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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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und schwatzte, lachte, sang oder riskierte sogar ein graziöses Tänzchen auf dem Gehsteig. Ich fuhr zu dem Polizeirevier, das der 114. Straße am nächsten lag.
    Als ich den Wachraum betrat, erhob sich ein junger Neger hinter seinem Pult und kam mir entgegen.
    Er war höchstens sechsundzwanzig Jahre alt, und daß er trotzdem schon die Uniform eines Lieutenants trug, bewies, daß er außergewöhnlich begabt sein mußte.
    »Hallo, Lieutenant«, sagte ich und hielt ihm die.Hand hin. »Ich bin Cotton vom FBI.«
    Er drückte meine Hand.
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Mr. Cotton. Es freut mich, daß ich Sie einmal persönlich kennenlerne. Ich bin Stewart P. Robinson, stellvertretender Revierleiter. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe meinen Jaguar draußen«, fing ich ein bißchen ungeschickt an, »und ich muß zu Fuß weiter. Da —«
    Er half mir aus der Verlegenheit, indem er mir ins Wort fiel:
    »Fahren Sie den Wagen lieber ‘rein in den Hof, Sir. Ich möchte Ihnen nicht raten, den Wagen unbeaufsichtigt stehenzulassen. Wir haben Rangen hier oben, die bauen in zehn Minuten einen Lastwagen auseinander.«
    Wir lachten beide. Ich bedankte mich und folgte seinem Rat. Dann schlenderte ich zu Fuß weiter. Ein einzelner Weißer fiel hier oben immer auf.
    Das Haus mit den fest geschlossenen Fensterläden fand ich schnell. Ich sah mich um und entdeckte schräg gegenüber ein Kino und daneben eine Kneipe. Ich setzte mich in die Kneipe an ein Fenster. Sämtliche Gäste waren Neger. Als ich hereinkam, hatten sie mich allesamt unmutig einen Augenblick angeblickt. Ich sagte freundlich und unüberhörbar:
    »Guten Tag!«
    Die Serviererin wippte kokett mit ihrem kurzen Kleidchen und erwiderte meinen Gruß lächelnd. Da brummten sogar ein paar Leute in meiner Nachbarschaft einen Gruß. Der Bann war gebrochen.
    Ich bestellte heiße Würstchen, weil ich noch nichts in den Magen gekriegt hatte seit dem frühen Morgen, und eine doppelte Portion Kaffee. Wenn ich schon nichts Besseres tun konnte, würde ich bis halb vier hier sitzen und das Haus beobachten. Es war ebenso gut, als wenn ich stumpfsinnig im Office gehockt hätte.
    Einen Augenblick mußte ich daran denken, daß wir Mr. High versprochen hatten, bis zu seiner Rückkehr nichts zu unternehmen. Aber was ich tat, konnte man ja wohl nicht mit dem großen Wort »Unternehmen« bezeichnen. Das bezog sich doch wohl nur auf eine richtige, große Aktion.
    Es gibt Tage, wo man am besten im Bett liegen bleiben sollte, weil einem alles schiefgeht. Und an anderen Tagen wieder klappt alles wie bestellt. Ich hatte meinen Glückstag. Bis zehn Minuten vor drei tat sich nichts. Und dann kam er heraus.
    Mit der größten Selbstverständlichkeit schloß er die Haustür hinter sich und überquerte die Straße. Ich beugte mich weit vor und sah, daß er ins Kino ging. Die Vorstellung fing um drei an.
    Ich brauchte eine halbe Minute, um mich zu entscheiden. Dann bezahlte ich und sagte brav »Bye bye«. Alle Neger rings um meinen Tisch grinsten und sagten ebenso brav »Bye bye«. Restlos zufrieden trollte ich mich.
    Die Haustür war nicht verschlossen.
    Im Hause roch es muffig. Da alle Fensterläden geschlossen waren, herrschte ein düsteres Zwielicht. Aber meine Augen gewöhnten sich schnell daran. Ich machte mich auf die Suche.
    Der Junge hatte sich in der zweiten Etage häuslich niedergelassen, weil es dort herrenlose Möbel gab. Ich durchsuchte die beiden Zimmer. In einem wurmstichigen Kleiderschrank hingen zwei Anzüge, die mindestens zweihundert Dollar das Stück gekostet hatten. Vier weiße Nylonhemden waren überraschend sauber.
    Albert Stein schien sich in dieser Wohnung absolut sicher zu fühlen. Nicht ganz unberechtigt, denn in Harlem hätte man ihn kaum vermutet. In einer quietschenden Kommode fand ich die Pistole.
    Es war Kaliber 6,35. Und daß der Tramp im Park den Schuß nicht gehört hatte, war kein Wunder. Auf der Waffe saß der unförmige Schalldämpfer. Ich zog mein sauberes Taschentuch aus der Brusttasche, legte es über die Pistole und hob sie aus der Schublade.
    In den oberen Etagen suchte ich etwas Geeignetes. Es dauerte lange, bis ich auf dem Boden vier fleckige, zerrissene, stinkende Matratzen gefunden hatte. Ich baute sie hintereinander auf und schoß eine Kugel hinein.
    Um sie wiederzufinden, brauchte ich die Matratzen nur der Reihe nach umzukippen und nachzusehen, ob hinten das Ausschußloch war. In der dritten gab es keines mehr. Ich nahm mein Taschenmesser und

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