0318 - Im Reich der Monster-Spinnen
bewegte sich tanzend auf dem Docht.
Sie gab Licht und erzeugte auch Schatten, die immer an der linken Seite über eine Wand huschten. Rechts sah Claudia Darwood nichts.
Da mußte es ihrer Meinung nach in eine unheimliche Tiefe gehen, wobei sie schauderte, als sie daran dachte.
Sie hatte längst erkannt, daß sie sich auf einem schmalen Grad voranbewegten. Wenn sie einen verkehrten Schritt tat, war es vorbei.
Dann würden sie irgendwo ins Dunkel oder ins Nichts fallen und von der Tiefe verschluckt werden.
Aus, Ende…
Und so konnten sie nur langsam gehen. Nadine Lafour hielt die Kerze in der rechten Hand. Mit der linken strich sie an der Felswand entlang, fühlte unter den Fingerspitzen das rauhe Gestein und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
»Gleich wird es eng«, erklärte sie über die Schulter hinweg der ihr folgenden Claudia. »Du mußt aufpassen.«
Die Engländerin nickte.
Und da erwischte es Nadine!
Es war eine seltsame Szene, die Claudia geboten bekam, denn ihr kam sie vor wie in einer alptraumhaften Filmszene.
Zunächst begann die Flamme wild zu tanzen, und sie schwebte plötzlich rechts von Claudia, wo sich auf einmal der unheimliche Abgrund befand. Nicht ein Schrei löste sich aus Nadines Kehle, sie versuchte sich noch mit der freien Hand festzuhalten, rutschte aber mit dem rechten Bein an der Kante des Pfads ab und segelte in die Tiefe, während die Flamme auf dem Weg nach unten verlöschte.
Nadine Lafour war weg. So schnell, als hätte es sie nie gegeben, als wäre sie nur eine Traumgestalt, ein Geist gewesen.
Und Claudia stand in der absoluten Finsternis auf dem schmalen Pfad.
Sie wußte nicht, was sie noch tun sollte, hielt eine Hand gegen den Mund gepreßt, um einen Schrei zu unterdrücken.
Sie wartete auf den Aufprall.
Sekunden vergingen.
War denn die Tiefe so unendlich, daß sie nichts hören konnte?
Claudia wußte es nicht, sie stand auf dem Fleck wie angewachsen und dachte daran, daß sie keinen Schritt mehr nach vorn machen durfte, wollte sie nicht das gleiche Schicksal erleiden wie Nadine.
Der Berg hatte wieder ein Opfer gefunden!
Das stand für Claudia Darwood fest, wobei sie sich fragte, wann sie an der Reihe sein würde. Wie lange gaben ihr die Gegner noch?
Stunden?
Minuten?
Da vernahm sie den Ruf!
»Claudia!«
Leise, verzweifelt klingend und aus der Tiefe an ihr Ohr dringend.
Claudia kannte die Stimme. Sie wußte plötzlich, daß Nadine noch lebte, und ihr Herz begann rasend zu hämmern.
»Bist du es?«
»Ja.«
»Wo steckst du denn?« rief die Engländerin voller Verzweiflung.
»Wo hat es dich…«
»Ich bin hier unten. Ich… ich …«
»Sprich weiter, Nadine!« Claudia hatte sich so aufgebaut, daß sie mit dem Gesicht zum Abgrund stand und in die dunkle Tiefe schauen konnte, obwohl sie dort nichts sah.
»Ich habe meine Kerze verloren!« Kläglich klang die Antwort.
»Und warum bist du nicht tot?«
»Ich… ich … man hat mich aufgefangen. Ich liege in einem Netz. Es ist klebrig. Ich kann mich nicht bewegen, Claudia. Das ist wie ein Spinnennetz. Ich weiß jetzt Bescheid …«
»Wie?«
»Die Spinnen werden kommen. Sie sind die Herren hier. Wir sind im Reich der weißen Spinnen. Ich habe es dir nie sagen wollen, weil du genug mitgemacht hast, aber jetzt mußt du es wissen. Wer in ihren Netzen landet, ist verloren.«
Claudia Darwood wußte nicht, was sie noch denken oder antworten sollte. Die ganze Lage war zu undurchsichtig, zu quer, zu verstrickt. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Zuerst Okastra und jetzt diese seltsamen Spinnen.
Wo war die Verbindung?
»Was soll ich denn tun?« fragte sie.
»Nichts kannst du tun, gar nichts. Du kannst höchstens zusehen, wie ich von ihnen gefre…«
»Nein, hör auf!« schrie Claudia. »Das darfst du nicht sagen, Nadine!«
»Es stimmt aber!«
Claudia war nicht mehr fähig, eine normale Antwort zu geben, und so wartete sie ab.
Nur allmählich normalisierte sich wieder ihr Herzschlag. Sie konnte jetzt etwas ruhiger atmen, doch die Aufregung kam wieder, als sie Nadines Schrei vernahm.
Er klang schrill und überaus ängstlich.
Dabei hatte Claudia ihre neue Freundin so sehr bewundert, deren Nervenstärke, deren Sicherheit. Und nun dieser verzweifelte Schrei, der Claudia bewies, daß Nadine in Schwierigkeiten steckte.
»Was ist denn?«
»Das Netz, Claudia. Es hat sich bewegt!«
»Ja und?«
»Die Spinne oder die Spinnen kommen!«
Einen halben Schritt ging Claudia Darwood zurück. Das ließ
Weitere Kostenlose Bücher