0309 - Die Sklavenwelt von Magellan
heran und schüttelte ihn heftig.
„Sie! Sie haben Kristallmaterial aus der OMASO gestohlen und fremden Wissenschaftlern ausgeliefert!"
Er ließ den Freifahrer los.
Roi Danton zog seine Revers glatt und winkte seinem Diener.
Oro Masut eilte wieder einmal mit dem Riechfläschchen herbei und hielt es seinem Herrn unter die Nase.
„Ich finde es schockierend, Grandseigneur, wie Sie mit Ihren Freunden umgehen", sagte Roi vorwurfsvoll.
Rhodan ballte die Fäuste.
„Was Sie getan haben, war Verrat Danton!" schrie er. „Wie konnten Sie es wagen, Außenstehenden Geheiminformationen über den gefährlichsten Gegner zu geben, den die Menschheit bisher hatte?"
Er lachte kalt.
„Oder wollen Sie den Tatbestand abstreiten? Dann lassen Sie sich sagen, daß die Netze in dem Fall nicht funktionieren könnten!"
Roi hüstelte affektiert. Gelangweilt tupfte er mit dem Spitzentüchlein über seine Lippen und über die Stellen der Kleidung, die Rhodans Hände berührt hatten.
„Warum sollte ich es abstreiten Grandseigneur", erwiderte er wegwerfend. „Ich kann es ruhig zugeben, daß es sich so verhielt, denn alles geschah nur zum Nutzen der Menschheit, wie Sie sehen können."
Er lächelte hintergründig.
„Allerdings irren Sie sich, wenn Sie glauben, meine Freunde wären erst durch die Kristallproben inspiriert worden. Die Netze waren bereits vorher vorhanden, die Proben dienten nur dem Beweis, daß die Kristalle tatsächlich hypnosuggestive Schwingungen auf fünfdimensionaler Ebene aussenden - und natürlich dazu, die Eigenstrahlung des Howalgoniumgespinstes auf die Sendefrequenz der Kristalle abzustimmen."
Der Großadministrator stöhnte, während sich Lordadmiral Atlan eines stärker werdenden Lächelns nicht erwehren konnte.
„Ihr Terraner seid schon mit allen Wassern gewaschene Geschöpfe", sagte er. „Gegen euch ist wohl kein Kraut gewachsen, wie?"
„Ihre Lordschaft belieben sich herzerfrischend menschlich auszudrücken", kommentierte Roi Danton.
Der Arkonide lachte - und plötzlich stimmte Perry Rhodan in das Lachen ein.
„Okay!" sagte er, als sich alle wieder beruhigt hatten. „Ich muß anerkennen, daß Ihre Wissenschaftler hervorragende Arbeit geleistet haben, Monsieur Danton. Außerdem dürften Ihre Informationen ausreichen, um unsererseits mit der Massenproduktion der Netze zu beginnen."
„Sie wissen, wo Sie Howalgonium preiswert kaufen können, Grandseigneur!" sagte Danton bescheiden.
Rhodans Miene verzog sich zu einem säuerlichen Grinsen.
„Bei Ihnen, ja. Sie sind ein noch viel größerer Gauner, als wir bisher vermutet haben!"
„Die >Howalflektor-Netze< wiegen nur wenige Gramm, Grandseigneur. Rechnen Sie sich selbst aus, wieviel Sie aus einer einzigen Tonne Howalgonium herstellen lassen können."
Atlan blickte vielsagend auf den Chronographen an seinem Handgelenk.
„Ja, ich weiß", sagte Rhodan. „Es geht gleich los."
Er setzte sich und schaltete den Interkom ein. Sein Finger preßte die Taste zu einem Kabinenanschluß nieder.
Das harte, braune Gesicht von Major Pandar Runete erschien.
„Chef Zweite Flottille, Major Runete. Sir ...?"
„Melden Sie sich bitte mit vier Mann umgehend in der Zentrale, Major. Es handelt sich um die Bemannung einer fremden Space-Jet. Sie wissen, was mitzubringen ist, und so weiter ...?"
In Runetes Gesicht zuckte kein Muskel.
„Jawohl, Sir!"
Der Großadministrator wandte sich wieder dem Freihändler zu.
„Nun wird sich bald herausstellen, ob Ihre Howalflektor-Netze etwas taugen, Monsieur ..."
3.
Leutnant Helge Shrimpf saß in Raum HA der Mannschaftsmesse und starrte trübsinnig auf den fenstergroßen Bildschirm der Außenoptik, der die trostlose Umgebung des terranischen Flottenflaggschiffes wiedergab.
Soeben löste sich wieder eine Gaswolke von der Sonnenoberfläche, ein gigantisches Gebilde von einigen tausend Kilometern Länge und einigen hundert Kilometern Durchmesser. Zuerst war sie nur als apfelsinengroßes Wölkchen erschienen, aber innerhalb weniger Sekunden füllte sie den Bildschirm restlos aus.
Helge Shrimpf setzte die Kaffeetasse ab und zündete sich eine Zigarette an. Er konnte nicht verhindern daß seine Finger zitterten. Selbst für einen Raumfahrer des 25. Jahrhunderts nach Christi Geburt gehörte es nicht zu den Alltäglichkeiten, daß sich sein Schiff in der unteren Korona einer Sonne aufhielt.
„Das Ding kommt genau auf uns zu!" stieß er entsetzt hervor.
Sein Gegenüber antwortete nicht. Leutnant Mark Berliter
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