0315 - Medusas Schreckensnacht
sofort die Flucht ergriffen.
Nicole rannte ebenfalls los. Im Vorbeilaufen vergewisserte sie sich mit einem schnellen Blick, daß außer der Medusa niemand im Chevrolet gesessen hatte. Sie sah den hellen Körper des Mädchens schon über 50 Meter weit entfernt.
»Stehenbleiben, Peters!« schrie Nicole und gab einen Warnschuß in die Luft ab.
Die Medusa ließ sich zu Boden fallen. Angst vor einer normalen Pistole? Sie konnte doch nicht wissen, ob die Waffe mit normalen Kugeln oder mit Silber geladen war, sie konnte doch auch nicht sicher sein, daß das eventuelle Silber ihr schadete! Da stimmte etwas nicht.
Aber Nicole mußte die Situation ausnutzen.
Sie rannte in lockerem Trab weiter. Die Medusa raffte sich halb wieder auf, als kein weiterer Schuß fiel, und sah sich gehetzt nach allen Seiten um. Aber es gab keine Deckung. Kein Unterholz, in dem sie untertauchen konnte, keine Erdmulde, in der sie sich den Blicken der Verfolgerin entziehen konnte.
Dicht vor ihr blieb Nicole stehen. Ihr Herz raste. Vielleicht plante die Medusa einen Trick. Vielleicht versuchte sie, Nicole irgendwie hereinzulegen, nachdem sie ihr Angst vorspielte…
Nicole richtete die Silberkugelpistole auf die Medusa und hob gleichzeitig den Ju-Ju-Stab. Er reagierte nicht. Eigentlich war das zu erwarten gewesen. Die Medusen, mit denen sie es hier zu tun hatte, waren keine Dämonen, sondern nur dämonische Geschöpfe. Verzauberte Menschen…
»Nicole«, keuchte Uschi Peters entsetzt, als sie die Verfolgerin erkannte. »Mein Gott, warum schießt du auf mich?«
»Das fragst du noch? Deine Schwester hat Zamorra versteinern lassen. Nun, deshalb halte ich mich jetzt an dich. Ich schätze, das, was sich im Magazin befindet, wird dir nicht gerade guttun.« Ihr Finger krümmte sich um den Abzug.
Nicole war alles andere als eine Killerin. Aber gegenüber schwarzblütigen Geschöpfen zögerte sie nie, von allen zur Verfügung stehenden Waffen Gebrauch zu machen. Eine winzige Sekunde des Zögerns oder der Nachsicht, konnte über Leben und Tod entscheiden.
Wenn sie die Medusa nicht ausschaltete, würde diese trotz der Selbsthypnose Nicoles einen Weg finden, sie zu ermorden.
»Nein!« schrie Uschi Peters gellend auf. »Du bist wahnsinnig! Schieß nicht!«
Etwas in ihrer Stimme ließ Nicole doch zögern. Diese Todesangst – war das die Angst einer dämonischen Kreatur? Oder…?
»Meine Schwester ist in Leons Keller gefangen«, keuchte Uschi Peters. »Sie kann Zamorra gar nicht versteinern lassen, verdammt! Du mußt den Verstand verloren haben, Nicole… bitte, nimm die Pistole weg! Du kannst mich doch nicht umbringen!«
»Du bist zur Medusa gemacht worden«, sagte Nicole, ohne die Waffe zu senken. »Wir stehen jetzt auf verschiedenen Seiten.«
»Begreif doch«, flehte die Telepathin. »Wir sind von Leon überwältigt worden. Er hat von uns Spiegelbilder angefertigt, die er zu Medusen gemacht hat! Ich bin Uschi, die echte Uschi.«
»Spiegelbilder. Eine dümmere Ausrede fiel dir nicht ein?« fragte Nicole. Aber sie war nachdenklich geworden. Eine Möglichkeit bestand.
»Warum bist du dann geflohen?«
»Ich wußte doch nicht, daß du es bist«, keuchte die Telepathin.
»Ich habe dich erst erkannt, als du hier vor mir auftauchtest! Als der Wagen plötzlich vor mir auftauchte, dachte ich, jetzt haben Leon oder Parker mich doch wieder erwischt!«
»Du wirst erzählen, was passiert ist«, sagte Nicole drohend. »Und danach entscheide ich, ob ich dir die Story abkaufe oder nicht.« Sie wartete jeden Moment darauf, daß die Medusa ihre Schlangenhaare zeigte und damit versuchte, Nicole zu einer Steinsäule werden zu lassen. Und sie überlegte fieberhaft, ob es eine Möglichkeit gab, die echte von der falschen Uschi zu unterscheiden – wenn es eine falsche gab.
Die Telepathin erzählte, was ihr und Monica zugestoßen war. Nicole hörte zu, ohne sie zu unterbrechen.
»Das mit der Party«, sagte sie schließlich. »Ich kann es nicht glauben. Das Haus ist seit langer Zeit unbewohnt, und niemand kennt einen Leon. Niemand außer euch beiden und der rothaarigen Jackie.«
»Warum kannst du mir nicht glauben?« fragte Uschi niedergeschlagen. »Sie haben euch in eine Falle gelockt. Ich weiß nicht, warum wir als Köder dienen sollten – vielleicht, um den Schock für euch beide zu vergrößern.«
»Was auch hervorragend gelungen ist«, sagte Nicole bitter.
Plötzlich durchzuckte sie eine Idee. Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit…
»Eine Falle«,
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