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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es wegzuwischen, denn der Kolkrabe flatterte wild über ihrem Kopf und stieß erneut zu.
    Mrs. Goldwyn schlug um sich.
    Sie hatte die Hände geballt. Ihre Fäuste trafen voll. Der Rabe bekam zweimal die Schläge mit und wurde zur Seite geschleudert. Er fiel sogar zu Boden, wollte und kam wieder hoch, um im nächsten Augenblick von der Schuhspitze der Horror-Oma erwischt zu werden.
    Der lebende, ausgestopfte Vogel flog so weit zurück, dass er fast gegen die Tür krachte.
    Dort blieb er krächzend liegen.
    Seine Schreie brachten andere Vögel in Rage. Ein ausgestopfter Sperber bekam höllisches Leben und verließ seinen an der Wand angebrachten Ast, um dem Opfer entgegenzustürzen.
    Lady Sarah lief weg. Beinahe wäre sie noch über den Stuhl gestolpert. Sie schaffte es gerade noch, sich gegen die Wand zu werfen, damit sie diese im Rücken hatte.
    Blitzschnell drehte sie sich, sah den Angreifer und riss ihre kleine Handtasche von der Schulter, die sie auch bei dem letzten Kampf noch nicht verloren hatte.
    Damit schlug sie zu.
    Einen ersten Angriff konnte sie abwehren, weitere folgten. Und diesmal war es nicht nur ein Vogel, der den Auftrag seines Herrn und Meisters erfüllen wollte.
    Zu dritt griffen sie an.
    Dabei hatte sich der über der Tür hockende, ausgestopfte und dennoch lebende Adler nicht gerührt. Wie ein wahrer König beobachtete er aus gefühllosen Augen das Geschehen.
    Die Horror-Oma presste sich hart mit dem Rücken gegen die Wand. Sie wusste nicht mehr, wie sie sich wehren sollte. Und die Tür befand sich nur einige Schritte entfernt.
    Drei, höchstens dreieinhalb Yards…
    Zu weit für sie.
    Ein Bussard hatte sich noch zu den dreien gesellt. Und er hackte als erster zu.
    Sarah Goldwyn riss ihren Arm in die Höhe. Der Schnabel fand seinen Weg. Stoff riss, sie spürte die Wunde dicht unter dem Ellbogen, nahm wieder den Schmerz wahr und sah zwei andere Vögel an ihrer linken Seite. Automatisch schlug sie mit dem Arm aus, traf auch Körper und hörte plötzlich ein Geräusch.
    Es knallte regelrecht, als die Eingangstür aufgestoßen wurde und dicht neben Lady Sarah gegen die Wand prallte.
    Im nächsten Augenblick hatte sie das Gefühl, einem Gewitter ausgesetzt zu sein. Das Donnern, ein Feuerstrahl. Federn wirbelten durch die Luft, Vogelkörper taumelten, Schreie, und Lady Sarah sank zusammen.
    Dann erschien der Schatten.
    Diesmal war es kein Vogel, sondern ein Mensch. Die Horror-Oma hörte eine sich überschlagende Stimme, wurde gepackt und in die Höhe gerissen. »Verdammt, kommen Sie, wir müssen hier raus…«
    Sarah Goldwyn wusste nicht, wie ihr geschah. Willenlos ließ sie sich mitschleifen und merkte nur, dass kühle Luft ihr Gesicht traf.
    War sie gerettet?
    In diesem Moment startete der Adler…
    ***
    Ich fiel!
    Das Gefühl, das einen Menschen überfällt, wenn er ins Leere tritt, ist mir bekannt. Es war immer gleich. Der plötzliche Schreck, die heiße Angst, das Aussetzen des Herzschlags, all dies überfiel mich in einer kaum messbaren Zeitspanne und kam zusammen.
    Das Bild eines zerschmetterten Körpers tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Ich rechnete auch damit, in den unbekannten Tiefen eines Kellers mit gebrochenem Genick am Boden liegen zu bleiben und zog mich trotzdem noch in der Luft zusammen.
    Der Aufprall!
    Im ersten Moment sogar ziemlich hart. Dann merkte ich, dass, ich zurückfederte, wieder fiel, noch einmal federte und das Spiel von vorn begann.
    Jetzt war mir alles klar. Ich war nicht auf einem harten Boden gelandet, sondern lag in einem Netz.
    Bäuchlings hatte es mich hineingeschleudert. Durch die feinen Maschen des Netzes konnte ich schauen, erkannte aber in der Dunkelheit nichts.
    Keinen Boden, keinen Grund.
    Wenn ich etwas erkennen wollte, musste ich mich auf den Rücken drehen und nach oben blicken. Es war ein wenig ungewohnt, sich auf dem Netz zu bewegen, deshalb dauerte es länger, bis ich eine Rückenlage eingenommen hatte.
    Über mir befand sich ein Viereck.
    Ich hörte noch das Lachen des Barons und auch seine Schritte. Er kam zurück.
    Ich zog die Beretta.
    Dieser Typ war ein Sohn der Hölle. Es kam ihm nicht darauf an, ob Menschen starben, und ich wusste Lady Sarah in seiner Gewalt.
    Wenn er sich zeigte, würde ich ihm drohen, ihn warnen und auch in letzter Konsequenz schießen.
    Er zeigte sich nicht.
    Kein Schatten fiel an den Rand der Luke oder etwa hinein. Der andere blieb verschwunden.
    Dafür geschah etwas mit der Öffnung. Sie schloss sich allmählich wieder.

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