0316 - Das Todeslied der Unterwelt
endlich das tun durften, was mir auf den Nägeln brannte: einer Horde gewissenloser Killer auf den Pelz zu rücken. Aber dann fiel mir ein, daß wir bisher nur einen kannten. Ich steckte mir eine Zigarette an und überlegte, was ich schon in die Wege leiten könnte, bis Phil wieder aufkreuzte.
Zunächst rief ich Olsman an.
»Tun Sie mir einen Gefallen, Olsman?« fragte ich bescheiden an.
»Wenn ich kann?«
»Lassen Sie doch für mich die Akten einiger Mordfälle heraussuchen. Ein Kurier von uns wird sie sofort abholen. Diese Morde sind ab sofort FBI-Angelegenheit!«
Ich zählte ihm die vier 'Namen auf, die ich auch dem Chef vorgelesen hatte. Olsman notierte sie und versprach, daß er alles Nötige sofort veranlassen werde. Unser Kurier solle die Akten aus Olsmans Zimmer holen, damit er nicht erst herumzusuchen hätte.
»Danke«, sagte ich abschließend. »Ist Sergeant Molton noch im Hause? Und falls ja, können Sie mich mit ihm verbinden?«
Er konnte und tat es.
»Cotton«, sagte ich. »Hören Sie, Molton, Sie sind doch von dem Mordversuch an Detektiv-Sergeant Arondack unterrichtet.«
»Einigermaßen. Aufgenommen hat die Geschichte Lieutenant Alees vom Nachtdienst.«
»Das sagten Sie ja schon. Blättern Sie in den Akten, wenn Sie es nicht auswendig wissen. Wie heißt der Junge, den Arondack erschoß?«
»Thomas Lindner.«
»Was ist über ihn bekannt?«
»Eigentlich nur, daß er dreimal vorbestraft ist und jedesmal wegen eines Deliktes, bei dem Brutalität und Grausamkeit in irgendwelcher Form mitgespielt hat.«
»Kennt man die Wohnung des Jungen?«
»Seit ungefähr zwei Stunden, ja. Vorher gelang es uns nicht, seine Anschrift zu ermitteln. Tote reden nicht mehr. Außerdem hatte er keinerlei Papiere bei sich, aus denen man auf seinen Wohnsitz schließen konnte.«
»Sagen Sie mir die Adresse!«
Molton diktierte mir Hausnummer und Straße, Etage und Lage der Wohnung. Ich schrieb alles mit und rief anschließend wieder Olsman an.
»Hier ist noch einmal Cotton. Olsman, können Sie ein paar Experten für Haussuchungen für zwei Stunden entbehren?«
»Wenn es sich lohnt — immer. Worum geht es denn?«
»Sie haben doch sicher von dem Mordversuch an Slane Arondack gehört, dem Detektiv aus dem 82. Revier?«
»Klar! So was macht doch bei uns im Nu die Runde.«
»Ich möchte, daß bei dem Jungen, der Arondack umbringen wollte, eine extrem gründliche Haussuchung durchgeführt wird.«
»Cotton«, säuselte Olsmans Stimme, »Sie haben doch einen Hintergedanken dabei?«
»Wenn Sie es so nennen wollen —! Mir fiel vorhin nur gerade ein, daß einer der vier ungeklärten Mordfälle — nämlich der Fall Roberta Questen — ebenfalls mit einem Messer ausgeführt wurde. Und Arondack hat keinen Hehl daraus gemacht, daß er sich um diesen Fall selber noch einmal kümmern wollte. Kaum spricht er diese Absicht aus, steht auch prompt einer mit dem Messer da und will nun Arondack umbringen. Seltsamer Zufall, was?«
Olsman stieß einen langgezogenen Pfiff aus.
»Die Haussuchung geht in einer halben Stunde los«, versprach er. »Ich schicke meine besten Leute. Den Haussuchungsbefehl kriege ich mit der Überschrift ›Mordverdacht‹ von jedem Untersuchungsrichter.«
»Rufen Sie mich, wenn Ihre Leute etwas finden.«
»Selbstverständlich, Cotton. Sagen Sie mir schnell noch die Adresse…«
»Ach so, ja! Also der Name ist Thomas Lindner…«
Ich sagte die Adresse durch, die ich von Sergeant Molton erhalten hatte.
Wenn der Junge, den Arondack im Hausflur niedergeschossen hatte, tatsächlich zu Georgetons Killerbande gehörte und wenn er etwa der Mörder von Roberta Questen sein sollte, worauf immerhin in beiden Fällen die bevorzugte Verwendung von Messern deutete, dann blieben nur noch drei bisher nicht aufgeklärte Morde übrig, von denen Gordon es für möglich hielt, daß auch sie unter Georgetons Veranlassung oder wenigstens Vermittlung ausgeführt worden waren, nämlich die Fälle Webster, Deford und Hoare.
Bis ich von den eingeleiteten Maßnahmen Bescheid bekam, sollten einige Stunden vergehen. Ich beschloß, mich in dieser Zeit auf die letzten drei Fälle zu konzentrieren.
Nachdem ich die Bestellung Mr. Highs durch Anrufe erledigt und einen Kurier hinunter in die Downtown zu Olsman geschickt hatte, mußte ich erst einmal warten, was dabei herauskam.
Phil erschien früher wieder, als ich ihn erwartet hatte.
»Gibt's was Neues?« erkundigte er sich.
»Eine Menge«, nickte ich und erzählte ihm
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