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0312 - Ihn peitschte die Angst

0312 - Ihn peitschte die Angst

Titel: 0312 - Ihn peitschte die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ihn peitschte die Angst
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hielten den Jaguar unter einem Schild an, das in großen schwarzen Lettern verkündete, nur Postangestellte dürften hier ihr Fahrzeug pa:rken. Wir erlaubten uns, eine Ausnahme zu sein.
    Das breite Gittertor der Ausfahrt stand sperrangelweit offen. Zwei gewaltige Fernlastzüge brummten nacheinander die Auffahrt von einer tiefgelegenen Verladerampe herauf und rumpelten lautstark an uns vorbei. Ich zog meine Zigaretten heraus und hielt Phil die Schachtel hin. Als wir uns beide bedient hatten, reichte er Feuer.
    Wir rauchten schweigend und sahen uns an. Links gab es eine Metalltür und daneben ein vergittertes Fenster. Nach dem Fenster kam eine sehr breite Metalltür mit einer schmalen Rampe davor. Unter dem Fenster hing ein Schild mit der Aufschrift »Office Manager«. Daneben gab es einen Klingelknopf. Hinter dem Fenster brannte Licht.
    »Ich hatte nicht gedacht, daß es hier oben so ein großes Postamt gibt«, murmelte Phil und ließ den Rauch von seiner Zigarette langsam über die Lippen kräuseln.
    »Wenn der Betrieb so groß ist, wird auch die erbeutete Summe entsprechend hoch sein.«
    »Anzunehmen«, murmelte Phil.
    Ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus. Sie schmeckte mir sowieso nicht. Ein Kaffee, brühheiß, wäre mir lieber gewesen. Die Luft war empfindlich kühl geworden.
    »Komm«, brummte ich. »Gehen wir an die Arbeit.«
    Wir stiegen die paar Stufen zu der ersten Metalltür hinan und drückten den Klingelknopf. Hinter der Theke rasselte eine vorsintflutlich schrille Türglocke. Gleich darauf krachte eine Tür, ein Riegel klapperte und die Metalltür vor uns schwang eine Handbreit nach innen. Im Spalt war ein breites rotes Gesicht sichtbar.
    »Ja, bitte?« sagte der Mann. Mir war, als klinge seine Stimme ein bißchen ängstlich.
    Ich zückte den Dienstausweis.
    »Cotton, FBI. Das ist Mr. Decker.«
    Das rote Gesicht senkte sich herab auf den Ausweis. Einen Augenblick sah es so aus, als wollte die Knollennase über die Cellophanhülle kriechen, dann aber stoppte sie knapp davor. Als das Gesicht wieder hochkam, war es noch eine Spur dunkler vor Röte.
    »Bitte, treten Sie ein! Augenblick, ich muß erst die Kette — es ist nämlich vorgeschrieben — wegen der Sicherheit — Augenblick!«
    Ich sah Phil an, als die Tür zugedrückt wurde und das Rasseln einer Sperrkette ertönte. War der Kerl da drinnen betrunken? Oder warum sonst sprach er keinen Satz zu Ende? Die Tür ging auf.
    Das rote Gesicht saß auf einem kurzen dicken Hals. Brust und Bauch hatten einen beachtlichen Umfang. Die schwarzen Hosen aus einem wolligen Stoff hatten scharfe Bügelfalten. Dünne rosa Hosenträger spannten sich über der Brust. Der Knoten der Krawatte war altmodisch groß gebunden. Auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch hing ein dunkelgraues Jackett mit einem Spitzenziertuch in der oberen Tasche. Der Mann nahm das Jackett und glitt eilig hinein.
    »Entschuldigen Sie«, stieß er hervor. »Ich — manchmal ist es hier sehr warm — aber nehmen Sie doch Platz! Vielleicht hier — und…«
    Er wollte offenbar sogar die Stühle für Uns zurechtrücken. Wir setzten uns schnell. Er sah unstet von Phil zu mir und schließlich auf seinen Schreibtisch, auf dem es auch nichts gab, was seinen Blick hätte festhalten können, denn es lag nur eine Federschale darauf mit einem Rotstift, einem Radiergummi und einem Kopierstift. Wenn er während seines Nachtdienstes geraucht hatte, mußte er selbst den Aschenbecher entleert und ausgewischt haben. Ich sah mich flüchtig um. Selbst der Aktenschrank zeugte von peinlich genauer Ordnung. Er stand — vermutlich auf den Millimeter genau — gleich weit von beiden Wänden entfernt unter den vergitterten Fenster. Der Dicke mit dem roten Gesicht und der kindsfaustgroßen Knollennase mußte ein Pedant sein.
    »Würden Sie uns Ihren Namen sagen?« fragte ich plötzlich.
    Er fuhr zusammen, als ob ich ihn geschlagen hätte.
    »Wie? Äh — ach so. Ja, natürlich! Entschuldigen Sie! Ich bin ein bißchen durcheinander heute nacht. Mein Name — äh — ich heiße Williams, Frederic Williams, wenn Sie erlauben.«
    Ich konnte es ihm ja nicht verbieten, so zu heißen. Aber wenn er noch lange hinter dem Schreibtisch herumzappelte, würde er auch mich noch mit seiner Nervosität anstecken.
    »Setzen Sie sich doch, Mr. Williams«, brummte ich, und er tat es zu meiner Erleichterung. »Sie sind der Chef hier?«
    »Der Office Manager, ganz recht, Sir. Seit sechzehn Jahren.«
    »Das ist eine lange Zeit«, sagte

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