0313 - Ein gefährlicher Job
mich.
»Pfoten hoch!«, befahl eine Stimme hinter dem Licht.
Ich tat ihm den Gefallen, die Arme ein wenig anzuheben.
»Lass den Unsinn«, sagte ich.
»Komm rein« befahl er.
Ich betrat die Hütte. Der Mann, der die Lampe hielt, wich vor mir zur Seite, sorgte aber dafür, dass ich im Lichtkegel blieb.
»Geh weiter!«
Ich ging in die Dunkelheit zurück, bis ich an irgendein Möbelstück stieß.
Hinter mir fiel die Tür zu, und der Riegel wurde vorgeschoben.
»Auf dem Tisch steht eine Karbidlampe! Schraube sie hoch!«
»Dazu muss ich aber die Hände herunternehmen !«
»Mach schon!«, sagte der Mann ungeduldig. Der Schein der Taschenlampe schwenkte ein wenig zur Seite und glitt über die Karbidlampe.
Ich drehte die Schraube. Weißes, kalkiges Licht erfüllte die Baracke. Die Taschenlampe wurde ausgeknipst. Ich drehte mich um.
Der Mann neben der Tür hielt eine Maschinenpistole unter dem Arm, aber ich hätte auch ohne die Kugelspritze in ihm nur den Mann wiedererkannt, den ich nur für ein paar Sekunden im Starlight-Club gesehen hatte.
David Roos war jung, wahrscheinlich nicht einmal dreißig, aber er hatte ein wildes Gesicht, das Harr hing ihm in Strähnen um die Stirn, und er sah so verkommen aus, als hause er nicht erst seit vierundzwanzig Stunden, sondern schon seit Wochen in der Baracke. In seinen Augen flackerte die ganze Unsicherheit eines Mannes, der sich auf mehr eingelassen hatte, als er verkraften konnte.
Auch seine Stimme verriet ihn. Sie war kreischend, unbeherrscht und kippte leicht über.
»Ich kenne dich nicht! Wer bist du? Schickt dich Debro? Warum kommst du erst jetzt? Debro hatte versprochen, mich schon gestern Nacht hier rauszuholen. Ich hätte längst ein paar hundert Meilen auf dem Meer schwimmen sollen. Wollt ihr mich reinlegen? Warum seid ihr nicht gestern gekommen? Ich bin in diesen vierundzwanzig Stunden fast verrückt geworden!«
Die Einrichtung der Baracke bestand nur aus einer primitiven Pritsche, dem Tisch und einem wackeligen Stuhl. Ein paar Konservendosen und eine halb geleerte Flasche Gin standen neben der Pritsche. Ein Mantel lag auf dem Fußende.
»Gehen wir!«, sagte ich trocken.
»Wohin? Ich will genau Bescheid wissen. Ich traue euch nicht mehr!«
»Das alles hättest du dir früher überlegen müssen. Jetzt musst du mitgehen, ob du willst oder nicht. Du hast keine Wahl mehr.«
»Ich habe immer noch das hier!«, kreischte er und riss die Maschinenpistole in den Anschlag.
Ich lachte verächtlich.
»Was hast du davon, wenn du mich umbläst? Willst du in diesem Loch verschimmeln? Oder willst du dir den Weg durch ganz New York freischießen? Stell endlich die Kugelspritze weg, bevor ich sie dir aus der Hand nehme.«
Ich sah ihm genau in die Augen. Ich hatte keine Angst vor ihm. Er war ein Schwächling.
Roos ließ die MP sinken. Seine Knie wackelten. Seine Stimme schlug ins Weinerliche um.
»Ich will ja keinen Streit mit euch« jammerte er. »Es macht mich wahnsinnig, dass Debro mich nicht abholte. Er hatte mir fest versprochen, dass das Schiff, das mich nach Mexiko bringen sollte, noch in der gleichen Nacht abginge. Das kann doch jetzt gar nicht mehr klappen. Überall werden die Cops stehen. Sie werden den Hafen scharf bewachen. Gesten wäre ich noch durchgekommen, aber heute…«
Ich ging zur Pritsche, zeigte auf den Mantel und fragte: »Ist das alles, was du bei dir hast?«
Ich hob den Mantel auf. Darunter lag eine hellbraune, neue Aktentasche.
»Lass die Finger davon!«, schrie Roos fast hysterisch.
»Die Bezahlung für den Mord an Fladow? Ich wette, du hast dich billiger verkauft als je ein Killer zuvor.«
Ich nahm den Mantel und die Aktentasche auf.
»Also Schluss!«, sagte ich. »Trage deinen Schatz meinetwegen selbst.«
Ich warf ihm die Aktentasche zu. Er nahm eine Hand von der MP, um die Tasche aufzufangen.
Es gelang ihm. Aber ich stand in der gleichen Sekunde vor ihm. Ich packte den Lauf der Maschinenpistole, riss ihm mit einem Ruck die Kugelspritze aus der Hand und warf sie in den Raum hinein. Sie krachte gegen die Holzwand und fiel auf den Boden.
Ich hielt die linke Faust bereit, um Roos zu kontern, falls er sich auf mich stürzen sollte, aber es war nicht nötig, ihn zu schlagen.
Er starrte mich entgeistert an, die aufgefangene Aktentasche in der Hand. Dann wich er langsam vor mir zurück, bis er mit dem Rücken an die Bretterwand stieß. Sein Atem ging keuchend.
»Willst du mich töten?«, japste er.
»Ich habe keine Kanone in der Hand«,
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