er auch Lester Brown umgebracht.«
»Der Grafiker wurde erschossen.«
»Ich weiß, aber dafür gibt es eine plausible Erklärung. Lester hat Rutman zuvor mordsmäßig verdroschen. Daher wagte sich der Kerl nicht mit dem Messer an Brown heran, sondern benutzte die Pistole.«
»John Greer war gewiss kein ungefährlicherer Gegner als Brown.«
»Das ist sicher richtig. Aber mit Greer hatte Rutman noch keine bösen Erfahrungen gemacht. Bei ihm hatte er genug Mut, um ihn von hinten zu erstechen.«
»Wenn Ihre Theorien zutreffen, würde das bedeuten, dass der Boss der Falschmünzer mit den Morden an dem Ehepaar Brown und an dem Alten nichts zu tun hat.«
»Wieso?«
»Nun, der Strohmann der Falschmünzer ist als ein gewisser Walter Rutman bei Sabatino aufgetaucht. Übrigens, Sabatino hat mir gerade bestätigt, dass es wirklich Lester Brown war Ich kann mir aber nicht vorstellen, warum sich Brown in seiner Eigenschaft als Falschmünzer-Mittelsmann für einen Rutman ausgeben sollte, den es wirklich gibt und der später drei Morde begeht.«
»Vielleicht soll diesem Rutman die ganze Schuld in die Schuhe geschoben werden? Vielleicht soll er eines Tages als Mittelsmann der Falschmünzer…«
»Das geht doch gar nicht. Eine Gegenüberstellung mit Sabatino würde doch in jedem Eall sofort ergeben, dass der rothaarige Rutman nicht jener ist, der mit Sabatino über die Maschinen verhandelt hat.«
»Hm.«
»So kommen wir nicht weiter, Morrisson. Hinter den Morden steckt etwas, was wir noch nicht kennen. Ein Motiv, von dem wir rein gar nichts ahnen. Ich würde vorschlagen, wir lassen jetzt sofort eine Großfahndung nach Walter Rutman los. Zur Unterstützung sollen die Zeichner ein Bild anfertigen, das sie nach Yvonne Winters Angaben machen können. Wenn wir den Kerl haben, werden wir schon erfahren,
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