0312 - Ihn peitschte die Angst
Distriktchef. »Ich habe die Staatspolizeichefs von New Jersey, New York und Connecticut von dem Überfall unterrichtet«, sagte der Chef. »In spätestens einer Viertelstunde stehen Straßensperren im Umkreis von fünfzig Meilen.«
»Hoffentlich sind die Burschen nicht schon über diese Distanz hinaus«, gab Phil zu bedenken.
»Das ist unmöglich«, erwiderte der Chef. »Die technische Abteilung der Post hat mir erzählt, daß der Wagen wegen der sehr schweren Panzerung nicht schneller als fünfzig Meilen pro Stunde fahren kann, und bis jetzt sind noch nicht ganz fünfundfünfzig Minuten seit dem Überfall vergangen.«
»Das ist eine reelle Chance«, sagte Phil. »Wenn es mit den Straßensperren schnell genug geht, könnte ihnen das das Genick brechen.«
»Hoffen wir es. Wie sieht es bei euch aus?«
»Wir kommen gerade von der Bradhurst Avenue, Höhe der 155. Straße. Ein Mann aus den Colonial-Park-Häusern wurde erschossen aufgefunden. Die Kugeln kamen aus einer Tommy Gun. Wir wollten nachsehen, ob ein erkennbarer Zusammenhang mit dem Überfall besteht, aber es sieht nicht so aus.«
»Wann kann die Straße für den Verkehr freigegeben werden, wo der Überfall passiert ist?«
»Die Gasse kann sofort freigegeben werden, wenn wir angekommen sind. Wir werfen nur noch einen abschließenden Blick in die Runde.«
»Gut, die Verkehrsabteilung der Stadtpolizei rief schon zweimal hier in der Zentrale an. Die Leute wissen nicht, wie sie mit dem Frühverkehr fertig werden sollen, wenn sie Umleitungen auf bauen müßten.«
»Das werden sie nicht mehr brauchen.«
»Gut, es wird sie freuen. Kommt ihr anschließend zurück ins Distriktgebäude?«
Phil sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf.
»No, Chef. Jerry scheint hier draußen noch was vorzuhaben.«
»Gut. So long, Phil, und viel Erfolg für euch beide.«
»Danke, Chef.«
Phil legte den Hörer zurück. Er nahm den Hut ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin. Dann brummte er:
»Und sie haben noch etwas gemeinsam.«
»Wer?« fragte ich. »Und was?«
Phil ließ sich weit im Sitz zurücksinken. Seine Stimme war gegen das kräftige Summen des starken Motors kaum zu verstehen, so leise sprach er: »Die beiden Toten. Sie sind beide durch Schüsse aus Maschinenpistolen umgekommen. Und sie hatten beide einen schrecklichen Tod.«
***
Das Männchen reichte mir nicht einmal bis zur Schulter. Es mochte sechzig Jahre alt sein, hatte nur noch wenige weiße Haare auf dem Kopf, aber dafür einen sehr gepflegten silberweißen Spitzbart. Es trug eine randlose Brille mit dünnen Goldbügeln. Als wir es aus dem Bett geklingelt hatten, kam es in einem schwarzen Schlafanzug und einem violetten Morgenmantel an die Tür. Im Verein mit den schreiend roten Pantoffeln ergaben sich grelle Farbkontraste.
»Guten Morgen, Mr. Jacobson«, sagte ich höflich. »Entschuldigen Sie die Störung. Wir sind FBI-Beamte und möchten gern ein paar Minuten mit Ihnen sprechen.«
Er musterte uns sehr aufmerksam und sehr gründlich. Dann gab er die Tür frei.
»Bitte, treten Sie ein, Gentlemen.«
Er führte uns durch einen kurzen Flur in ein gemütliches Wohnzimmer und bot uns Sitzplätze an. Er selbst nahm auf einem Stuhl aus geflochtenem Rohr Platz und legte bedächtig die Seiten seines Morgenmantels übereinander.
»Was kann ich für Sie tun?« erkundigte er sich dabei.
»Es geht um die Schießerei von heute nacht«, erklärte Phil. »Waren Sie es nicht, der die Polizei gerufen hat?«
»Ja, das ist richtig, ich rief beim Revier an.«
»Erzählen Sie uns doch bitte, was Sie gehört oder beobachtet haben.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen, Gentlemen. Ich wurde wach von der Schießerei. Zuerst glaubte ich einen Augenblick lang, daß ich geträumt hätte, aber dann wurde mir bewußt, daß tatsächlich jemand mit einer Maschinenpistole geschossen hatte. Ich stand sofort auf und ging zum Telefon.«
»Riskierten Sie nicht vorher einen Blick durchs Fenster?«
»Nein, ich wollte die Polizei schnellstens verständigen. In unserer Straße ist vor zwei Jahren ungefähr ein Einbruch verübt worden, drüben bei Mr. Hotches. Ich dachte, daß wieder so etwas im Gange wäre, um so mehr, als ich kurz nach den Schüssen das laute Bersten von Glas hörte.«
»Welche Zeit lag zwischen den Schüssen und dem Geräusch des berstenden Glases?«
»Ich würde sagen, daß beide Geräusche höchstens eine halbe Minute auseinanderlagen.«
»Hatten
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