0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
Hollywood sahen an mir vorbei. Dann lernte ich Tony Sabatino kennen. Das war vor zwei Jahren. Ich gab den Rummel um die Miss-Wahlen auf. Und ich muss sagen, ich habe nichts zu bereuen. Tony und ich wir werden in zwei Monaten heiraten.«
***
Auf dem Rückweg sagte Phil: »Sie hat gelogen.«
Ich nickte. »Mir kam es auch so vor.«
»Aber warum? Hat sie denn mit dem Mord etwas zu tun?«
»Langsam, Phil. Noch wissen wir gar nicht, ob Helen und Yvonne wirklich Geschwister sind. Aber wir werden uns bemühen, das so schnell wie möglich herauszubekommen.«
»Und wie?«
»Ich habe noch keine Ahnung. Es wird schwer werden.«
Ein Stück fuhren wir schweigend. Dann sagte ich: »Mir fällt etwas ein, Phil. Vielleicht eignet es sich als Ansatzpunkt.«
»Und das wäre?«
»Zwischen Yvonne Winters Papieren fand ich doch die Briefe des unheilbar Kranken. Gregor Loose hieß der Mann. Er lebt jetzt nicht mehr. Aber wenn wir Glück haben, finden wir seine Mutter. Ihre Adresse steht auf den Briefen.«
»Was versprichst du dir davon?«
»Nun, die beiden betrieben eine Brieffreundschaft. Dabei ist es meines Wissens üblich, einander möglichst viel über die eigene Person mitzuteilen. Dieser Gregor Loose hat Yvonne alles geschrieben, was in seinem Leben auch nur halbwegs interessant war. Seinen Lebenslauf, die Erlebnisse seiner Kindheit, seine Herkunft, seine Familiengeschichte, seine Interessen, das Entstehen seiner Krankheit und so weiter. Es wäre doch nur logisch, dass auch Yvonne Winter aus ihrem Leben berichtet hat. Auf diese Weise können wir erfahren, wo sie geboren ist, wo ihre Eltern leben, ob sie Geschwister hat.«
»Die Idee ist gut, Jerry. Aber vorher könnten wir doch mal in dem Nachtclub herumfragen, in dem das Mädchen gearbeitet hat.«
»Okay. Ich glaube allerdings nicht, dass man dort viel über sie weiß. Am besten, wir fahren gleich vorbei.«
Die Sundown Bar hatte um diese Tageszeit natürlich geschlossen. Aber als wir hartnäckig auf den Klingelknopf drückten, öffnete uns nach fünf Minuten ein graugesichtiger alter Mann. Er behauptete, der Hausmeister zu sein.
Wir erkundigten uns nach dem Besitzer der Bar. Der Alte gab uns die Adresse.
Der Inhaber, ein Mann namens Eric Adam, wohnte ganz in der Nähe. Wir fuhren in die angegebene Straße und hielten vor dem bezeichneten Haus. Es war ein kleiner Bungalow aus roten Ziegelsteinen. Er hatte ein grünes Dach und grüne Fensterläden und stand in einem verwilderten Garten.
Wir gingen zum Haus und klingelten an der Vordertür.
Es dauerte lange, bis sich im Innern des Hauses etwas regte.
Endlich vernahmen wir schlurfende Schritte. Dann wurde von innen eine Sperrkette an die Tür gehakt, das Klirren war deutlich zu hören, und im Schloss drehte sich ein Schlüssel.
Mister Eric Adam öffnete die Tür nur einen schmalem Spalt, so weit es die Sperrkette zuließ.
»Was wollen Sie?« Seine Stimme war so heiser wie das Röhren eines kapitalen Hirsches in den Rocky Mountains.
»FBI.« Ich schob meinen Ausweis durch den Türspalt. Ich hielt ihn in die Dunkelheit hinter der Tür, zählte langsam bis fünf, zog ihn dann wieder zurück und sagte: »Machen Sie bitte auf, wir haben mit Ihnen zu reden.«
Ein Brummen war die Antwort. Dann ging die Tür auf. Die Sperrkette klirrte, und Mister Eric Adam stand uns gegenüber.
Erstaunt kniff ich die Augen zusammen. Ich kannte den Mann.
Er war groß und hager und hatte ein ausgemergeltes lederartiges Gesicht. Die Adlernase sprang weit vor. Der Blick des linken Auges war stechend und kalt. Das rechte Auge war aus Glas.
Es war der Besitzer des Moonbeam. Es war jener Mann, den ich bei meinem zweiten Besuch in der Kneipe nach Frederik Hampton gefragt hatte. Also nach jenem Namen, unter dem John Greer in der Kneipe aufgetreten war.
Das Ledergesicht erkannte auch mich sofort. Ich bemerkte es am Zucken seiner Mundwinkel.
»Wir wollen Sie in Ihrer Eigenschaft als Besitzer der Sundown Bar sprechen. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass Sie auch aus dem Moonbeam Ihre Einnahmen beziehen.«
»Ist das verboten?«, schnappte er. »Ist es verboten, mehr als einen Nachtclub zu besitzen?«
»Nein«, erwiderte ich, »das ist nicht verboten.«
»Na also. Was wollen Sie von mir?«
»Es geht um Yvonne Winter.«
Er runzelte die Stirn und schien nachzudenken. Sein Glasauge glitzerte im Sonnenlicht. Es war starr auf Phil gerichtet. Das linke Auge dagegen bewegte sich flink hinter zusammengekniffenen Lidern.
»Yvonne Winter?«
Ich
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