0309a - Tod im Fesselballon

Hal Chester hatte die beiden schwarzen Pudel aus dem Park hereingeführt. Das war mir in dem verfallenen Badehäuschen von Floyd Conolly eingefallen.
    Es konnte demnach kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass Hal Chester, der Vetter von-Vicki Rood, uns auf der kleinen Insel mit der Freiheitsstatue und dem Erikson-Denkmal zuvorgekommen war. Woher er das Versteck kannte, war mir und Phil schleierhaft. Das festzustellen, würde noch unsere Aufgabe sein.
    Ich wies auf die Sand- und Erdspuren hin, die noch schwach zu erkennen waren, obwohl Hal Chester auf der Insel und auch auf dem Festland gegangen war. »Wir werden Proben nehmen lassen und sie mit dem Sand und der Erde von Bedloe-Island vergleichen lassen, Phil«, sagte ich zu meinem Freund.
    Phil stimmte zu. »Warum hat er sich aufgehängt?«
    Wir kamen hoch und sahen nach oben. Der lange Strick, an dem Hal Chester hing, verlief über den Eichenbalken und war mehrmals um einen in der Wand befindlichen eisernen Haken geschlungen und verknotet.
    Phils Frage blieb eine Zeit lang ohne Antwort.
    Dann sprach Phil weiter: »Irgendwie kommt mir dieser Selbstmord merkwürdig vor, Jerry. Warum ist Hal Chester noch kurz vor seinem Tod nach Bedloe-Island gefahren und hat dort die Papiere aus dem Versteck geholt? Da liegt doch ein Widerspruch vor.«
    Im Park brummte ein Auto. Das Geräusch unterbrach Phils Monolog. Wir gingen zur Tür.
    Scheinwerfer streiften durch Bäume und Büsche. Sie rissen das Haus der Roods scharf aus der Nacht heraus. Der Wagen steuerte zur linken Seite hinüber, wo sich die Garagen befanden.
    »Das wird vielleicht Vicki Rood sein«, sagte ich. »Geh mal rüber, Phil, und sieh nach. Ich bleibe hier.«
    Phil ging. Ich lehnte mich an eine der großen Futterkisten an der Wand und sah immer noch auf den baumelnden Mann im Trenchcoat. Meine Augen streiften über den Boden. Dabei fiel mir etwas auf.
    Im Park ertönte ein dumpfer Schrei. Anscheinend stimmte meine Vermutung, und Phil hatte Miss Rood über das informiert, was sich im Pferdestall zugetragen hatte.
    Sekunden vergingen. Vicki Rood tauchte in der schmalen Tür auf. Dahinter sah ich Phils Gesicht aus der Dunkelheit leuchten. Vickis Gesicht war bleich und verstört.
    Sie blieb wie versteinert stehen und starrte auf ihren toten Vetter. Dann schrie sie laut auf und weinte.
    »Phil«, rief ich, »bring sie ins Haus. Ruf unsere Mordkommission an.«
    »Beruhigen Sie sich bitte, Miss Rood«, hörte ich Phil draußen sagen.
    Schritte entfernten sich über den Rasen. Ich war wieder allein. Schritt für Schritt ging ich an der Futterkiste und den Geschirrständen entlang und sah nachdenklich zu Boden. Nebenan schnaubte und stampfte das Pferd. Ich ging zurück und blickte in den Stall, der nur durch das Licht beleuchtet wurde, das in der Stallgasse brannte. Die großen glänzenden Augen eines Braunen sahen mich an. Das Tier wieherte wieder.
    Ich setzte mich auf die Futterkiste, zündete eine Zigarette an und wartete.
    Ich wusste schon, Bill Rodgers, der Chef unserer Mordkommission und auch Phil würden große Augen machen, denn ich hatte etwas herausgefunden.
    ***
    »Jerry« sagte Bill Rodgers dumpf, tippte an die Krempe seines Hutes und blieb stehen. Er sah zu dem Toten. Hinter ihm tauchten die Leute auf, die er in zwei Wagen mitgebracht hatte.
    »Bitte bleib stehen, Bill«, sagte ich zu Rodgers.
    »Warum?«, fragte er verwundert.
    Ich ging zur kleinen Durchlasstür.
    »Sieht sehr nach Selbstmord aus, nicht wahr, Bill?«, meinte ich.
    »Kann man wohl sagen.« Er nahm die Hände nicht aus der Manteltasche.
    »Ich glaube nicht an Selbstmord«, sagte ich.
    »Schieß dein Pulver ab, Jerry, sonst wird es auf der Zündpfanne nass.«
    »Lass einen Scheinwerfer bringen, Bill.«
    Es geschah. Bills Leute öffneten dazu die beiden großen Torflügel. Dicht vor dem Stallgebäude parkten die Wagen der Polizei. Phil war nicht zu sehen. Er war noch im Haus bei Miss Rood.
    »Was soll das?«, erkundigte sich Rodgers.
    »Sieh dir den Boden an, Bill. Er besteht aus gestampftem Lehm. Blick jetzt von unserem Standort bis zu dem Erhängten. Fällt dir etwas auf?«
    Rodgers blieb eine Weile stumm. Er stippte seinen Hut mit dem Zeigefinger in die Höhe. »Erkläre es mir.«
    »Der Boden ist mir Staub bedeckt gewesen, Bill. Die Staubschicht liegt auch jetzt noch da, allerdings mit einem kleinen Unterschied. Von der Tür her bis zu dem Toten befindet sich auf dem Boden eine Art von Gasse, wenn ich es so ausdrücken darf. Dort ist er