0311 - Arkonadas Mord-Zyklopen
wäre es für eine Ewigkeit gebaut worden.
Da kamen wir nicht durch. Wir hätten schon Herkules sein und eine Ramme benützen müssen.
Ziemlich ratlos blieben wir stehen und schauten in die Höhe. Zu beiden Seiten reihten sich neben dem Tor die glatten Steinquader an und aufeinander. Sie bildeten das Hindernis, über das wir ohne Seile und Haken einfach nicht hinwegkamen.
»Wer hat eine Idee?« fragte Suko.
»Ich könnte es noch einmal versuchen«, erwiderte Kara. »Vielleicht…«
»Nein, nein, laß es mal sein.« Auch ich sprach mich dagegen aus. »Wir werden schon eine Möglichkeit finden.«
»Wie war das noch im Märchen?« murmelte Suko. »Da sagte der Held ›Sesam öffne dich‹ und das Tor…«
Suko verstummte erstaunt. Auch wir schauten ziemlich ungläubig aus der Wäsche, denn kaum hatte Suko den einen Satz beendet, als Bewegung in das Tor geriet.
Der rechte Flügel begann zu zittern, dann zu knarren, bevor er sich allmählich nach innen schob.
»Sind wir hier im Märchen?« flüsterte mein Freund erstaunt.
»Sieht so aus«, erwiderte ich.
Auch Kara war überrascht. Sie kommentierte den Vorgang nicht und schüttelte nur den Kopf.
Noch trauten wir dem Frieden nicht, deshalb blieben wir vorerst stehen und schauten zu, wie der schwere Flügel unter knarrenden und ächzenden Geräuschen immer weiter nach innen schwang.
Wir hatten eine gespannte Haltung eingenommen. Karas rechte Hand lag auf dem Schwertgriff, während Suko seine Dämonenpeitsche festhielt. Ich besaß leider keine wirksame Waffe, denn auch mein Kreuz half mir in dieser mythologisch anders strukturierten magischen Welt nicht. Ich mußte mich auf meine Freunde und auf die Improvisationsfähigkeit voll und ganz verlassen.
Allmählich enthüllte sich ein großer Innenhof unseren Blicken. Wir hatten damit gerechnet, Gebäude zu sehen, ähnlich wie in den Burghöfen, die es auf der Erde gab, da allerdings sahen wir uns getäuscht.
Der große Innenhof war völlig leer.
Eine glatte Fläche, kein Lebewesen, nicht ein Griffin und auch nicht Arkonada.
Die Leere machte uns stutzig. Noch trauten wir uns nicht, den Innenhof zu betreten, und Suko sagte: »Das ist nicht das Zentrum, von dem Arkonada gesprochen hat. Nein, das kann es nicht sein. Oder?« Er schaute uns fragend an.
Wir waren ebenfalls seiner Meinung.
»Bist du nicht informiert, Kara?« wandte ich mich an die Schöne aus dem Totenreich.
»Nein, ich kenne diesen Planeten zwar, aber er befindet sich in der Hand eines mächtigen Schwarzblütlers, und Arkonada kann mit ihm machen, was er will.«
Ich folgerte schnell. »Du meinst, er kann ihn verändern?«
»Natürlich. Das hat er schließlich durch das Erdbeben bewiesen. Es hat auch nichts zu bedeuten, daß wir weder ihn noch seine Griffins sehen, sie lauern in der Nähe und beobachten uns. Davon gehe ich aus. Hier atmet jeder Stein Arkonadas Geist aus. Die Materie ist veränderbar, laßt euch das gesagt sein.«
Dieser letzte, allgemein gesprochene Satz konnte vieles beinhalten, und wir sollten ihn auch in naher Zukunft bestätigt bekommen. Noch standen wir vor dem Tor, obwohl es sich so einladend geöffnet hatte.
Kara machte den Anfang. Sie wollte nicht mehr draußen bleiben und endlich mit dem Zentrum konfrontiert werden.
Ich blieb hinter ihr und deckte ihr den Rücken. Suko deckte den meinen, da er nicht mit mir auf einer Höhe schritt.
Wir waren sehr vorsichtig. Kein Windzug fuhr über das Land. Vor uns lag schweigend der Burg-Innenhof, und als ich ebenfalls das Tor durchschritten hatte, kam ich mir vor wie in einem Gefängnis, denn nun sah ich die Mauern von innen.
So leicht, wie sich das Tor geöffnet hatte, konnte es sich bestimmt wieder schließen.
Das geschah auch.
Kaum hatten wir alle den Hof betreten, als das Knarren in unserem Rücken aufklang, wir herumwirbelten und sahen, wie die rechte Hälfte des Tors wieder zuschwang.
Diesmal jedoch sehr schnell.
Wir kamen nicht mehr dazu, den Hinweg auch als Fluchtweg zu benutzen, denn das Tor wurde sehr schnell und hämmerte mit einem Knall zu, der an einen Kanonenschuß erinnerte.
»Das war's«, sagte Suko und schaute sich um. »Arkonada hat uns.«
»Oder wir ihn«, sagte Kara.
»Du traust dir zu, gegen ihn anzutreten?« fragte ich sie.
Kara hob die Schultern. »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben. Wir müssen es zu einem Ende bringen. Oder siehst du das anders?«
»Nein.«
»Arkonada ist einer der Großen Alten. Was er hier tut, wird von den anderen
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