0319 - Im Würgegriff des roten Dämons
können, aber immerhin war das geweihte Silber in der Lage, ihn zumindest zu schwächen. Und darauf kam es dem Abenteurer an. Bill Fleming mußte so weit wie möglich freie Hand und freien Rücken bekommen, falls der Dämon die Sperren durchbrach und es zum Kampf kam.
Goro’heel hatte wieder seine Dämonengestalt angenommen. Zum Teil war die erbeutete Kleidung, die er trug, aufgeplatzt. Der dünne Rattenschwanz peitschte zornig hin und her.
Goro’heel wandte sich an Bill. »Du wagst es, mich zu beschwören? Dafür werde ich dich zerreißen!«
»Der Vertrag, den dieser Mann mit dir schloß, gibt mir das Recht und die Gewalt zum beschwörenden Zwang«, sagte Bill fest. Er beobachtete den Dämon aufmerksam. Wenn ein Windhauch kam und die Zeichen im Sand verdeckte oder veränderte, war höchste Vorsicht geboten. Bill hoffte, daß es windstill blieb.
»Ich schloß den Vertrag mit ihm, nicht mit dir, Wurm«, fauchte Goro’heel.
»Er ist mein Mandant, und er ist mein Helfer«, sagte Tendyke. »Was er sagt und tut, ist mein Wille. Deshalb mußtest du folgen.«
»Warum habt ihr mich gerufen?« schrie Goro’heel erbost. »Was wollt ihr?«
»Wir halten es für an der Zeit, daß die Forderungen des Vertrages erfüllt werden«, sagte Bill. »Hier und jetzt. Gib Manuela Ford frei - wenn du es kannst!«
»Nein«, schrie Goro’heel.
»Ich zwinge dich mit der Kraft der Magie, die Forderung des Vertrages zu erfüllen: Gib Manuela Ford frei, unversehrt an Leib und Seele!« rief Bill Fleming eindringlich.
»Ich zwinge dich mit der Kraft der Magie, die Forderung des Vertrages zu erfüllen: gib Manuela Ford frei, unversehrt an Leib und Seele!« wiederholte Tendyke.
Gemeinsam wiederholten sie den Ruf zum dritten Mal. Bill fügte die Beschwörungszeichen hinzu, die notwendig waren, die durch die aufgemalten Symbole hervorgerufene Magie zu stärken und wirken zu lassen.
Goro’heel schrie.
Er wand sich wie unter Hammerschlägen. Rauch, dunkelrot gefärbt, stieg aus dem Zauberkreis auf. Der Dämon krümmte sich zusammen und ging in die Knie.
»Ihr verlangt Unmögliches«, kreischte er. »Solange ihr mich in diesem Kreis gefangen haltet, kann ich das Tor nicht öffnen!«
»Welches Tor?« fragte Bill Fleming kalt.
»Das Tor, hinter welchem Manuela Ford, die Frau, die du begehrst, sich befindet!«
»Öffne es!« schrie Tendyke. »Sofort!«
»Ich kann nicht! Die Zeichen hindern mich! Ich kann meine Kraft nicht einsetzen! Ihr tötet mich, wenn ihr mich zwingt zu tun, was ich nicht kann!«
Tendyke und Fleming sahen sich an.
»Da ist was dran«, sagte Bill leise. »Aber wenn wir den Kreis öffnen, entwischt er dem Zwang. Außerdem muß dazu einer von uns seinen schützenden Drudenfuß und die Abschirmung verlassen.«
»Das ist das kleinste der Probleme«, sagte Tendyke. »Hast du eine Möglichkeit, den Zwang um den Dämon teilweise zu lösen?«
»Teilweise?«
»Überlegt nicht zu lange oder hebt die Forderung oder den Kreis auf«, wimmerte Goro’heel in echter Panik. »Wenn ihr mich tötet, kehrt die Frau nie in diese Welt zurück. Nur ich kenne das Tor und den Schlüssel!«
Bill preßte die Lippen zusammen.
»Eines der Zeichen müßte gelöscht werden«, sagte er. »Aber wir müssen dann vorsichtig sein, daß er seine Kraft nicht auch auf uns einwirken läßt.«
»Welches Zeichen?«
Bill beschrieb es Tendyke. »Aber ich halte es nicht für gut, daß einer von uns die Abschirmung verläßt. Denn dann macht er uns fertig, spielt uns möglicherweise gegeneinander aus.«
Tendyke zog den langläufigen Colt und zielte beidhändig. Er feuerte einen Schuß in das Zeichen ab. Die Kugel wirbelte Sand auf. Das Zeichen wurde teilweise gelöscht und damit unwirksam.
Sofort streckte sich der zusammengekrümmte Dämon. »Ah, so ist es gut«, schrie er schrill. »Jetzt - kann ich das Tor öffnen!«
Seine Stimmlage wechselte in einen tiefen Baß. Bill Fleming fühlte, wie seine Magenwände zu vibrieren begannen. Ein in der Nähe aufragender Strauch zerpulverte zu grünlichgrauem Staub. Der Dämon rief dumpfe Worte einer Sprache, die kein Sterblicher verstand und die in der Urzeit der Erde vielleicht einmal von einer überlegenen Dämonenrasse entwickelt worden war. Ein kräftiger Windhauch ging über den Fluß, konnte aber die Zeichen nicht berühren, denn es war ein magischer Wind.
Aus blauem Mittagshimmel flammte ein greller Blitz herab und schlug in die Fluten des Rio Grande. Eine Dampffontäne sprühte empor. Wellen weiteten
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