0309a - Tod im Fesselballon
Hafen vorgelagert war. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zu dem Haus, das dem Kunsthändler Warren Rood gehört hatte.
Das Boote scheuerte an der Mauer, Holgerson warf die Leinen aus.
»Bitte, warten Sie wieder auf uns«, sagte ich zu ihm. »Wir werden zurückkommen oder Ihnen Nachricht zukommen lassen.«
Er nickte. Ihm konnte es egal sein, er hatte für die Fahrt eine Pauschalsumme verlangt und bekommen.
.Phil und ich wanderten an den Schuppen entlang, die zu beiden Seiten des hufeisenförmig angelegten Hafenbeckens standen. Ein Hund lief auf uns zu, schnupperte und trottete mit hängendem Kopf weiter.
Wir passierten eine Kneipe, aus deren offen stehender Tür Musik drang. Wir gingen hinüber und schauten in das Lokal. Unter der niedrigen, braun gebeizten Holzdecke saßen Fischer und tranken Whisky. Ich erkundigte mich danach, ob sie nicht einen Mann mit einem Boot im Hafen gesehen hätten. Ich beschrieb ihn genauer.
Sie verneinten.
Über einen schmalen Weg stiegen wir nach oben. »Er braucht ja nicht ausgerechnet diesen Hafen benutzt haben«, meinte Phil unterwegs.
Wir erreichten das Felsplateau, sahen uns kurz um und marschierten in nordöstlicher Richtung weiter. Rechts von uns befand sich die weite Wasserfläche des Sounds, auf der Positionslichter schimmerten. Nach einer Viertelstunde tauchte Wald vor uns auf. Wir drückten die Taschenlampen an, sahen uns um und wanderten weiter. Wenig später erreichten wir die schmale Straße, die zu Roods Haus führte.
Der Zaun aus hohen Pappeln tauchte vor uns auf. Phil und ich gingen am Rasen vorbei. Jetzt lag er still und verlassen da. Die schwarzen Pudel schliefen sicher schon. Aus dem im spanischen Stil erbauten Gebäude drang kein Laut.
Ich zog an der Kette. Innen schepperte ein Glöckchen. Niemand machte uns auf. Ich zog noch einmal an der Kette.
»Und nun?«, fragte Phil neben mir.
Ich stieß an die Tür. Sie war verschlossen.
»Gehen wir zur Terrasse«, entschied ich. »Vielleicht befindet sich jemand im Salon und hat uns nicht gehört.«
Wir gingen ums Haus. Die breite, verglaste Rückfront war vollkommen dunkel.
»Miss Rood wird weggefahren sein«, meinte Phil.
Ich sah ihn an und schwieg, dabei blickte ich über den schwarzen Rasen hinweg. Hinten im Park schimmerte mattes Licht.
Im gleichen Augenblick wieherte ein Pferd.
»Ist dort hinten ein Stall?«, fragte Phil, der ja noch nicht auf dem Besitz der Roods gewesen war.
»Keine Ahnung. Beim ersten Mal ist es mir nicht aufgefallen, dass sich dort ein Pferdestall befindet.«
»Gehen wir hinüber und sehen nach.«
Der weiche Rasen dämpfte unsere Schritte. Auf dem Sound tutete ein Dampfer. Das Pferd wieherte wieder. Die einzigen Geräusche in der Stille des Abends. Vor uns tauchte umrissartig ein hohes spitzgiebeliges Dach auf, an das sich zur rechten Seite hin ein niedrigeres Gebäude anschloss. Das Pferd wieherte wieder. Es schnaufte und stampfte mit den Hufen auf.
Wir gingen auf den Spitzgiebel zu, dessen Eachwerkwand weiß und schwarz war. Unterhalb des Giebeldachs befand sich ein großes Tor. Als wir davorstanden, erkannten wir über uns einen hölzernen Pferdekopf, der in der Mitte des Bogens hing.
Die kleine Tür in dem großen Holztor stand etwas offen. Drinnen schimmerte Licht.Ich streckte den Kopf hinein. Vor mir lag eine große Stallgasse mit Stroh und Heu. An der rechten Seite erkannte ich einen Durchlass, der zu den Pferden führte. Ich rief nach Miss Rood, doch niemand meldete sich.
Phil drückte die Tür ganz auf. Da sahen wir es gleichzeitig.
An der Wand brannte eine matte Lampe, die mit einem Drahtgitter geschützt war. Ein dicker Eichenbalken zog sich von dem Eingangstor längs bis zur hinteren Wand hin. Etwa vier Yards vor der hinteren Fach werkwand blieben wir stehen und sahen nach oben. Dort befand sich der Mann, den wir suchten.
Er hing an einem dicken Hanfstrick. Die Beine pendelten etwa ein Yard über dem Boden. Unser Mann war - tot!
***
»Es gibt keinen Zweifel, es ist Hal Chester!«
Ich beugte mich hinunter und beleuchtete Hals mausgraue Wildlederschuhe. Sie schwebten neben einer umgestürzten Futterkiste. Es sah so aus, als hätte sich Chester auf die Kiste gestellt, sie mit den Füßen umgestürzt, um so Selbstmord zu begehen.
»Das ist das Schuhprofil aus der Badekabine von Bedloe-Island«, erklärte ich Phil, der mir zusah. Zum ersten Mal hatte ich dieses Profil auf dem dunklen Kunststoffboden im Haus der Roods gesehen, als ich mit-Vicki Rood sprach.
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