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0312 - Ihn peitschte die Angst

0312 - Ihn peitschte die Angst

Titel: 0312 - Ihn peitschte die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ihn peitschte die Angst
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Phil. »Und sicher hat es so etwas bei Ihnen bis heute noch nicht gegeben?«
    »Nein, nie!« rief Williams geradezu pathetisch. »In vierunddreißig Dienstjahren ist mir das nicht passiert! Und dann ausgerechnet heute!«
    »Wieso ausgerechnet heute?«
    »Nun, Sir, gestern war der zweite Tag im Monat.«
    »Ja, natürlich.«
    »Und auch noch Freitag!«
    »Sicher. Aber was hat das mit dem Transport zu tun?«
    »Sir, mit dem Transport hat das eigentlich nichts zu tun, denn wir bringen jede Nacht um halb vier die Tageseinnahmen vom vergangenen Tag hinab zum General Post Office, aber gestern waren die Einnahmen besonders hoch. Sehen Sie, sehr viele Leute kommen am ersten oder zweiten Tag im Monat und zahlen alle möglichen Raten auf Zahlkarten ein. Und bei denen, die wöchentlich ausgezahlt werden, ist es natürlich der Freitagnachmittag, wo sie ihr Geld zur Post bringen.«
    »Das leuchtet mir ein«, erwiderte ich. »Aber bleiben wir erst einmal bei dem Transport. Wer weiß überhaupt etwas von diesen Geldtransporten?«
    »Nun, Sir, ich möchte doch annehmen, daß es alle unsere Angestellten wissen.«
    »Und wie viele sind das?« fragte Phil. »Einhundertvierzehn, Sir.«
    »Gibt es eine namentliche Liste der Angestellten?«
    »Selbstverständlich, Sir. Aber sie ist drüben in der Personalabteilung.«
    »Können Sie uns einen Durchschlag dieser Liste besorgen?«
    »Bestimmt, Sir.«
    »Okay«, schaltete ich mich wieder ein. »Jetzt erzählen Sie mir mal, wie der Transpprt vor sich geht.«
    »Zuerst das Verladen, Sir?«
    »Damit könnte man zweckmäßigerweise anfangen«, bestätigte ich.
    Williams erzählte. Wir hörten die Geschichte von den elf ausgewählten Angestellten, die am Abend um Punkt zehn Uhr die Abrechnung jedes einzelnen Schalters nachprüfen. Das dauert angeblich rund eine Stunde. Danach würde das Geld auseinandersortiert in Münzen und Scheine. Die Scheine wieder würden sortiert in Einer, Fünfer, Zehner und so weiter. Naeh dem Sortieren wird nur zur Kontrolle noch einmal gezählt. Kurz vor eins wären sie damit fertig. Dann werde Williams die Endsumme gemeldet.
    »Ich erhalte eine von allen elf abgezeichnete Aufstellung. Daraus kann ich ersehen, wieviel Geld es ist«, berichtete Williams, der sich pausenlos die Knöchel des rechten Zeigefingers rieb. »Außerdem sehe ich, wieviel Einer-Noten, wieviel Fünfer und so fort eingenommen worden sind.«
    »Es weiß also zunächst einmal jeder von den elf Männern, wieviel Geld in der Nacht transportiert wird?« fiel Phil ein.
    »O nein, Sir! Diesem Risiko setzt sich die Post nicht aus! Nicht bei den Beträgen, um die es bei uns geht. Die Leute wissen zwar, wieviel Geld eingenommen wurde, aber sie wissen nicht, wieviel transportiert wird.«
    »Wieso das?« erkundigte ich mich mit gerunzelter Stirn. »Der transportierte Betrag steht doch in irgendeiner Abhängigkeit zur Einnahme? Gut, Sie werden natürlich einen Teil des Geldes hierbehalten, damit die Schalter am nächsten Tag Wechselgeld haben, aber dises Wechselgeld wird doch wahrscheinlich immer dieselbe Höhe haben! Oder nicht?«
    »Das schon. Jeder bekommt jeden Morgen den gleichen Betrag an Wechselgeld und auch in der gleichen Staffelung. Aber wieviel Geld noch zum General Post Office transportiert wird, das hängt nur von meiner Entscheidung ab.«
    Ein Unterton von Stolz schwang in seiner Stimme mit. Ich kratzte mich um Kinn. In der Eile heute nacht war ich nicht dazu gekommen, mich zu rasieren, so daß ein unüberhörbares Geräusch von meinen Bartstoppeln entstand. Williams selbst war trotz des frühen Morgens tadellos rasiert. Mir kam der Verdacht, daß er sich selbst im Nachtdienst zweimal rasieren könnte, um untadelig erscheinen zu können.
    »Ich verstehe diese Regelung, offengestanden, nicht ganz«, meinte Phil nach kurzem Schweigen. »Warum bringt man nicht einfach die Summe weg?«
    »Das war früher auch der Fall«, bestätigte Williams. »Aber es wurde geändert, als ein Transportwagen des vierten Bezirkspostamtes 1948 überfallen und ausgeraubt wurde. Jetzt laufen alle Leute Gefahr, daß sie einen Transport überfallen, der nur leere Kisten fährt.«
    »Na ja«, brummte ich. »Eine gewisse Sicherheitsvorkehrung mag das ja sein. Gangster riskieren ungern Kopf und Kragen, wenn sie nicht einmal wissen, ob sich der Aufwand überhaupt lohnen wird. Aber was tun Sie eigentlich, wenn Sie mal leere Kisten zum Hauptpostamt schicken, mit dem zurückbehaltenen Geld?«
    »Wir haben selbstverständlich einen

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