0318 - Auf der Straße des Grauens
Aufzuges.
Ich half auf der anderen Seite. Wegen der großen Räder ließ sich der Wagen leicht schieben. Nur die Überwindung der Plattformkante verlangte Anstrengung von uns.
»In Ordnung! Wo ist die Schaltung für den Aufzug?«
River kam auf meine Seite herüber, und ich dachte, die Auszugsschaltung befände sich irgendwo auf dieser Seite, aber als er an mir vorbeikam, warf er sich mit der Wildheit eines Raubtiers gegen mich.
Er schlug nicht nach mir. Er stieß mich nur zur Seite, und es gelang ihm. Blitzschnell raffte er die Eisenstange vom Sitz, und jetzt, den Stahl in der Eaust, führte er einen furchtbaren Schlag.
Ich sprang zur Seite. Pfeifend zischte die Stange an mir vorbei.
River schlug sofort zum zweiten Mal zu, aber jetzt hatte ich festen Stand.
Ich fing eine Faust am Handgelenk ab. Die Wucht, mit der er zugeschlagen hatte, riss uns beide herum, aber ich hielt sein Handgelenk eisern fest, nahm die andere Hand zur Hilfe und bog ihm den rechten Arm nach hinten.
Der Gangster war schmaler und mehr als zehn Pfund leichter als ich, aber er war zäh wie eine Katze, sehnig und drahtig. Vor allem aber kämpfte er mit letzter Verzweiflung.
Ich erwischte ihn mit einem ziemlich harten Brocken, der ihn so weit zurückwarf, dass er mit dem Rücken gegen die Kühlerhaube des Bentleys fiel. Er rutschte daran herunter, fing sich aber und blieb auf den Knien.
»Gib auf, River!«, sagte ich.
Wahrscheinlich hätte River aufgegeben. Wahrscheinlich hätte er die Arme hochgenommen, wenn nicht in diesem Augenblick über uns Schritte, Stimmen, Rufe erschollen wären.
»Der Aufzug!«, brüllte eine Stimme, die Stimme von Sol Marrow.
***
Alles geschah in Sekundenschnelle. Ramy River zog sich an der Motorhaube des Bentleys hoch.
»Hier bin ich, Sol!«, schrie er. »Knall den G-man ab! Hier unten! Hier!«
Ich zog die 38er.
In der Deckenöffnung tauchte Marrows Bulldoggenkopf auf.
»Hände hoch, Marrow!«, brüllte ich.
»Besorge es ihm!«, schrie River, und Marrows stieß sein brüllendes Lachen aus und grölte: »Wie Mäuse in einer Falle!«
Seine Faust stieß vor. Die Schüsse dröhnten und hallten von den Wänden zurück wie das Donnern einer Lawine.
Der Killer aus Denver jagte ein halbes Dutzend Kugeln heraus. Er schoss schnell, aber mich verfehlte er, denn ich stand ein wenig abseits und bot in dem Zwielicht kein gutes Ziel.
Vier Kugeln dachte er mir zu, und zwei verpasste er Ramy River. Der Hafengangster brach nach vorne in die Knie. Da er genau unter der Öffnung der Plattform stand, bot er ein Ziel, das ein Kind mit einer Steinschleuder hätte treffen können.
Meine 38er bellte, aber ich konnte nur auf Marrows Kopf zielen, und so groß und quadratisch sein Schädel auch war, in dem diffusen Licht verfehlte ich ihn, obwohl ich fünf Schüsse auf ihn abgab.
Dann verschwand der Kopf aus der Öffnung. Das Echo des letzten Schusses rollte noch von den Wänden, dann wurde es still.
Den Kopf im Genick, die Kanone in der Faust starrte ich hinauf.
»Marrow!«, rief ich. Er antwortete nicht. Waren sie getürmt?
River war nach vorn gefallen. Er hatte im Sturz die Arme vorgeworfen. Sein Oberkörper ragte über die Aufzugsplattform hinaus. Er rührte sich nicht, und ich wusste nicht, ob er noch lebte.
Vorsichtig näherte ich mich der Plattform. Je näher ich an sie heranging, ein umso besseres Ziel bot ich, falls die Gangster oben lauerten. Nichts rührte sich über meinem Kopf.
Plötzlich füllte ein Brummen den Kellerraum und ein Ächzen folgte. Die Plattform setzte sich in Bewegung und begann langsam nach oben zu steigen.
Ich setzte an, um aufzuspringen, stoppte aber ab. Sie hätten mich weggeputzt, wie eine Schaufensterpuppe.
Zum Henker, irgendwo musste auch hier unten ein Schalter für den Aufzug sein. In dem Halbdunkel vermochte ich ihn nicht zu entdecken.
Die Plattform stieg höher und höher. Rivers Arme und der Oberkörper hingen schon frei in der Luft. Seine Hände schleiften über den Kellerboden.
»Stoppt den Lift!«, schrie ich. »River wird zerquetscht.«
Marrows Gelächter antwortete mir.
»Genau das, was er verdient hat!«, röhrte er.
Ich sprang vor, warf die Hände hoch, packte Rivers Arme und zog ihn von der aufsteigenden Plattform herunter. Sein Körper fiel von oben gegen mich. Ich hatte Mühe, ihn aufzufangen. Vorsichtig ließ ich ihn zu Boden gleiten.
Schon schwebte die Plattform und auf ihr der Bentley so hoch über mir, dass ich sie gerade noch mit den Händen berühren
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