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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sprünge wie ein großer Vogel, der kurz vor dem Abheben in die Lüfte steht.
    Lady Sarah bekam es mit der Angst zu tun. Sie war eine mutige Frau, doch in dieser Lage befand sie sich auf der Verliererstraße.
    Da gab es nur eins.
    Flucht!
    Der Duke hatte den Raum noch nicht durchquert, als sich Lady Sarah drehte und der Ausgangstür zuwandte. Sie wollte so rasch wie möglich verschwinden, dem Baron wäre sie vielleicht entkommen, doch der hatte Helfer. Schon bei ihrem Eintritt waren Lady Sarah die ausgestopften Vögel nicht geheuer gewesen. Nun bekam sie diese Vermutung auf eine schreckliche Art und Weise bestätigt.
    Die ausgestopften Vögel waren nicht tot, sie lebten!
    Ausgerechnet der Adler mit seiner breiten Flügelspannweite begann mit dem grausamen Spiel. Fast träge bewegte er die Schwingen und kam in die Höhe.
    Lady Sarah sah dies. Ihr Blick wurde starr, und der Vogel war so schnell, dass er ihr den Weg zur Tür versperrte. Er huschte dorthin und fand über der Tür einen aus der Wand ragenden Haken, auf dem er sich niederließ.
    Aus der Höhe starrte er Lady Sarah an.
    Deren Herz klopfte schneller, denn sie hatte erkannt, dass auch die ausgestopften Vogelköpfe lebten. In diesen schmalen Schädeln bewegten sich die Augen, die ihr Opfer bösartig fixierten.
    Abheben konnten die Köpfe wohl nicht, aber es waren noch genügend andere Raub- und Greifvögel da.
    Wie der Falke.
    Aus seinem offenen Schnabel drang ein krächzender Schrei, als er startete und Kurs auf Lady Sarah nahm.
    Die Horror-Oma erschrak. Der Vogel wurde größer, sein Schnabel glich einer bösen Mörderzange und Sarah Goldwyn duckte sich, sonst hätte das Tier sie erwischt.
    Es streifte sie dennoch. Ein Flügel berührte ihre Schulter und riss ihr gleichzeitig den Hut vom Kopf.
    Lady Sarah bekam einen Schreck. Sie wusste, dass die Vögel stark waren, und sie sah keine Chance, den Angriffen zu entgehen.
    Der Falke kam zurück.
    Er flog längst nicht so elegant wie ein normaler Vogel. Er wirkte eher wie eine Vogel-Marionette, war aber nicht weniger gefährlich.
    Und er griff an.
    Lady Sarah konnte ihres hohen Alters wegen nicht so reagieren wie eine junge Frau. Die Bewegungen waren zwangsläufig langsamer, in diesen Sekunden wuchs sie über sich selbst hinaus.
    Ein wenig grotesk sah es aus, wie sie durch die Halle lief und einen Stuhl ins Auge fasste. Bevor der Vogel sie erreichen konnte, hatte sie schon zugepackt und den Stuhl an der Lehne hochgewuchtet. Mit dem Möbelstück kreiselte sie herum.
    Sie schlug zu.
    Ob der Falke mit einer Gegenwehr gerechnet hatte oder nicht, das war ihr egal. Wichtig war der Treffer.
    Sie erwischte das Tier im Flug, hörte das Klatschen und sah, wie der Vogel in Richtung Kamin geschleudert wurde, mit den Schwingen heftig flatterte, zu Boden fiel, dort hohe, schrille Schreie ausstieß und versuchte, wieder in die Höhe zu kommen.
    Das gelang ihm nicht mehr, denn einer seiner Flügel hatte zu viel abbekommen. Er lahmte.
    Lady Sarah befand sich wie in einem Rausch. Mit dem Stuhl in beiden Händen rannte sie vor. Ihr Ziel war der auf dem Boden hockende Falke, sie wollte ihn erschlagen.
    »Halt!«
    Dieses eine Wort peitschte ihr entgegen. Es war so scharf ausgesprochen, dass es seine Wirkung nicht verfehlte und die Horror-Oma tatsächlich stoppte.
    Sie drehte den Kopf, während die Arme und der Stuhl langsam nach unten sanken.
    Auf der Schwelle zum Nachbarraum und in der offenen Tür hielt sich der Baron auf.
    Dessen Gesicht war noch bleicher geworden. Gleichzeitig schimmerten kleine, rote Flecken auf den blassen Wangen und hatten sich dort verteilt wie verlaufende Sommersprossen.
    »Du«, sprach er Lady. Sarah an. »Du hast es tatsächlich gewagt, meinen Diener anzugreifen. Damit hast du dein Leben verwirkt. Wer meine Vögel vernichten will, ist selbst des Todes.«
    Sarah Goldwyn ließ den Stuhl fallen. Er polterte zu Boden. In dieses aufklingende Geräusch hinein schüttelte sie den Kopf. »Er hat mich angegriffen«, verteidigte sie sich, wobei sie versuchte, ihrer Stimme soviel Festigkeit wie möglich zu geben.
    »Und du bist in mein Haus eingedrungen. Niemand tut dies ungestraft. Ich bin hier der Herrscher!«
    »Nicht über Leben und Tod!«
    »Auch darüber«, erklärte der Duke mit fester Stimme. »Das ist mein Reich, das Reich des Totenvogels.«
    »Dann gibt es ihn doch?«
    Der Duke of Hanlock begann zu lachen. Er hörte sich krächzend an. Dabei auch laut und mit schrillen Klängen untermalt. »Natürlich gibt

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