0314 - Höllentage für uns G-men
Pfeife und wartete mit stoischer Geduld darauf, dass Blake wieder aufwachte.
Es war abends gegen halb elf, als das geschah. Der Junge schlug die Augen auf und blinzelte verständnislos in die fremde Umgebung. Es dauerte eine Weile, bis er sich erinnern konnte, wo er sich befand.
»Dein Vater hat angerufen«, sagte Hutchenrider. »Ich habe ihm erklärt, dass du etwas später kommen würdest.«
»Haben Sie etwas von dem Überfall gesagt?«, fragte der Junge hastig.
Der Sergeant schüttelte den Kopf.
»Ich wollte ihn am Telefon nicht beunruhigen. Ich sagte, du müsstest der Polizei die Beschreibung eines Mannes geben, der bei euch was gekauft hat. Vorn in Burnys Laden, meine ich. Einverstanden?«
»O ja, das war eine gute Idee. Am Telefon kann man so etwas schlecht erklären, und Daddy hätte sich vielleicht sehr große Sorgen gemacht, obgleich es gar nicht so schlimm ist. Ich habe auch keine Schmerzen mehr.«
»Der Arzt hat den beiden G-men gesagt, dass die Schmerzen vor morgen Mittag nicht wieder auftreten könnten, und bis dahin kann dich dein Hausarzt wieder mit einer Spritze oder mit Tabletten versorgt haben. Übrigens habe ich deinem Vater versprochen, dass ich dich mit meinem Wagen nach Hause bringe.«
»Das ist aber wirklich nicht nötig, Sir! Ich glaube, ich kann das Stück gut zu Fuß gehen!«
»Das fehlte gerade noch. Du fährst mit mir, basta! Wenn du soweit bist, dass wir fahren können, dann sag mir Bescheid. Ich kann warten. Inzwischen können wjr uns vielleicht noch einmal über den Burschen unterhalten, der zuerst reinkam. Wie alt war er, nach deiner Schätzung?«
»Um die fünfzehn Jahre, schätze ich.«
»Okay. Wir wollen jetzt mal versuchen, eine Beschreibung von dem Jungen zusammenzukriegen, die möglichst viele Einzelheiten umfasst. Das ist nicht so schwierig, wie sich das anhört. Wir gehen ganz systematisch vor…«
Ungefähr zehn Minuten lang konzentrierten sie sich auf ihr Vorhaben, während sich Hutchenrider ab und zu ein Stichwort notierte. Ohne dass sie es merkten, war der alte Burny zurück in seine Wohnung gekommen und auf der Schwelle zwischen Tür und Wohnzimmer stehen geblieben. Als eine Pause in ihrer Unterhaltung eintrat, fragte er neugierig: »Sprecht ihr von dem Jungen, der mal hier oben Zeitungen ausgetragen hat?«
Hutchenrider fuhr von seinem Stuhl in die Höhe.
»Was sagen Sie da?«, bellte er.
»Na ja, die Beschreibung von eben passt genau auf den Jungen, der hier ein halbes Jahr Zeitungen ausgetragen hat. Das war - warten Sie mal - na, ich möchte sagen, es war vor reichlich sechs oder sieben Monaten, als er damit aufhörte.«
»Sind Sie ganz sicher?«, brummte Hutchenrider, und seine buschigen Brauen standen wie ein dicker Balken über seinen forschenden Augen.
»Ich möchte es fast beschwören. Auch die Kleidung stimmte. So lief er immer rum! Es war ein intelligenter Bursche. Vor einiger Zeit, ich weiß nicht, wie lange es her ist, wurde sein Vater erschossen, als er sich fliehenden Bankräubern in den Weg stellte. Vielleicht haben Sie das noch im Gedächtnis, Sergeant?«
»Ich kann mich dunkel an so eine Geschichte erinnern. Aber ich komme nicht mehr auf den Namen dieser Leute.«
Hutchenrider ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen und starrte geistesabwesend vor sich hin. Schließlich gab er es mit einem resignierenden Kopfschütteln auf. »Sinnlos. Es fällt mir nicht mehr ein.«
»Glauben Sie wirklich, dass es dieser Zeitungsjunge war?«, fragte Walter Blake.
Hutchenrider zuckte die Achseln.
»Es muss doch jemand gewesen sein, der von der Existenz dieses Geschäftes etwas wusste, nicht wahr? Man kann nicht etwas überfallen, von dem man gar nicht weiß, dass es vorhanden ist. Das ist doch logisch. Einer kann in der Nachbarschaft wohnen, sie können die Adresse wahllos aus dem Branchenverzeichnis im Telefonbuch herausgesucht haben, aber genauso gut kann er sich an die Zeit erinnert haben, als er hier noch Zeitungen austrug. Sagen Sie, Mister Burny, seit wann besuchen Sie eigentlich diesen Abendkurs?«
»Seit sechs Wochen.«
»Dann kann es der Zeitungsjunge jedenfalls nicht mehr aus seiner Zeit als Zeitungsbote gewusst haben, denn das war ja schon viel früher. Es ist doch wie verhext, dass ich mich nicht mehr an den Namen des Mannes erinnern kann, der von den fliehenden Bankräubern niedergeschossen wurde. Das würde alles vereinfachen. Na, morgen ist ja auch noch ein Tag. Soll ich dich jetzt nach Hause bringen?«
»Ja, bitte. Ich fühle mich
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