0310 - Sie starben, wenn er Zeichen gab
den West Piers. Dort warf ich Queilles Jacke in einen Gully. Ich füllte den Koffer mit Ziegelsteinen und warf ihn später in den Hudson.«
»Würdest du diesen Todd wiedererkennen, Fred?«
Er nickte. »Ganz gewiss, Sir!«
Ich stand auf und verließ wortlos das Vernehmungszimmer. Aus dem’ Office von John Baker holte ich eine Karteikarte und ein Foto. Dann ging ich zurück. Phil hatte dem jungen Gangster eine Zigarette gegeben.
Als ich ihm das Bild von Polando zeigte, nickte er sofort.
»Das ist Todd, Sir!«
Phil stieß hörbar die Luft aus. Zum ersten Mal bekamen wir Material gegen einen Mann in die Hand, der zu Molinaros engstem Kreis gehörte. Ich zeigte Jefferson auch noch das Bild von der Karteikarte.
»Kennst du den, Fred?«
Er zögerte. »Kommt mir bekannt vor, Sir.«
»Kann das der Mann sein, der euch die Tür zur Fleischhalle aufgeschlossen hat?«
»Möglich, Sir. Ich möchte es beinahe sagen, aber Sie wissen ja, es war dunkel, und ich konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen. Im Profil ist er ihm sehr ähnlich.«
Es war Walt Broadwell, mit dem wir in Halle drei gesprochen hatten. Das Bild rundete sich langsam ab. Unsere Annahme, dass in der Callengar-Gang ein Spitzel saß, der den neuen Boss Queille erst in die Falle gelockt hatte, nahm Gestalt an.
Ich setzte ein Protokoll auf, welches Jefferson anstandslos unterschrieb, obwohl er damit sein Todesurteil Unterzeichnete. Seine einzige Chance, mit lebenslangem Zuchthaus davonzukommen, bestand darin, dass ein Gericht niemals in der Lage sein würde, festzustellen, wer von den jungen Gangstern die tödlichen Schläge ausgeteilt hatte.
Er nannte uns auch die Adressen seiner Komplizen. Da wir uns die Verhaftung Norman Goulds selbst Vorbehalten wollten, fuhren Reads und Stein mit Jefferson zu den West Piers, um Queilles Jacke aus dem Gully zu bergen. Sie legten dem jungen Gangster vorsichtshalber Handschellen an.
Wir fuhren zur-Vesey Street. Nach Aussagen Jeffersons war Gould sechsundzwanzig Jahre alt und bewohnte ein Zimmer für sich allein. Wir trafen ihn nicht an. Von den Hausbewohnern erfuhren wir, dass man ihn schon seit Donnerstag nicht mehr gesehen hatte. Er war also seit demselben Tag verschwunden, an dem Amie Inger ermordet worden war. Wir waren sicher, dass der Boss der Kettenbande hier auch nicht mehr auftauchen würde.
Dafür hatten wir bei den drei anderen Burschen mehr Glück. Wir trafen den neunzehnjährigen Benny Trott in der Wohnung seiner Eltern an. Er wollte gerade aufbrechen, um in einem Lokal in Chinatown mit Wilkinson und Morris zusammen zu treffen. So gelang es uns, auch diese beiden festzunehmen.
Wir brachten sie zum Distriktgebäude, wo sie ein umfassendes Geständnis ablegten. Keiner von ihnen hatte seit jenem Donnerstag Gould wieder gesehen. Hatte sich Molinaro auch dieses Helfers entledigt?
Unser nächster Weg führte uns zu District Attorney Wanmaker, der einen Haftbefehl gegen Polando bei Bezirksrichter Lanae erwirkte. Diesen Haftbefehl konnten wir bei Gericht abholen. Mit der Verhaftung des Exboxers hofften wir, die erste Bresche in das feste Bollwerk zu schlagen, welches Rocco Molinaro um sich auf gerichtet hatte. Doch wir hatten diesen gerissenen Gangster unterschätzt.
***
Um 18 Uhr klopften wir an die Tür des Salons, der zu Roccos feudaler Zimmerflucht im Waldorf Astoria gehörte. Mario Franconi öffnete uns.
»Wer ist es, Mario?«, hörten wir Rocco fragen.
»Die beiden G-men von neulich, Rocco. Hast du Zeit für sie?«
Ich schob den Italo-Amerikaner beiseite und trat ein. Phil folgte mir auf dem Fuß.
»Hallo, G-men«, meinte Rocco lächelnd.
Er stand vor einem großen Spiegel und steckte gerade eine echte Perle in seine Krawatte.
»Meine Zeit ist heute leider knapp bemessen, Gentlemen. Ich gehe mit meinen Freunden ins Theater.«
»Todd Polando wird auf dieses Vergnügen verzichten müssen, Rocco«, sagte ich. »Wir haben einen Haftbefehl gegen ihn. Wo steckt er überhaupt, der starke Mann?«
Rocco zuckte die Achseln. »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler, Cotton. Während wir gestern Mittag im Speise-, saal saßen, ist er unter Mitnahme seiner sämtlichen Sachen verschwunden.«
»Die Masche zieht bei uns nicht, Rocco. Gib dir keine Mühe, uns einen solchen Bären aufzubinden. Wo ist er?«
Er breitete theatralisch beide Hände aus. »Ich weiß es wirklich nicht. Er war gestern Morgen mit Mario zum Gericht gefahren, um sich den Prozess gegen Mona Stanwick anzusehen. Wie mir Mario nachher
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